Bewertung
Anonymus

Das Buch ohne Gnade

Back from the Dead.

Foto: Copyright: Bastei Lübbe GmbH & Co. KG
© Bastei Lübbe GmbH & Co. KG

Inhalt

Im Hotel Pasadena, einem abgelegenen Luxusetablissement in der Wüste, findet der alljährliche Back-from-the-Dead-Gesangswettbewerb statt, bei dem die Kandidaten verstorbene Musiker imitieren und um ein hohes Preisgeld sowie einen lukrativen Vertrag kämpfen. Nur wenige wissen jedoch, dass der Wettbewerb getürkt ist und die fünf Finalisten bereits vorher feststehen. Noch weniger Leute wissen, dass der vermeintlich lukrative Vertrag ein Pakt mit dem Teufel ist, leider nicht nur im übertragenen Sinne, und ganz besonders wenige Personen wissen, dass kaum ein Teilnehmer oder Zuschauer den Wettbewerb überleben wird. Aus der Wüste nähern sich bereits hungrige Zombies, die ihre einjährige Diät beenden wollen, und im Hotel treiben gleich mehrere Profikiller ihr Unwesen, darunter der berüchtigste Serienmörder aller Zeiten, der Bourbon Kid.

Kritik

Dieser dritte Teil der Bourbon-Kid-Reihe ist ein Prequel und spielt zeitlich vor dem "Buch ohne Namen" und dem "Buch ohne Staben". Wer nun aber auf die Idee kommt, dieses Prequel vor den beiden anderen Teilen zu lesen, fällt gewaltig auf die Nase. In "Das Buch ohne Gnade" werden sehr viele Details aus der Vergangenheit des Bourbon Kid erwähnt, die man erst im Laufe von "Das Buch ohne Staben" erfahren hat. "Das Buch ohne Staben" verliert daher seinen ganzen Sinn, wenn man das Prequel zuerst liest.

Der Handlungsort ist diesmal nicht wie bisher die gefährliche Stadt Santa Mondega, sondern ein abgelegenes, luxuriöses Wüstenhotel namens Pasadena. Ansonsten bleibt Anonymus seinem oder ihrem Stil jedoch treu. Abermals fühlt man sich während des Lesens an Filme von Quentin Tarantino, diesmal besonders an seinen Kultstreifen "From Dusk till Dawn", erinnert. Die gesamte Handlung von "Das Buch ohne Gnade" ist trashig, skurril und böse. So etwas wie ein Sieg der Guten steht nie zur Debatte, da es ohnehin kaum Charaktere gibt, die wirklich unter die Kategorie "gut" fallen. Bei dem Großteil der Protagonisten handelt es sich um skrupellose, selbstsüchtige Killer, die manchmal aus Motiven wie Gier, Neid oder religiösem Eifer töten, aber oft einfach aus Lust und Laune. Sie sind kaum besser als die menschenfressenden Zombies aus der Wüste, die wiederum dem gängigen Klischee der Hirnlosigkeit widersprechen und über eine rudimentäre Intelligenz verfügen, die es ihnen erlaubt, durchaus planvoll gegen ihre Opfer vorzugehen.

Die popkulturellen Anspielungen, an denen es schon in den ersten beiden Bänden nicht gemangelt hat, stechen diesmal besonders hervor, denn im Grunde lässt sich "Das Buch ohne Gnade" ganz und gar als extrem zynische und äußerst brutale Parodie auf Castingshows lesen. Der Back-from-the-Dead-Gesangswettbewerb, der den Rahmen für die gesamte Handlung bildet, ist eine Castingshow, die den besten Imitator sucht. Dass den Musikern hier von Anfang an das Potential abgesprochen wird, einen eigenen Stil zu kreieren und mehr als ein musikalischer Klon zu sein, ist der erste und noch vergleichsweise sanfte Seitenhieb in Richtung "American Idol", "DSDS" und Co. Die ganze Veranstaltung ist vom Hotelmanager manipuliert, dessen Einfluss jedoch durch das Eingreifen der diversen Mörder stark minimiert wird. Wer den Back-from-the-Dead-Gesangswettbewerb gewinnen wird, hängt letztlich nicht von dem Voting der Zuschauer ab, obwohl diese das glauben, sondern davon, wer wen wann umbringt. Und was winkt dem Sieger? Der Pakt mit dem Teufel. Nicht mit einem ausbeuterischen, miese Songs schreibenden Musikproduzenten, sondern mit dem echten und wahren Fürsten der Finsternis.

Die Frage, wer am Ende den Wettbewerb gewinnen wird und was genau danach passiert, verleiht diesem dritten Band etwas mehr Spannung, als sie zuletzt "Das Buch ohne Staben" aufwies. Richtiges Mitfiebern ist aber nach wie vor nicht angesagt, denn am Ende sterben sowieso wieder fast alle, außer die, von denen man weiß, dass sie erst in den beiden anderen Büchern abgemurkst werden.

Fazit

"Das Buch ohne Gnade" ist gnadenlos trashig, gnadenlos böse, nicht unbedingt gnadenlos gut, aber doch ziemlich unterhaltsam.

Zur Rezension von Band 1 "Das Buch ohne Namen"

Zur Rezension von Band 2 "Das Buch ohne Staben"

Maret Hosemann - myFanbase
01.12.2011

Diskussion zu diesem Buch