Bewertung
Hiaasen, Carl

Grosse Tiere

"Herrgott nein, keine Wühlmäuse mehr!"

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Inhalt

Aus dem Wunderland der Abenteuer, einem Freizeitpark im Süden Floridas, werden die letzten beiden Blauzüngigen Mangowühlmäuse der Welt gestohlen. Der ehemalige Journalist Joe Winder, der seit kurzem in der Presseabteilung des Parks arbeitet, soll den Vorfall möglichst gewinnbringend ausschlachten. Joes Motivation hält sich in Grenzen, bis er rund um die entführten Tierchen auf immer mehr Ungereimtheiten und dubiose Machenschaften stößt, die in ihm eine neue Entschlossenheit wecken. Unterdessen lässt die rüstige Rentnerin Molly McNamara nichts unversucht, um Francis X. Kingsbury, den Besitzer des Wunderlandes der Abenteuer, daran zu hindern, sein neues Bauvorhaben zu verwirklichen, das viel Natur zerstören würde.

Kritik

Auch in "Grosse Tiere" lässt Carl Hiaasen seiner Hassliebe für den Sonnenstaat Florida wieder freien Lauf und erzählt die Geschichte eines mit allen Mitteln geführten Kampfes um ein Stück Land, bei dem weder die Guten noch die Bösen vor Gewalt und List zurückschrecken. Wer die Natur Floridas retten will, darf eben nicht zimperlich sein.

Die Charaktere offenbaren die für Hiaasen typische Skurrilität. Da wären unter anderem ein durchgeknallter Ex-Gouverneur, der in der Wildnis haust und sich von platt gefahrenen Tieren ernährt, eine schöne Frau in einem Waschbärenkostüm, eine schießwütige Großmutter, ein Anabolikajunkie, der die Freuden der intravenösen Ernährung entdeckt, ein Mafiakiller mit Blähungen sowie zwei gewaltlose Diebe, die mehr oder weniger freiwillig zu Umweltschützern werden. Leider kann man den Figuren dabei eine gewisse Vorsehbarkeit in ihren Entscheidungen und in ihren Beziehungen untereinander nicht absprechen, schon gar nicht, wenn man bereits einige Romane von Hiaasen gelesen hat.

Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Floridas zählt bekanntlich der Vergnügungspark Disney World, der die Stadt Orlando zu einer der Tourismushochburgen der USA macht. Auf genau diese weltweit berühmte Attraktion feuert Hiaasen in "Grosse Tiere" die meisten Breitseiten ab, wenn auch nicht direkt. Im Fokus der Handlung steht nicht Disney World, sondern das Wunderland der Abenteuer, ein Freizeitpark im tiefen Süden Floridas, der Disney World den Rang ablaufen will. Der Besitzer des Wunderlandes, der skrupellose Geschäftsmann Francis X. Kingsbury, hasst Disney World noch sehr viel mehr, als Kater Karlo Mickey House hasst, und schreckt vor nichts zurück, um über den Konkurrenten aus Orlando zu triumphieren. Auch ein äußerst geschmackloses Tattoo auf Kingsburys Arm belegt dessen Hass auf Disney anschaulich.

Letztlich ist das Wunderland der Abenteuer mit seiner ganzen Extravaganz, der Geldmacherei und der Naturzerstörung aber natürlich ein verschärftes Abbild von Disney World höchstselbst. "Grosse Tiere" wirft einen zynischen Blick hinter die Kulissen der Vergnügungsparkmaschinerie, die vor allem auf die Leichtgläubigkeit und Vergnügungssucht von Touristen setzt. Mit geschickter Pressearbeit erschleichen sich die Betreiber gute Publicity, obgleich sie die Umwelt pausenlos mit Füßen treten, historische Details verzerren, um sie für ihre Zwecke zu nutzen, und den Leuten auf jede erdenkliche Art und Weise das Geld aus der Tasche ziehen.

Insgesamt hätte ich mir sogar noch mehr satirische Einblicke in die Welt der Freizeitparks gewünscht, vor allem aus der Sicht der Angestellten, die in voluminösen Kostümen herumspazieren und gute Laune verbreiten müssen. Dafür wäre aber wohl auch ein anderer Romanschwerpunkt notwendig gewesen.

Fazit

"Grosse Tiere" ist unterhaltsam und skurril, wenn auch manchmal etwas vorhersehbar und im Ganzen nicht so überzeugend wie andere Romane des Autors.

Zur Rezension von Band 4 "Krumme Hunde"

Zur Rezension von Band 5 "Der Reinfall"

Zur Rezension von Band 6 "Sternchenhimmel"

Maret Hosemann - myFanbase
22.02.2012

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