Bewertung
Gischler, Victor

Vampire à Go-Go

Die etwas andere Reise durch Prag.

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Inhalt

Eigentlich wollte der amerikanische Literaturstudent Allen seine Ferien entspannt daheim bei den Eltern verbringen, doch wegen seiner schlechten Prüfungsergebnisse wird er dazu verdonnert, einen seiner Professoren auf eine Forschungsreise nach Prag zu begleiten. Dass kurz vor seiner Abreise in seiner Nähe ein Mord geschieht, bezieht Allen noch nicht auf sich und seine Aufgabe, doch als er in Prag ankommt, besteht kein Zweifel mehr daran, dass er im größten und verrücktesten Schlamassel seines Lebens steckt. Hexen, Zauberer, Kampfmönche, Geister und Vampire kreuzen seinen Weg und versuchen ihn auf ihre Seite zu ziehen, damit er ihnen hilft, ein mächtiges Artefakt zu finden. Zum Glück ist da noch Allens beste Freundin Penny, die ihm nach Prag folgt, die allerdings auch so ihre Geheimnisse hat.

Kritik

Weibliche Vampire, die ihre Reize geschickt ausspielen und mit geballter Erotik sabbernde Männer in die Falle locken, sind mittlerweile ein wiederkehrendes Element im Mysterygenre. Victor Gischlers Roman "Vampire à Go-Go" erweckt durch seinen Titel, die Aufmachung und die Werbung auf dem Buchrücken ("Echte Vampire lieben es zu strippen!") den Eindruck, als würde hier das Sexy-Vampir-Motiv besonders im Vordergrund stehen und als wären im Stile von Quentin Tarantinos "From Dusk Till Dawn" strippende Vampirrinnen dabei, doch das ist nicht der Fall. Es spielt zwar eine Vampirlady mit, die als Verführerin auftrumpft, doch sie strippt nicht und ist nur eine von mehreren übernatürlichen Geschöpfen, mit denen es Hauptprotagonist Allen zu tun bekommt.

Man sollte sich also nicht in die Irre führen lassen. "Vampire à Go-Go" ist ein unterhaltsamer Roman, in dem die reale Vergangenheit Prags und die vielen historischen Bauwerke, die es noch heute in der tschechischen Hauptstadt gibt, mit einer fiktiven Mystery-Handlung verknüpft werden. Neben den Gegenwartsereignissen um Allen und Penny spielen mehrere Kapitel im 16. Jahrhundert, genauer gesagt während der Herrschaft von Rudolf II., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, der in Prag residierte und der sich dort nachweislich mit Astrologie, Alchemie und anderen umstrittenen Wissenschaften beschäftigte. Diese Fakten werden in "Vampire à Go-Go" auf spezielle Weise interpretiert. So lesen wir von unheilvollen Experimenten, für die viele Menschen ihr Leben und ihre Seelen opfern mussten und die auch Jahrhunderte später noch das Denken und Handeln verschiedener Personengruppen beeinflussen.

Die Gegenwart und die Vergangenheit werden auf recht interessante Weise verbunden, denn der Charakter, der als Erzähler fungiert und uns durch die Story führt, ist ein entscheidender Bestandteil der Vergangenheitshandlung (und basiert auf einem realen Vorbild), zeigt sich aber auch in der Gegenwart noch sehr präsent und beobachtet alles aus einer übergeordneten Position heraus. Dadurch ergeben beide Handlungsteile ein flüssiges, stimmiges Ganzes.

Dank der richtigen Zutaten bleibt der Roman von Anfang bis Ende unterhaltsam. Die Charaktere sind sympathisch und die aufkeimende Romanze zwischen Allen und Penny mag zwar nicht sonderlich originell sein, ist aber auch weitestgehend kitschfrei. Darüber hinaus ist Prag ein interessanter und noch nicht abgenutzter Schauplatz, der wirklich gut zur Geltung kommt. Wir lernen Prag als eine Stadt mit viel Geschichte, Kultur und Geheimnissen kennen, aber auch als einen Ort, der viele junge Touristen aus Europa und den USA anlockt. Die Handlung nimmt sich dabei selbst nicht zu ernst und ist durchzogen mit makaberem Humor.

Fazit

Es gibt keinen Grund, sich über "Vampire à Go-Go" zu beschweren, es sei denn, man(n) war wirklich scharf aus strippende Vampirrinnen. Victor Gischlers Roman ist unterhaltsam und lässt sich flüssig lesen.

Maret Hosemann - myFanbase
04.07.2011

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