Bewertung
Moccia, Federico

Drei Meter über dem Himmel

Eine heißkalte Lovestory mit up and downs – der Bestseller aus Italien.

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Inhalt

Babi und Step könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie, die wohlerzogene Musterschülerin aus reichem Hause, stets gut vorbereitet und sehr schlagfertig. Er, ein muskelbepackter Rumtreiber, der gerne seine Fäuste sprechen lässt und an illegalen Motorradrennen teilnimmt. Als die beiden auf einer Party ins verbale Kreuzfeuer geraten und Step die genervte Babi kurz darauf vor der Polizei rettet, wird eines schnell deutlich: Die beiden fühlen sich gewaltig zueinander hingezogen. Doch damit fangen die Probleme erst richtig an - beide Welten lassen sich nur schwer miteinander vereinbaren und so müssen Step und Babi bald feststellen, dass Liebe allein manchmal nicht ausreicht. Oder doch?

Kritik

Ich liebe diese jugendlich frischen Lovestorys, in denen Mann und Frau sich bis aufs Blut reizen und schließlich nicht mit hochromantischen Gefühlen geizen. Entsprechend wollte ich gemeinsam mit Step und Babi "Drei Meter über dem Himmel" oder, noch besser, auf Wolke sieben schweben. Immerhin handelt es sich hierbei um einen italienischen Bestseller. Hat es geklappt? Leider nicht ganz, aber es war verdammt nahe dran – von anfänglicher Verwirrung über pure Begeisterung, bis hin zu einer leichten Antipathie für den männlichen Hauptprotagonisten war bei mir alles dabei.

"Ich verstehe nur Bahnhof!" war mein erster Gedanke, als ich mir die ersten Seiten zu Gemüte führte. Plötzlich waren da so viele Personen und Namen, die es sich zu merken galt. Wo kommt der denn jetzt auf einmal her und wer ist das jetzt schon wieder? So ging es mir des Öfteren durch den Kopf. Dadurch, dass Federico Moccia sich des auktorialen Erzählers bedient (er springt während eines Kapitels gleichzeitig in mehrere Personen/Gedanken) war ich schon ein bisschen irritiert. An manchen Stellen wurde für mich nicht deutlich genug, wer jetzt was gedacht oder gesagt hat. Ergo ließ es sich nicht vermeiden, einige Abschnitte ein zweites Mal zu lesen. Kein Problem! Moccia schreibt ansonsten wundervoll erfrischend und mit einem leichten Augenzwinkern.

Mit Babi und Step prallen, mit geballter Kraft, einmal mehr zwei Welten aufeinander, die zuweilen für eine explosive Mischung sorgen. Auf der verbalen wie romantischen Ebene. Zuckende Mundwinkel sind keine Seltenheit. Wenn die schlagfertige Musterschülerin, während einer Party, auf den überheblichen Muskeltitanen trifft und beide gemeinsam unter der Dusche landen, dann ist das schon sehr amüsant. Genauso wie die typischen Klischees mit denen Moccia für weitere Schmunzler sorgt. Wenn eine Frau verspricht ein Geheimnis für sich zu behalten, es daraufhin sofort der besten Freundin erzählt und diese wiederum das Gleiche verspricht, dann ist das genauso klischeehaft, wie ein Haufen Testosteron überschütteter Typen, die sich gegenseitig beweisen müssen, wer der stärkste Macker von allen ist.

Das bissige Kennenlernen zwischen Babi und Step macht wirklich Laune, hat aber gleichzeitig seine Schattenseiten. Gemeinsam mit ihnen streift der Leser durch die Straßen Roms und wird Zeuge illegaler wie spektakulärer Motorradrennen á la "The Fast and the Furious", nur auf Motorrädern. Es wird heiß und schnell. Hat man also erst einmal den stotternden Start hinter sich gebracht, geht es volle Kanne in ein heißkaltes Liebesabenteuer, mit up and downs. Es wird geflucht, gezankt, geküsst und geliebt.

Schwer tat ich mich allerdings (hin und wieder) mit Steps Charakter. Step lässt nämlich lieber die Fäuste sprechen, als sein Hirn einzuschalten, und erpresst mal eben seinen erfolgreichen Bruder, damit er die Schulden seines besten Kumpels Pollo begleichen kann. Zweiteres ist ja noch recht unterhaltsam, doch wenn Step in blinder Wut einfach drauf losprügelt, dann kamen bei mir schon leichte Hassgefühle auf. In letzter Zeit gingen einfach genügend tödliche Schlagzeilen über solch perspektivlose Brutalos durch die Presse.

Dem wirkt Moccia zwar mit einer plausiblen Hintergrundgeschichte entgegen, dennoch ließen sich leichte Zweifel Step gegenüber nicht gänzlich abschütteln ... bis zum bitteren Ende. Das für mich sehr überraschend und schnell kam. Hier überschlagen sich plötzlich die Ereignisse und es wird noch einmal deutlich, dass es sich bei "Drei Meter über dem Himmel" um KEINE seichte Lovestory handelt, die von Kitsch überladen ist und auf ein rosarotes Happy End zusteuert. Ganz im Gegenteil! Das wiederum hat mir sehr gut gefallen und lässt die Beziehung zwischen Babi und Step umso authentischer erscheinen. Beide wachsen an ihren gemeinsamen Erlebnissen und machen eine tiefgreifende Veränderung durch, wenngleich sich diese auf den letzten Seiten in einer etwas chaotischen Form (ein plötzlicher Zeitsprung) präsentiert.

Zusammenfassend würde ich "Drei Meter über den Himmel" als eine dramatisch wie humorvoll angelegte Lovestory bezeichnen, die sich, außer leichter Startschwierigkeiten, sehr gut schmökern lässt und zum Lachen wie Aufregen einlädt. Step und ich werden wohl nie beste Freunde werden, dennoch freue ich mich sehr darauf zu sehen, wie es mit ihm und Babi in der Fortsetzung "Ich steh auf dich" weiter geht.

Fazit

Ein wunderschöner wie authentischer (Jugend-)Roman über die ganz große Liebe, blinde Wut und das Leben selbst – humorvoll, erschreckend und bezaubernd erzählt. Mit dem gelegentlichen Gefühl, nur italienisch verstanden zu haben und dem männlichen Protagonisten eins über den Schädel braten zu wollen.

Doreen B. - myFanbase
14.07.2011

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