Bewertung
Aaronovitch, Ben

Die Flüsse von London

"Können Sie beweisen, dass Sie tot sind?"

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Inhalt

Dem jungen Londoner Polizisten Peter Grant scheint keine große Karriere im aktiven Dienst bevorzustehen, bis er eines Nachts am Schauplatz eines Mordes einem Geist begegnet. Plötzlich offenbaren sich Peter unheilvolle, rätselhafte Seiten seiner Heimatstadt, die er nie für möglich gehalten hätte. Er wird Thomas Nightingale, der Ein-Mann-Behörde für magische Zwischenfälle in London, zugeteilt und bekommt es fortan mit Gespenstern, Vampiren und zerstrittenen Flussgöttern zu tun. Als erster Zauberlehrling seit 50 Jahren hat Peter viel zu lernen und muss sich schon sehr bald beweisen, um die Stadt vor einer großen Katastrophe zu bewahren.

Kritik

Dass sich Großbritannien hervorragend als Schauplatz seltsamer Ereignisse eignet, beweist die Kultserie "Doctor Who" bereits seit den 1960er Jahren. In Ben Aaronovitchs neuer Urban-Fantasy-Buchreihe, die mit "Die Flüsse von London" ihren Anfang nimmt, geht es zwar nicht um einen mysteriösen Doktor, der mit einer altmodischen Polizei-Notrufzelle durch die Zeit reist, doch dem jungen Protagonisten Peter Grant käme das auch nicht skurriler vor als die Dinge, die er erlebt, nachdem er eines Nachts einen Geist verhört hat.

Peter Grant ist ein Londoner Polizist am Anfang seiner Karriere. Für den Sohn eines drogenabhängigen Jazz-Musikers und einer afrikanischen Einwanderin hat es nicht für ein naturwissenschaftliches Studium gereicht, so dass er letztlich bei der Polizei gelandet ist. Dort droht ihm ein monotoner Schreibtischjob, bis er unerwartet Talent für die Magie offenbart. Er wird Londons erster Zauberlehrling seit 50 Jahren. Neben einer Gewaltserie, bei der unbescholtene Bürger plötzlich ausrasten und Morde begehen, muss Peter zwischen Londons exzentrischen Flussgötter vermitteln, die sich nicht unbedingt grün sind.

Ben Aaronovitch macht aus London nicht einfach nur einen Handlungsschauplatz, sondern gewissermaßen die wichtigste Hauptfigur neben Peter Grant. Die Straßen, Gebäude und natürlich die im Titel erwähnten Flüsse der Stadt werden auf verschiedene Weise thematisiert und mit Leben erfüllt. Peters Ermittlungen entwickeln sich zu einem Streifzug durch Londons Vergangenheit mit all den vergessenen und unvergessenen Ereignissen, den namenlosen und namhaften Verstorbenen. Auch soziale Probleme der Gegenwart, die Eigenarten der Londoner und die Polizeistrukturen spricht Aaronovitch auf interessante und unterhaltsame Weise an. Auf popkulturelle Verweise müssen die Leser ebenfalls nicht verzichten - und nicht alle davon haben mit "Harry Potter" zu tun.

Der gesamte Roman ist gespickt mit Wortwitz, hat aber keinen seichten Ton. Es geschehen einige Verbrechen an unschuldigen Opfern, die hart sind, ohne in brutalen Details beschrieben zu werden. So kreiert der Autor eine Atmosphäre, in der die magische Welt nicht spektakulär, aber gefährlich und unberechenbar erscheint. Dabei werden die Magie und die Naturwissenschaft auch nicht als vollkommen unabhängige, konträre Bereiche dargestellt, sondern als Disziplinen, zwischen denen durchaus eine Verbindung hergestellt werden kann.

Das Ende überzeugt hingegen nicht ganz so sehr, da es eine etwas chaotische, undurchschaubare Note hat und den Leser nicht wirklich mit dem Gefühl zurücklässt, das Wie und Warum vollkommen verstanden zu haben.

Fazit

Dieser Beginn einer neuen Urban-Fantasy-Reihe made in Britain ist recht viel versprechend und legt zumindest nahe, auch den nächsten Band, "Schwarzer Mond über Soho", ins Visier zu nehmen.

Zur Rezension von Band 2 "Schwarzer Mond über Soho"

Zur Rezension von Band 3 "Ein Wispern unter Baker Street"

Maret Hosemann - myFanbase
17.01.2012

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