Bewertung
Fantaskey, Beth

Der Vampir, den ich liebte

"Glaubte Lucius Vladescu wirklich, ich würde mich in ihn verlieben, nur weil er ein attraktives Gesicht hatte? Einen atemberaubenden Körper? Dass es mich interessieren würde, dass er nach dem erotischsten, würzigsten Rasierwasser roch, das ich je gerochen hatte..."

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Inhalt

Ein kalter Schauer läuft Jessica über den Rücken, als ihr auf dem Weg zur Schule ein mysteriöser Fremder auflauert, der den fast vergessenen Namen Antanasia wispert. Gruselig! Nichts wie weg, denkt sie sich und wähnt sich bereits in Sicherheit. Doch kurze Zeit später steht der unheimliche Typ direkt vor Jessica und offenbart ihr ein erschütterndes Geheimnis. Jessica ist angeblich eine rumänische Vampirprinzessin und Lucius, der ominöse Fremde, von Geburt an ihr Verlobter. Noch ehe Jessica wirklich begreifen möchte, dass der scheinbare Prinz Lucius ein Vampir ist, schlagen ihre Gefühle auch schon Purzelbäume ...

Kritik

Als ich vor wenigen Tagen zu Beth Fantaskeys Debütroman "Der Vampir, den ich liebte" griff, hatte ich genau eines im Sinn. Ich hatte mächtig Lust auf eine seichte High-School-Romantasy, bei der es sich prima abschalten und vielleicht ein wenig schmunzeln lässt. So sei es! Wenngleich diese knapp 430 Seiten lange Blutsauger-Lovestory nicht immer die höchste Geschmacksnote an den Tag legte. Gemundet hat es trotzdem!

Es ist schon recht niedlich, wenn Jessica, die eigentlich den äußert komplizierten Namen Antanasia trägt, von einem blutsaugenden Rumänen heimgesucht wird, der behauptet ihr Verlobter zu sein. Denn Jessica, ähm, Antanasia ist in Wahrheit eine Vampirprinzessin, die plötzlich den einst geschlossenen Pakt ihrer Vorfahren besiegeln und den attraktiven Lucius ehelichen soll. Nur so kann ein Krieg zwischen den verfeindeten Familien dauerhaft ad acta gelegt und ein vampirisches Happy End gefeiert werden. Das dabei nicht alles nach Lucius Plan verläuft, ist wohl eine Selbstverständlichkeit.

Die Idee ist recht originell und unterhaltsam ausgearbeitet, besitzt aber leider auch einige Schwächen. Der Plot ist zum Teil vorhersehbar, bricht an manch entscheidenen Stellen ungünstig ab (Zeitsprünge) und auch vor Stereotypen ist die Story nicht gefeilt. Alle Charaktere handeln genauso, wie man es erwarten würde. Lucius ist eben dieser düstere, sexy Vampir mit einem europäischen Charme, der stets ins Schwarze trifft, nur eben bei seiner Angebeteten nicht. Denn Jessica teilt verbal ganz schön aus und benimmt sich zunächst überhaupt nicht prinzessinnenlike! Vorerst muss die Königin in Spe nämlich ihr Gefühlchaos ins Reine bringen - es gilt sich zwischen einem sprachlichen Bauern und einem "Pseudo"-Vampir zu entscheiden. Überflüssigerweise steht Jessica zunächst extremst auf der Leitung was ihren Prinzen betrifft. Und so benötigt es eine Masse an Kapiteln, bis sie endlich einsieht, dass Lucius ihr keine Ammenmärchen in Bezug auf seine Person auftischt. Er ist wahrlich ein Vampir! Ein Vampir, dessen Gemüt auch seine Grenzen und Bedürfnisse kennt. Wie gemein!

Größtenteils findet man in "Der Vampir, den ich liebte" alle Figuren, die es für eine düstere High-School-Romanze braucht: eine zickige Schönheit, die beste Freundin sowie etwas hohle Zeitgenossen, die für etwas Stunk sorgen. Ungewöhnlich hingegen ist die Ausarbeitung der Vampire. Kein Wunder, dass Jessica zunächst vom Unglauben befallen ist. Sonne, Spiegel, gewöhnliche Nahrung sowie fehlende Selbstheilungskräfte ... alles kein/ein Problem. Wären da nicht die "furchterregenden" Reißzähne, könnte man glatt annehmen, dass Vampire gewiss nicht existieren.

Geschildert wird die Handlung hauptsächlich aus Jessicas (Ich-)Perspektive. Der Schreibstil ist einfach und gleichzeitig humorvoll ausgearbeitet, unterstrichen mittels passender wie amüsanter Metaphern und Vergleiche. Das Highlight sind aber die gelegentlichen Briefe von Lucius an seinen vampirischen Onkel Vasil, die einen sarkastischen Unterton anschlagen. Herrlich! Hier bleibt kein Auge trocken. Wenn Lucius sich über das vegetarische Essen seiner Gastfamilie oder über Jessicas mangelndes Interesse echauffiert, dann ist das schon recht vergnüglich. Er drückt sich so schön gewählt und zugleich pikiert aus. Von königlichem Blute eben!

Komplett betrachtet, handelt es sich bei "Der Vampir, den ich liebte" sicherlich um kein literarisches Meisterwerk. Für eine gut unterhaltende wie humorvolle Young-Adult-Lovestory reicht es jedoch. Die Romantasy um Antanasia und Lucius hat zwar ihre Längen, besticht unterdessen aber mittels sympathischer Charaktere sowie witziger Dialoge und entwickelt sich zum Ende hin. Beide Schlüsselfiguren machen während der königlichen Eroberung eine greifbare Wandlung durch und sorgen für allerhand romantische Momente. Besonders das Ende ist, trotz seiner schnellen und etwas kitschigen Entwicklung, recht gut anzuschauen. Da kreischt das romantikverwöhnte Leserherz auf und freut sich auf die Fortsetzung "Jessica Rules the Dark Side", die 2012 in der Originalfassung erscheinen wird.

Fazit

Beth Fantaskey erfindet hier zwar nichts wirklich Neues bezüglich des bluttrinkenden Völkchens und der anbahnenden Liebesgeschichte, überzeugt aber mittels einnehmender Charaktere, humorvoller Dialoge sowie knisternder Romantikeinlagen. Vielleicht wird nicht jeder diese vampirische Lovestory lieben, ein kurzweiliges Lesevergnügen dürfte aber garantiert sein. Also eine Kostprobe wert!

Doreen B. - myFanbase
17.09.2011

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