Bewertung
Profijt, Jutta

Kühlfach betreten verboten

"Na super, jetzt habe ich die Brut am Hals."

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Inhalt

Als Geist, der nur mit einem einzigen Menschen Kontakt aufnehmen kann, sehnt sich Pascha zunehmend nach Gesellschaft. Diesen Wunsch bereut er jedoch prompt, als er sich plötzlich um die Geister von vier Kindern kümmern muss, die nach einem Autounfall im künstlichen Koma liegen. Die Fahrerin des Wagens, eine türkischstämmige Lehrerin, ist seit dem Unfall spurlos verschwunden - und die Geisterkinder behaupten steif und fest, sie sei entführt würden. Pascha hat daran so seine Zweifel, bis die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, die in Kontakt mit der Lehrerin stand. Pascha steckt wieder einmal mitten in einem Kriminalfall.

Kritik

Zum vierten Mal begleiten wir den Geist Pascha bei seinen unkonventionellen Einmischungen in die Kölner Polizeiarbeit. Diesmal muss sich der verstorbene Autodieb, der den Weg ins Jenseits partout nicht findet, auch noch unfreiwillig als Seelchen-Sitter betätigen. Er ist, ob er will oder nicht, für die vier Geisterkinder Edi, Jo, Bülent und Niclas, deren Körper im künstlichen Koma liegen, verantwortlich und macht sie letztlich zu seinen Assistenten.

Dass er nun Kinder um sich hat, ändert an Paschas schnoddriger Ausdrucksweise nicht das Geringste. Im Gegenteil. Mit seiner fehlenden Kinderliebe hält der Geist nicht hinterm Berg. Da der Kriminalfall diesmal einen Migrationshintergrund hat und im deutsch-türkischen Milieu spielt, spart Pascha auch nicht mit politisch gänzlich unkorrekten Bemerkungen bezüglich ausländischer Mitbürger. Er ist und bleibt ein vorlauter, ungehobelter Proll, der spricht und denkt wie ihm der Schnabel gewachsen ist, der aber im Endeffekt immer das richtige tut, um unschuldige Menschen zu beschützen.

Durch die neugierigen Geisterkinder gewinnen wir auch wieder mehr Einblicke in die Geisterexistenz und erfahren noch genauer, auf welche technischen Geräte Pascha Einfluss nehmen kann und in welcher Form. Antworten darauf, warum Pascha zwischen Leben und Tod feststeckt, gibt es jedoch weiterhin nicht. Je nachdem, wie viele Bände diese Buchserie noch haben wird, muss Jutta Profijt hier vielleicht in Zukunft stärker ansetzen. Einen Dietrich für die Himmelspforte hat sich der tote Kleinkriminelle mittlerweile durchaus verdient.

Der Kriminallfall ist recht interessant und zeigt, wie einige türkischstämmige Bundesbürger noch sehr stark in ihren Traditionen und Sitten verhaftet sind, während andere sich öffnen und die deutsche Kultur annehmen. Ebenso erleben wir Deutsche, die voller Vorurteile sind, aber auch solche, die diese Vorurteile überwinden. Diese Einblicke in die verschiedenen Seiten der Migration machen vor allem Eindruck auf den kleinen Geisterjungen Bülent. Fast würde man sich wünschen, alle Kinder bekämen einmal die Gelegenheit, für ein paar Tage als unsichtbare Geister über den Köpfen der Erwachsenen zu schweben.

Fazit

Wie schon die drei Vorgänger ist auch "Kühlfach betreten verboten" ein unterhaltsamer Mix aus Krimi und Geistergeschichte, dessen schnoddriger Erzähler Pascha stets für Kurzweil sorgt.

Maret Hosemann - myFanbase
06.01.2012

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