Bewertung
Brandhorst, Andreas

Die Stadt

Der Tod ist nur der Beginn.

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Inhalt

An seinem 40. Geburtstag kommt Benjamin Harthmann bei einem Autounfall ums Leben – und erwacht in einer mysteriösen Stadt, in der zahlreiche verstorbene Menschen "leben", einige seit Jahrzehnten, andere erst seit Kurzem. Obwohl Benjamin die Möglichkeit erhält, in die führende Gemeinschaft der Stadt aufgenommen zu werden, die über unerschöpfliche Ressourcen verfügt, drängt es ihn, sich gegen den Anführer Hannibal zu stellen und einen Weg aus der Stadt zu suchen. Nach und nach wird Benjamin klar, dass mit den Erinnerungen an sein Leben etwas nicht stimmt und dass die Stadt gegen ihn ist. Gemeinsam mit der aus der Gemeinschaft verstoßenen Louise sucht er eine Möglichkeit, die Stadt zu verlassen.

Kritik

Wir alle haben uns schon mal gefragt, was nach dem Tod kommt. Gibt es das Paradies? Gibt es die Hölle? Gibt es etwas dazwischen? Kein anderes Thema wirft im Leben eines Menschen so viele Fragen auf wie der Tod. Ironischerweise. In seinem Roman "Die Stadt" zeigt uns der Autor Andreas Brandhorst, dass nicht einmal die Menschen, die gestorben sind, eindeutige Antworten erhalten.

Der Hauptprotagonist Benjamin Harthmann erwacht nach seinem Tod in einer grotesken Stadt voller Mysterien. Die Überreste von Möbeln, Kleidungsstücken, Fahrzeugen und anderen menschlichen Errungenschaften scheinen darauf hinzudeuten, dass die Stadt früher ein belebter Ort war, doch die Zeit verläuft hier nicht synchron und Dinge, die sehr alt wirken, sind zum Teil erst vor ein paar Tagen oder Stunden in der Stadt erschienen. Diese Asynchronität gilt auch für die Stadtbewohner, von denen sich einige schon länger an diesem Ort befinden als andere, die Jahrzehnte vorher gestorben sind. Immer wieder verschwinden Menschen aus heiterem Himmel und kehren nie wieder zurück. Insgesamt leben ein paar hundert Männer und Frauen sowie eine Handvoll Kinder in der Stadt, was bedeutet, dass nicht alle Menschen auf der Welt nach ihrem Tod hier landen. Obwohl sie aus verschiedenen Ländern stammen und ihre jeweiligen Muttersprachen sprechen, können sie sich untereinander problemlos verstehen. Sie benötigen wie zu Lebzeiten Nahrung und Schlaf, fühlen Schmerzen und können getötet werden, nur dass sie dann wieder in der Stadt erwachen.

Die einzelnen Stadtbewohner haben ihre ganz eigenen Theorien darüber, was die Stadt ist, und können dem Neuankömmling Benjamin keine plausiblen Erklärungen bieten. Doch nicht nur die Stadt ist für Benjamin ein Mysterium, auch seine eigenen Erinnerungen sind ihm ein Rätsel. Sie scheinen lückenhaft zu sein und erklären nicht gewisse Kenntnisse, über die er verfügt. Wer ist Benjamin wirklich und warum ist sein Verlangen, die Stadt zu verlassen, scheinbar ebenso stark wie das Verlangen der Stadt, ihn loszuwerden?

Stellenweise erinnert "Die Stadt" an eine urbane Version der Insel-Mysteryserie "Lost". Was in "Lost" das Rauchmonster ist, ist hier ein gigantischer Nebel, der Angst und Schrecken unter den Bewohnern der Stadt verbreitet. Ähnlich wie auf der "Lost"-Insel finden sich auch in dieser Romanstadt viele rätselhafte Hinterlassenschaften aus der Vergangenheit, wiederkehrende Symbole sowie unterschiedliche Gruppierungen, die sich bekämpfen. Nicht zu vergessen spielt sowohl in der Fernsehserie als auch in diesem Roman ein Charakter namens Benjamin, genannt Ben, eine bedeutsame Rolle. Alles nur Zufall?

Der Roman lebt eindeutig von der Komplexität der Stadt und den Tiefen des Charakters Benjamin, von den vielen Eindrücken, den Rätseln und den Interpretationsmöglichkeiten. Nachdem ich nun die Auflösung kenne, finde ich zwar, dass man noch die einen oder anderen Elemente, die erst im Nachhinein ihre wahre Bedeutung entfalten, mehr in die Handlung hätte integrieren können, um vielleicht sogar den Wunsch zu wecken, den Roman noch einmal zu lesen, aber alles in allem empfindet man keine Unzufriedenheit mit dem Ende der Geschichte. Das ist im Genre Mystery keine Selbstverständlichkeit.

Fazit

Wer Mystery im Stile von "Lost" mag, für den ist "Die Stadt" ein durchaus lesenswerter Roman.

Maret Hosemann - myFanbase
07.08.2011

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