Mandels Büro

Inhalt

Nachdem sie ihre Festanstellung als Musikjournalisten verloren haben, beschließen Max Mandel und Sigi Singer, sich als Privatermittler selbstständig zu machen und die Detektei von Mandels verstorbenem Onkel zu übernehmen. Ihre erste Klientin ist die Schauspielerin Veronika Malleck, die Beweise für die Untreue ihres Mannes, des berühmten Musikers Leo Tillmann, braucht, um bei der Scheidung nicht abgezockt zu werden. Während Mandel vorgibt, eine Reportage über Leo zu schreiben, und so Zeit mit ihm verbringen kann, interessiert sich Sigi mehr für Veronika, die gerade in einem Fernsehfilm über Eva Braun die Hauptrolle spielt.

Dass sie wirklich in eine ernsthafte Schweinerei geraten sind, wird den beiden Neu-Detekiven klar, als Leo ermordet wird und plötzlich eine undurchsichtige Jagd auf die heimlich aufgenommen Solo-Songs des Musikers beginnt.

Kritik

Privatdetektiv ist ein Beruf, der seine Popularität und die Faszination, die er auf viele Menschen ausübt, vor allem der Fiktion verdankt. Erfundene Schnüffler wie Sherlock Holmes, Philip Marlowe und Jim Rockford haben in ganzen Generationen von Lesern bzw. Fernsehzuschauern den Wunsch geweckt, hauptberuflich brisante Geheimnisse aufzudecken. Natürlich hat sich die Arbeitsweise von Detektiven seit den Tagen eines Holmes oder eines Marlowes stark gewandelt. Was früher Lupe und Fernglas waren, sind heute Internet, Digitalkamera und Peilsender.

Max Mandel und Sigi Singer, die beiden Hauptfiguren dieses Romans, kennen den Detektivberuf eigentlich auch nur aus den Medien und lassen sich recht unbedarft auf die neue Tätigkeit ein. Bislang haben sie ihren Lebensunterhalt damit verdient, CD's zu rezensieren und Musiker zu interviewen. Glücklicherweise führt sie ihr erster Auftrag gleich wieder ins deutsche Showbusiness, so dass sie ihre Kontakte und Erfahrung nutzen können.

Mein Verhältnis zu diesem Roman war nicht unbedingt Liebe auf den ersten Blick, da mir Anfangs der Erzählstil wenig zugesagt hat. Der Charakter Sigi fungiert hier als personaler Ich-Erzähler. Er ist nur auf seine eigene Sicht beschränkt, dennoch beschreibt er viele Erlebnisse Mandels, bei denen er gar nicht dabei war. Er gibt sie daher so wieder, wie Mandel sie ihm erzählt hat, und streut dabei seine eigenen Vermutungen und seine Meinungen über Mandel ein. Mit diesem Stil konnte ich mich nicht sofort anfreunden, doch nach einigen Seiten wandelte sich meine Skepsis dann doch in Interesse. Die Unterschiede zwischen Sigi und Mandel werden sehr schön herausgestellt und wir erhalten die seltene Möglichkeit, einen dominanten Charakter ausschließlich aus der Sicht seines Sidekicks zu erleben.

Während Mandel die wichtigen Hinweise sammelt, ist Sigi eher mit Nebensächlichkeiten beschäftigt. Alle Leute aus dem Showbusiness kennen Mandel mit Namen und Anschrift, den guten Sigi aber nur vom Sehen. Mandel pflegt einen sehr geschickten Umgang mit Menschen, während Sigi in Feindschaften und Affären stolpert. Mandel liebt Musik, Sigi hat von ihr inzwischen mehr oder weniger die Schnauze voll. Diese Aufzählung der Gegensätze ließe sich noch eine Weile weiter führen. "Mandels Büro" ist im Prinzip ein Roman, bei dem wir Leser zusammen mit dem Sidekick im Schatten des Titelhelden bleiben und nur den Sidekick wirklich ins Herz schließen.

An dem lakonischen, trockenen Humor des Romans habe ich während des Lesens immer mehr Gefallen gefunden. Die Handlung setzt sich sehr pointiert mit der deutschen Musik – und Fernsehindustrie auseinander, ohne immer nur die gleichen Klischees aufzuwärmen. Auch an Spannung mangelt es nicht, denn es bleibt lange offen, was es mit dem Mord an dem Musiker Leo Tillman und mit seinen verschwundenen Songs auf sich hat.

Fazit

Man muss sich erst ein wenig hineinfinden, doch dann erweist sich der Roman "Mandels Büro" als interessant und spannend.

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