Bewertung
Arnold, Cedric

Volltreffer

Von einem, der auszog, sein Leben zu retten.

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Inhalt

Arthur Silbermann ist von Beruf Erbe. Er finanziert sich ausschließlich durch das Geld, das sein Vater Johannes Silbermann, ein Bestseller-Autor, ihm hinterlassen hat, und führt ein sorgenfreies, aber auch einsames, monotones Leben, ohne irgendwelche Abwechslung. Genau dies ändert sich von einem Tag auf den anderen schlagartig, als Arthur plötzlich merkwürdige Nachrichten von einem anonymen Beobachter erhält, eine alte Frau behauptet, Arthurs Vater sei ein Mörder gewesen, ein Mann aus Hollywood ihm auf die Pelle rückt, um mehr über einen Silbermannschen Roman zu erfahren, der verfilmt werden soll, und dann auch noch eine attraktive Sozialhilfeempfängerin ins Haus gegenüber einzieht. Diese verdreht Arthur komplett den Kopf und bringt ihn dazu, sich mit einem Schläger anzulegen. Das unerklärliche Interesse an seiner Person bereitet Arthur zunehmend Kopfzerbrechen. Was geht wirklich vor sich?

Kritik

"Volltreffer" ist in jeder Hinsicht eine deutsche Satire. Der Autor Cedric Arnold nimmt deutsche Film – und Literaturmotive aufs Korn und spart zudem nicht mit Seitenhieben auf deutsche Institutionen verschiedenster Art, von der Sparkasse über die Telekom bis hin zu RTL2. Dabei landet er durchaus den einen oder anderen titelgebenden Volltreffer und drückt scharfzüngig aus, was so manch einer von uns schon mal gedacht hat.

Die klischeehaften, absichtlich komplett überzogenen Dreigroschenroman-Motive, aus denen sich die Handlung dieses Romans zusammensetzt, halten den Leser von Anfang bis Ende in einem schwer definierbaren Zustand zwischen Dauergrinsen und permanentem Kopfschütteln. Zu diesen Motiven gehören unter anderem die allseits beliebte Nazi-Vergangenheit und die uralte Vorstellung von einem vergrabenen Schatz. Zwei Themen, für die der Ausdruck "ausgelutscht" erfunden wurde. Darüber hinaus werden viele typische Merkmale der deutschen Heimatfilme aus den 1950er Jahren persifliert, sei es das Dorfleben, das Erben, oder die Jagd als Edel-Hobby. Was gibt es noch? Ach ja, Spionage, Intrigen, Verwechslungen, soziale Randgruppen, aber auch ein paar neuere Themenkomplexe, die in den sauberen 1950er Jahren noch effektiv weggeschruppt wurden, wie zum Beispiel Drogen und Sex. Cedric Arnold geizt wirklich nicht mit absurden Entwicklungen, die er den furchtbarsten Machwerken der Literatur und Filmindustrie entnommen hat. Wem passiert es nicht hin und wieder mal, dass er beim Lesen eines Romans oder Betrachten eines Films so etwas denkt wie "wenn das jetzt eine schlechte Räuberpistole wäre, würde dieses und jenes passieren". Nun, hier passiert dieses und jenes dann tatsächlich, in bitterbösester Form.

Der Hauptheld der Geschichte ist ein klassischer Schlaffi. Arthur Silbermann war von Beruf immer nur Sohn und weiß das auch. Als sein Vater noch lebte, bekam er von ihm regelmäßige Finanzspritzen, ohne die er elendig zu Grunde gegangen wäre, und nach dem Tod des Alten lebt er von dem stattlichen Erbe. Arthur ist kein schlechter Mensch, er ist nur faul, gänzlich talentfrei, unsicher und von mittelmäßiger Intelligenz. Er verkörpert damit Eigenschaften, die viele Menschen besitzen, an die wir aber nicht allzu gerne erinnert werden, weil sie so gar nichts Glanzvolles an sich haben. Wir folgen einem Hauptprotagonisten, der einerseits Sympathien weckt, weil er so menschlich ist, und uns andererseits in den Wahnsinn treibt, weil er Dinge tut und sagt, die wir in einer vergleichbaren Situation vielleicht auch tun und sagen würden, die uns aber von der übergeordneten Position als Leser heraus einfach nur dumm erscheinen.

Obwohl der Roman erst im Dezember 2010 erschienen ist, finden sich ein paar nicht mehr aktuelle Bezüge, was natürlich schon mal passieren kann, wenn in einem Buch reale Personen bzw. Ereignisse der Gegenwart aufgegriffen werden.

Fazit

Cedric Arnolds "Volltreffer" erweist sich als eine Satire, die durch ihre überzogene, absurde Art unterhaltsam und nervig zugleich ist. Im Prinzip genau so, wie eine Satire sein sollte.

Maret Hosemann - myFanbase
16.07.2011

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