Bewertung
Aguirre, Ann

Die Enklave

"Niemand sollte mir nachsagen können, ich wäre als Jägerin nicht geeignet. Niemand."

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Inhalt

An ihrem Namensgebungstag wird Zwei endlich vom Balg zur anerkannten Bürgerin ihrer Enklave. Doch nicht nur das, sie bekommt sogar die anspruchsvolle und ehrenwerste Position einer Jägerin zugesprochen. Die Enklave College, in der Zwei wohnt, ist einer der Stämme, die sich in den Tunneln des einstigen U-Bahnnetzes von New York eingenistet haben, seit die Erde unbewohnbar geworden ist. Zwei und ihr Partner Bleich halten die Tunnelsysteme von Feinden frei und beschaffen gemeinsam mit anderen Jägertrupps jeden Tag die Nahrung für die gesamte Enklave. Eines Tages wird Zwei jedoch aus ihrer Enklave verbannt und muss außerhalb ihres gewohnten Lebensraums zurecht kommen.

Kritik

Alles in allem bietet dieses Buch, was ein erfolgreicher Roman braucht: Eine spannende Story, charakterstarke und interessante Figuren, eine gefährliche Aufgabe und eine Liebesgeschichte. Natürlich fehlt auch die Möglichkeit einer Fortsetzung nicht. Der Zukunftsgedanke an eine zerstörte, unbewohnbare Erde ist irgendwie vorstellbar und wirkt daher realistisch. Aguirre behandelt aktuelle Probleme wie Krieg und Umweltverschmutzung und führt sehr glaubwürdig mögliche Konsequenzen für die Menschheit vor Augen: Ein Leben voller Verzicht, Krankheit und geleitet von strengen, diktatorischen Hierarchien, um ein Mindestmaß an Sicherheit zu gewährleisten.

Auch die Mutanten, die ganz offensichtlich Menschliches in sich tragen, scheinen eine Folge von Katastrophen oder Genexperimenten zu sein und zeigen ein beängstigendes aber mögliches Zukunftsbild. Besonders angetan hat mir der Gedanke, dass vieles der früher bekannten Welt zerstört und vergessen wurde. So sind gut erhaltene Bücher und sogar Konservendosen wahre Schätze für die Untergrundbewohner. Für uns alltägliche Dinge wie Sonne oder Regen sind ihnen gänzlich unbekannt und flößen ihnen Angst ein. Leider ist genau diese Handlung auch eines der Probleme des Buches. An manchen Stellen stellt sich Aguirre quasi selbst ein Bein. So viele Dinge, kennen die Einwohner nicht, da es keine Überlieferungen der alten Welt gibt, dennoch gibt es für diese Dinge keine neuen Namen. Hier ist eine kleine Denklücke. Ein Beispiel: Suzanne Collins bezeichnet die Soldaten des Kapitols in ihrem Werk "Die Tribute von Panem" als Friedenswächter und macht so deutlich, dass sich die Sprache umentwickelt hat. Auf solche Details verzichtet Aguirre, obwohl sie glaubwürdig darstellen will, dass eine Sonnenbrille große Verwunderung auslösen kann. Dies ist nur eine Kleinigkeit, die die Lesefreude nicht hemmt, mir jedoch immer wieder aufgefallen ist

Aufgrund der dargestellten Gewalt und der vorherrschenden diktatorischen Strukturen kommen Leser von Suzanne Collins nicht drum herum, einige Parallelen zu die "Tribute von Panem" zu finden. Mich persönlich stört dies nicht, denn einen bekannten Stoff und bewährte Motive in veränderter Form neu zu interpretieren, ist schon immer eine Arbeitsweise innerhalb der Literatur gewesen. Qualitativ kann "Die Enklave" zwar größtenteils überzeugen, jedoch bei Weitem nicht an Collins Leistung heran reichen.

Auch die allseits bekannte und allgegenwärtige Liebesgeschichte fehlt natürlich nicht. Erneut greift Aguirre zu konventionellen Motiven: eine tragische Heldin, zwei sehr unterschiedliche Männer, einer zu viel. Auch hier wieder nichts neues, aber auch nicht schlecht. Ähnlich wie bei Collins ist die Liebesgeschichte mehr eine Nebenhandlung, die weder mit Kitsch noch Klamauk aufwartet, sondern recht überzeugend und ergänzend wirkt.

Fazit

Insgesamt kann dieser Roman gut unterhalten und erzeugt auch eine gewisse Hoffnung und Vorfreude auf weitere Teile, doch Theamtik und Motive sind nicht wirklich neu. "Die Enklave" bietet spannende und kurzweile Unterhaltung, weist jedoch auch kleine Schwächen auf und bedient sich Klischees und Konventionen des Genres. Nicht störend, aber man sollte auch kein Novum erwarten. Wer Fantasy, Science fiction (im Sinne von Zukunftsgedanken) und mehrteilige Bände à la "Die Tribute von Panem" mag, macht mit diesem Buch nicht viel falsch.

Zur Rezension von Band 2 "Die Zuflucht"

Janina Funk - myFanbase
10.03.2012

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