Bewertung
Mann, George

Affinity Bridge

Eine Welt im Aufbruch.

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Inhalt

London im Jahr 1901: Rasante technische Entwicklungen, eine mysteriöse Seuche, die Menschen in Zombie-ähnliche Kreaturen verwandelt, und eine rätselhafte Mordserie, hinter der der Geist eines toten Polizisten stecken soll, halten London in Atem. Als auch noch eines der hochmodernen Luftschiffe abstürzt und viele Menschen in den Tod reißt, ist das ganze Können des königlichen Agenten Sir Maurice Newbury und seiner neuen Assistentin Miss Veronica Hobbes gefragt.

Kritik

Der Roman "Affinity Bridge" ist ein Musterbeispiel des seit den 1980er Jahren langsam aufblühenden Steampunk-Genres. Man kann sogar fast soweit gehen zu behaupten, dass "Affinity Bridge" ein idealer Einstieg in diese literarische Strömung ist und das Zeug dazu hat, Leser, die bisher keinen Bezug zu diesem Genre hatten, für Steampunk zu begeistern.

Beim Steampunk werden Sci-Fi-Elemente mit der Gesellschaft des viktorianischen Zeitalters (1837 bis 1901) verknüpft. Daraus ergibt sich ein einzigartiger Retro-Futurismus. Das Steampunk-Genre zeigt uns eine Vergangenheit, in der die technische Entwicklung anders verläuft, als es in unseren Geschichtsbüchern steht, und somit auf eine Zukunft zusteuert, die uns unbekannt ist.

"Affinity Bridge" vereint in sich alle charakteristischen Merkmale des Steampunk. Die Handlung spielt im London des Jahres 1901. Riesige Luftschiffe kreisen über der Stadt, Dampffahrzeuge lösen langsam die Pferdekutschen ab und mechanische Diener machen der menschlichen Arbeitskraft Konkurrenz. In dieser Phase des Umbruchs und des Wandels wird London von Krankheiten, Morden und Katastrophen erschüttert, die den angesehenen Sir Maurice Newbury, Anthropologe im Britischen Museum und Agent der Königin, auf den Plan rufen. Gemeinsam mit seiner neuen Assistentin Miss Veronica Hobbes beginnt er zu ermitteln.

Der Leser erkennt schnell viele weitere Motive, mit denen der Autor George Mann in "Affinity Bridge" auf interessante Weise spielt. So erinnert Sir Maurice Newbury mit seiner Lebens – und Arbeitsweise nicht zufällig an den berühmten Detektiv Sherlock Holmes. Maurices Assistentin Veronica Hobbes kann man derweil durchaus als einen weiblichen Dr. Watson bezeichnen, wobei es zwischen Maurice und Veronica auch romantische Schwingungen gibt. Da wir hier von Romantik im viktorianischen England sprechen, darf man natürlich keine überkochende Leidenschaft erwarten. Maurice und Veronica gehen sehr höflich und förmlich miteinander um, was uns heutzutage etwas suspekt erscheint, aber nicht zuletzt das macht den Reiz des Steampunk-Genres aus.

Auch Fantasy-Elemente sind in diesem Roman enthalten, jedoch auf eine Weise, die dem Leser einigen Interpretationsspielraum lässt, ob er an übersinnliche Phänomene in diesem anderen England des Jahres 1901 glaubt oder nicht. Die unheimliche Seuche, die ihre Opfer für mehrere Tage in "Wiedergänger", in hirnlose, blutrünstige Kreaturen, verwandelt, ehe sie endgültig sterben, weist natürlich sehr deutliche Parallelen zum Zombie-Genre auf.

Fazit

"Affinity Bridge" ist ein gut geschriebener, interessanter Roman, der veranschaulicht, dass das Steampunk-Genre durchaus für einen größeren Leserkreis geeignet ist.

Zur Rezension von Band 2: "Osiris Ritual"

Maret Hosemann - myFanbase
25.02.2012

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