Bewertung
Brandl, Martina

Schwarze Orangen

"Sie wollte eigentlich das Gute, hantierte aber fortan mit Obst."

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Inhalt

Frau Jasmin führt den Obst - und Gemüseladen im kleinen Städtchen Maulheim und legt großen Wert auf frische Ware. Sie ist die einzige, die dem schweigsamen Vagabunden Sebastian, der plötzlich im Ort aufgetaucht ist und um den sich viele Gerüchte ranken, einen Job gibt. Von der kürzlich hergezogenen Großstädterin Yvonne hält Frau Jasmin dagegen nicht sonderlich viel, zumal sich die junge Frau in den Freundeskreis der Obst - und Gemüsehändlerin drängt. Zu diesem Freundeskreis zählt auch der Bademeister Wolfgang Fischer, der nach einem Weg sucht, aus seiner lieblosen Ehe zu entfliehen.

Kritik

Bislang hat der Deutsche Obstschutzbund noch keine Beschwerde gegen diesen Roman eingelegt, was er aber sicher getan hätte, wenn er denn existieren würde. In "Schwarze Orangen" kommen sämtliche bekannte Obstsorten der Welt äußerst schlecht weg, denn die Erzählerin der Handlung leidet unter einer ausgemachten Obstphobie und legt mit witzigen Erklärungen, Beispielen und Parabeln dar, warum Obst diabolisch und Gemüse unschuldig ist. Am Ende könnte man ihr fast glauben.

Die Geschichte spielt in einem kleinen Ort namens Maulheim, in dem es nicht viel mehr als ein paar Läden und ein Schwimmbad gibt. Auf der einen Seite lernen wir die handelnden Personen kennen, zu denen die Obst - und Gemüsehändlerin Frau Jasmin, der Vagabund Sebastian, der glücklose Bademeister Wolfgang Fischer, der homosexuelle Graf Richard von Stelten, die extrovertierte Großstadtpflanze Yvonne, die Klatschbase Frau Klammroth und die Alkoholikerin Marianne Berg gehören. Dies sind alles keine wirklich originellen Figuren, die für meinen Geschmack durchaus etwas mehr Biss hätten vertragen können, die aber dennoch ihren kurzweiligen Zweck erfüllen.

Auf der anderen Seite haben wir die namenlose Erzählerin mit der bereits erwähnten Aversion gegen Obst, die alles aus ihrer Sicht erzählt, ihre eigenen, obst-feindlichen Ansichten einfließen lässt und die Leser dabei immer wieder direkt anspricht. Die Erzählerin spielt gewissermaßen mit ihrem Publikum, schürt Erwartungen, neckt die Leser und ist nicht immer ganz ehrlich. Das ist ein netter Kniff, der sich in diesem vergleichsweise kurzen Roman auch nicht abnutzt.

Viel passiert eigentlich nicht. Wie in den meisten Kleinstädten lauern auch in Maulheim hinter den akkurat gestutzten Gartenhecken und den mit Blümchenmustern verzierten Gardinen die einen oder anderen Geheimnisse. Die Menschen sind nicht immer so glücklich oder anständig, wie es auf den ersten Blick scheint, und tragen ihren seelischen Ballast mit sich herum.

Fazit

"Schwarze Orangen" liest sich sehr flüssig und kurzweilig. Die Geschichte ist nicht so bissig, wie ich persönlich gehofft habe, hat aber dennoch ihre gelungenen Ideen.

Maret Hosemann - myFanbase
23.04.2012

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