Bewertung
Palahniuk, Chuck

Diva

Eine alternde Diva und ein Fan, der nur ihr Bestes will: ihre Geschichte – mit dem Tod als Höhepunkt ...

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Inhalt

Seit Jahrzehnten arbeitet Hazie Coogan für die Hollywood-Diva Katherine Kenton. Hazie betrachtet es als ihr Lebenswerk, der Schauspielerin zu ewigem Ruhm und Ansehen zu verhelfen. Genau dieses Lebenswerk gerät jedoch in Gefahr, als der charmante Webster Carlton Westward III. in Katherines Leben tritt und die Diva umgarnt. Hazie misstraut dem jungen Casanova – und das aus gutem Grund. Webster hat bereits eine fertige Biographie über Katherine im Gepäck, einschließlich einer dramatischen Sterbeszene am Schluss.

Kritik

Der Roman "Diva" lehrt uns vor allem eines: nicht alle Werke eines Meisters sind auch tatsächlich Meisterwerke. Chuck Palahniuk gehört zweifellos zu den zynischsten und provokativsten Autoren der Gegenwart und hat schon mehrfach formvollendet bewiesen, wie gnadenlos bissig er die Gesellschaft im Allgemeinen und den American Way of Life im Speziellen zu hinterfragen versteht, doch alles gelingt ihm auch nicht. "Diva" zählt eindeutig zu seinen schwächsten Romanen, obwohl der schöne Schein Hollywoods als Grundthematik wie für ihn geschaffen scheint.

Der Erzählstil ist eine Mischung aus Tagebuch und Filmskript. Die Ich-Erzählerin Hazie Coogan beschreibt ihr Leben an der Seite der Schauspiellegende Katherine "Miss Kathie" Kenton und führt uns dabei, indem sie die Kulissen, Blickwinkel, Lichtverhältnisse und Geräusche erläutert, viele Momente wie Filmszenen vor Augen. Solche spielerischen Erzähltaktiken kennt man von Palahniuk, doch in diesem Fall verpufft die Wirkung weitestgehend. Dies liegt vor allem an dem inflationären Gebrauch von Namen. In die gesamte Handlung sind immer wieder in bloßer Aufzählung zahllose Namen von Hollywood-Akteuren aus früherer Zeit eingestreut, von denen man als deutscher Ottonormalkinozuschauer des 21. Jahrhunderts vielleicht 10% kennt. Garniert ist das Ganze noch mit vielen Produktnamen, Ortsbezeichnungen und fiktiven Personennamen, von denen man aber meistens gar nicht weiß, ob sie nun fiktiv sind oder nicht. Damit hat Palahniuk ein ziemlich ermüdendes Stilmittel gewählt, das der Lust am Weiterlesen alles andere als förderlich ist. Anfangs erschwert es dem Leser ungemein, überhaupt in die Geschichte einzufinden, und am Ende hat man schlichtweg die Nase voll davon. Da alle diese Eigennamen auch noch fettgedruckt sind, sieht man schon beim Umblättern auf jede neue Seite, wie viele davon einen wieder erwarten.

In gewisser Weise sieht Palahniuk vor lauter Hollywood die Bäume nicht. Durch den explosionsartigen Namensdurchfall kommen die Seitenhiebe Richtung Traumfabrik, die durchaus gelungen sind, nie richtig zur Geltung. Wenn die Handlung auf all die Trophäen zu sprechen kommt, die Katherine Kenton im Laufe ihrer Karriere angehäuft hat und die doch nur inhaltsleere Staubfänger sind, oder wenn einige der Rollen angedeutet werden, die Katherine gespielt hat und die eine ironische Verweiblichung der größten Kapitel der Menschheitsgeschichte sind, dann ahnt man, wie viel unterhaltsamer dieser Roman hätte sein können, wenn der Autor andere erzählerische Wege gewählt hätte.

Fazit

Schade. Der Roman "Diva" ist ein eher missglücktes Experiment, das seine Möglichkeiten nicht nutzt.

Maret Hosemann - myFanbase
31.12.2011

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