Bewertung
Briggs, Patricia

Siegel der Nacht

"Kojote bringt Veränderung und Chaos. Besser als Tod und Zerstörung, sicher – aber das folgt oft auf Veränderung."

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Inhalt

Mercy und Adam, die Kojotin und der Werwolf, haben geheiratet und machen Flitterwochen auf einem neuen, offiziell noch geschlossenen Campingplatz, den sie ganz für sich haben. Schnell wird dem frisch angetrauten Paar jedoch bewusst, dass sie nicht zufällig an diesem Ort sind, denn ein unheimliches Wesen lebt in den Gewässern und holt sich immer wieder menschliche Opfer. Der Kampf gegen die Bedrohung aus der Tiefe wird für Mercy gleichzeitig zu einer Auseinandersetzung mit ihren eigenen Wurzeln, denn zum ersten Mal in ihrem Leben stößt sie auf Personen, die wissen, was sie ist.

Kritik

"Mercy Thompsons schwierigster Fall" – dieser Behauptung auf dem Buchrücken kann man zustimmen, muss man aber nicht. Deutlich treffender wäre es, das sechste Abenteuer der gestaltwandlerischen Automechanikerin als ihr persönlichstes zu bezeichnen. Mercy erfährt diesmal sehr viel über ihre Wurzeln und bekommt erstmals Antworten auf ihre Fragen. Wer die Buchserie von Beginn an verfolgt hat, der weiß, dass Mercys Herkunft ein bedeutsames Thema ist, das unterschwellig immer eine Rolle gespielt hat.

Was wir über Mercys Herkunft erfahren ist ungewöhnlich, sehr symbolisch und mit keinen Forschungsmitteln dieser Welt zu erfassen und doch geht es uns wie Mercy selbst – wir verstehen es, ohne es wirklich erklären zu können. Insgesamt befasst sich dieser sechste Band sehr stark mit indianischer Mythologie, was in unserer Zeit, in der alt-europäische Legenden über Vampire und Werwölfe die Literatur – und Filmlandschaft dominieren, besonders faszinierend ist. Im Laufe der Handlung wird explizit aufgegriffen, dass die paranormalen Geschöpfe aus Europa die indianischen Wesen weitestgehend verdängt haben, es aber gleichzeitig unerwartete, widernatürliche und doch wertvolle Verschmelzungen gibt, allen voran Mercy und Adam.

Erst mit diesem sechsten Abenteuer in die Buchserie um Mercedes "Mercy" Thompson einzusteigen, wäre eher kontraproduktiv, da es zahlreiche Verweise auf Ereignisse und Personen aus früheren Bänden gibt, die das Verständnis der Handlung zwar nicht unmöglich machen, aber irritierend wirken können. In erster Linie aber lassen sich nur mit Kenntnis der früheren Bände die Gefühle der Protagonisten wirklich nachvollziehen und die Bedeutung der Erkenntnisse, die dieser sechste Teil liefert, in ihrer ganzen Breite erfassen.

Nach dem Verweis auf den Buchrücken kann man auch noch ein paar Worte über den deutschen Romantitel verlieren, der nicht wirklich glücklich gewählt ist. In der Handlung spielt zwar ein Siegel eine wichtige Rolle, aber kein Siegel der Nacht, sondern ein Siegel des Flusses, das auch nur als solches bezeichnet wird und sich im Originaltitel "River Marked" widerspiegelt. Was also hat die Nacht hier verloren? Offenbar traut man der deutschen Leserschaft nicht so recht zu, dass sie Fantasy auch ohne gewisse Schlüsselwörter wie "Nacht", "Finsternis", "Vampir", "Blut", "Biss" und ähnliche erkennt.

Fazit

Der sechste Band reiht sich nahtlos in Patricia Briggs gelungene Urban-Fantasy-Serie ein und erfreut die Leser mit einigen Antworten und indianischer Mythologie.

Zur Rezension von Band 1 "Ruf des Mondes"

Zur Rezension von Band 2 "Bann des Blutes"

Zur Rezension von Band 3 "Spur der Nacht"

Zur Rezension von Band 4 "Zeit der Jäger"

Zur Rezension von Band 5 "Zeichen des Silbers"

Maret Hosemann - myFanbase
24.09.2011

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