Bewertung
Cohn, Rachel & Levithan, David

Nick & Norah – Soundtrack einer Nacht

"Das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam, aber könntest du für die nächsten fünf Minuten meine Freundin spielen?"

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Inhalt

Gerade taucht Bassist Nick so richtig ab in den punkigen Sound, den er und seine Bandkollegen in einem gut besuchten Nachtclub verbreiten, da schneit plötzlich seine Ex-Freundin Tris rein und versaut ihm die gute Stimmung. FUCK! Spontan spricht Nick ein fremdes Mädchen an, das für fünf Minuten seine Freundin spielen soll. Zunächst wiederwillig, stimmt die überraschte Norah zu, die ebenfalls schlechte Erfahrungen mit ihrem Ex-Freund gemacht hat, an dem sie immer noch hängt. Denn zufälligerweise kennt Norah die coole Tris besser, als Nick denkt. Aus fünf Minuten wird schließlich eine lange Nacht, in der Nick und Norah um die Häuser ziehen, sich der Musik hingeben und kribbelige Küsse austauschen.

Kritik

Kennst du das Gefühl? Du liest ein Buch, die Seiten blättern sich fast von selbst um und dennoch kannst du nicht genau sagen, ob es dir gefällt? Es ist einfach da und unterhält dich für einige Stunden recht gut, ohne langweilig zu sein. Aber ein richtig gutes oder schlechtes Gefühl kommt dabei nicht auf, so als betrachte man die Handlung in Zuckerwatte eingehüllt. Süß und irgendwie klebrig. So erging es mir zumindest, als ich mir gemeinsam mit "Nick & Norah" eine lange Nacht um die Ohren schlug, die durch belebte Straßen und angesagte Clubs führte - untermalt mittels musikalischer Songtexte, mir unbekannten Bands und einer Liebesgeschichte, wie sie das Leben selbst geschrieben haben könnte. Kitsch ade! Realismus fühle dich willkommen!

Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich durch einen Filmtrailer mit dem gleichnamigen Titel "Nick & Norah – Soundtrack einer Nacht". Neugierig, wie ich bin, bestellte ich mir sofort das verfilmte Buch und legte los, um kurz darauf festzustellen, dass Romanvorlage und Filmtrailer bereits geringe Gemeinsamkeiten aufweisen. Welch Überraschung! Die Teen-Komödie habe ich mir bisher nicht angesehen, werde dies aber demnächst nachholen.

Nick und Norah begegnen sich in einem Nachtclub und beschließen spontan, eine 5-Minuten-Beziehung miteinander einzugehen. Was gibt es besseres, um vor seiner coolen Ex-Freundin nicht wie ein Loser dazustehen? Hat diese doch ihren neuen Lover im Gepäck, als Nick mit seiner Queercore-Band gerade einen genialen Auftritt hinlegt und infolgedessen völlig aus dem Konzept gebracht wird. Nur, dass es in dieser etwas anderen Lovestory Nick ist, der um seelischen Beistand bettelt (nicht wie im Film Norah) und folglich ein Mädchen kennenlernt, das ihm so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen wird. Umgekehrt gilt das Gleiche. Eine chaotische wie gefühlsverwirrende Nacht nimmt ihren Lauf, inklusive einer Beziehung, die weit länger dauert, als gespielte fünf Minuten.

Das Autorenduo Rachel Cohn und David Levithan macht es dem Leser leicht, sich in die Geschichte einzufinden, die mit schönen Worten beginnt und sich stets an der Liebe zur Musik orientiert. Man spürt sofort, was es für den Bassisten Nick bedeutet, ein Teil von Melodie und Rhythmus zu sein und wie sehr er unter der Trennung von seiner Ex-Freundin Tris leidet. Schließlich hat er ihr kurz zuvor die drei wichtigen Worte zugeflüstert ... bevor sich der Erdboden unter seinen Füßen auftat. Als Nick dann auf Norah trifft, ist es wie ein elektrischer Schlag, der ihn langsam aus seinem Liebeskoma erwachen lässt und sein Inneres erneut mit Leben füllt. Das alles passiert innerhalb weniger Stunden, dennoch wird die wachsende Anziehungskraft zwischen den beiden Leidensgenossen, die in Sachen Liebe bisher vom Leben gebeutelt wurden, sehr authentisch eingefangen.

Abwechselnd taucht man in die Gedankenwelt von Nick und Norah ein und bekommt das Gefühl, sich in vertauschten Rollen wieder zu finden. Während Nicks Charakter eher eine sensible Aura ausstrahlt, erscheint Norah auf den ersten Blick etwas abgeklärt und überhaupt NICHT frigide, wie sie es sich die meiste Zeit über einzureden versucht. Verbuchen wir es unter schlechte Erfahrungen! Denn hier geht es einige Male (fast) zur Sache und das geht eindeutig nicht auf Nicks Konto.

Der Plot an sich ist ziemlich einfach gehalten und im Ganzen betrachtet passiert nichts wirklich Außergewöhnliches, langweilig wird es trotzdem nicht. Nick und Norah sinnieren die meiste Zeit über ihre gescheiterten Beziehungen und lernen einander besser kennen und zu vertrauen. Seelisch wie körperlich. Nebenbei grooven sie durch die Clubs und frönen ihrer gemeinsamen Leidenschaft für Punkmusik - sie leben und lieben gemeinsam, vorerst für eine Nacht. Spontan würde ich da an den Film "Bevore Sunrise" mit Ethan Hawke und Julie Delpy in den Hauptrollen denken, der sich ebenfalls in einem gemäßigten Tempo bewegt und bei mir ähnliche Gefühle hinterließ wie "Soundtrack einer Nacht". Ich würde also behaupten, dass es sich hierbei um einen gelungenen (Jugend-)Roman handelt, der mich recht gut unterhalten, aber nicht komplett überzeugen konnte. Besser vermag ich es leider nicht in Worte zu fassen.

Fazit

Ein gelungener Soundtrack über zwei von der Liebe gebeutelte Seelen, die in einer Nacht die beste 5-Minuten-Beziehung ihrer Jugend erleben - realistisch, frech und gefühlvoll erzählt. Im Ganzen betrachtet eine musikalisch untermalte Lovestory, die das Herz für die neuen Dinge des Lebens öffnet und mich sprachlos zurückließ. Auf die eine oder andere Art.

Doreen B. - myFanbase
12.07.2011

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