Bewertung
Helgason, Hallgrímur

Rokland

Von einem, der auszog, die Dummheit zu bekämpfen.

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Inhalt

Nach zehn Jahren in Berlin kehrt Böddi Steingrimsson aus Heimweh in seinen isländischen Heimatort Krokur zurück. Dabei hasst er seine Heimat mindestens genau so sehr, wie er sie vermisst hat. Böddi ist hier der intellektuelle Außenseiter, der mit seinen Ansichten ständig aneckt und dessen Kreuzzüge gegen die Trivialität, inbesondere gegen das Fernsehen, auf wenig Begeisterung stoßen. Seine unerwiderte Liebe zu der zarten Lara Maria und seine folgenschwere Liason mit der robusten Dagga lassen ihn langsam aber sicher auf eine Katastrophe zusteuern.

Kritik

Im Vergleich zu "Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen", dem ersten Roman des isländischen Erfolgsautors Hallgrímur Helgason, den ich in die Finger bekommen habe, fällt "Rokland" doch deutlich befremdlicher aus und liest sich insgesamt viel mühevoller.

Der Protagonist und zugleich Bewohner von "Rokland", da sich dieser Romantitel auf ein Haus bezieht, ist Böddi Steingrimsson, ein studierter Philosoph, der im Ausland gescheitert ist, aber auch in seiner Heimat nicht dazu gehört. Er fühlt sich zu klein für die Welt und zu groß für das isländische Provinzkaff Krokur, in das er hineingeboren wurde. Während er mit Leidenschaft die Werke von Nietzsche, Hölderlin und anderen großen (deutschen) Denkern liest, sehen die meisten Bewohner Krokurs lieber fern und interessieren sich für Sport. Böddi betrachtet sich als Prophet, der vergeblich versucht, seinen Mitmenschen philosophische Werte zu vermitteln. In seinen Augen ist er ein Hirte unter Schafsköpfen.

Böddi ist keine sympathische Figur im klassischen Sinne, sondern ein unbequemer Charakter, dessen Unfähigkeit, sich gesellschaftlich einzufügen, und dessen Scheitern im Beruf - wie im Privatleben beim Leser eine schwer definierbare Mischung aus Abneigung und Mitleid weckt.

Schwer zu definieren sind leider auch einige der Formulierungen in diesem Roman. Möglicherweise liegt dies in einer nicht ganz optimalen Übersetzung begründet, doch während des Lesens gab es immer wieder Sätze, die mir doch leichtes bis mittelschweres Kopfzerbrechen bereitet und mich häufig aus dem Lesefluss gerissen haben. Erschwerend hinzu kommen die ungewohnten Personen - und Ortsnamen sowie Anspielungen auf die isländische Popkultur (so klein sie auch sein mag).

Im Laufe der Handlung gibt es zudem immer wieder Vergleiche zwischen der isländischen und der deutschen Kultur, die ich persönlich oftmals als eher unzutreffend empfunden habe.

Fazit

"Rokland" ist kein einfacher Roman. Der Lesefluss gerät immer wieder ins Stocken und die Hauptfigur ist schwer zugänglich.

Maret Hosemann - myFanbase
19.04.2012

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