Sarg niemals nie

Inhalt

England zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Frederick Whithers plant einen großen Betrug, der ihm viel Geld einbringen soll, doch dazu muss er zunächst aus dem Gefängnis fliehen. Dies gelingt ihm mit Hilfe eines bestechlichen Totengräbers, der ihn in einem Sarg aus dem Knast schmuggelt. Als Frederick später in aller Frische seinem Grab entsteigt, wird er unglücklicherweise von einigen Vampiren beobachtet, die ihn fortan für ihren neuen, lang erwarteten Anführer halten. Frederick haut ab, doch die Vampire lassen nicht locker und auch der große Betrug läuft ganz und gar nicht wie geplant. Gemeinsam mit dem erfolglosen Dichter John Keats, den er in einer Kutsche nach London kennenlernt, versucht Frederick, doch noch an das Geld zu gelangen. Die beiden Männer geraten sogleich in ein haarsträubendes Abenteuer.

Kritik

Da sa(r)g nochmal einer, Vampirromane könnten nicht witzig sein! Mit "Sarg niemals nie" ist Bestseller-Autor Dan Wells eine flotte und humorvolle Horrorkomödie gelungen, in der reale Persönlichkeiten der Literaturgeschichte auftreten und sich Stilelemente aus berühmten Romanen und Filmen erkennen lassen.

Der Ich-Erzähler des Romans, Frederick Whithers, kann sich nur kurz über seine sa(r)genhafte Flucht aus dem Gefängnis freuen, denn eine Gruppe von Vampiren hält ihn nun für den "Erhabenen", ihren lang ersehnten Anführer, der sie endlich zu echtem Ruhm führen soll. Die Vampire sind nämlich zu ihrem eigenen Unglück ziemlich schwächlich und weinerlich, was sie zu verbergen versuchen, indem sie falsche Schauergeschichten verbreiten. Bald heftet sich auch ein Vampirjäger an Fredericks Fersen und gefährdet dessen Vorhaben, durch einen Identitätsbetrug reich zu werden.

Je mehr Frederick versucht, seiner Umwelt klar zu machen, dass er kein Vampir ist, desto mehr wird er für einen Vampir gehalten. Alle seine Argumente und Beweise, mit denen er seine Menschlichkeit zu belegen versucht, werden komplett gegen ihn verkehrt. Das ist herrlich absurd und macht einfach einen Heidenspaß. Unweigerlich fühlt man sich an die britische Kultkomödie "Das Leben des Brian" erinnert, in der ein ganz normaler Typ als Messias verehrt wird und immer wieder vergeblich versucht, dieses Missverständnis zu klären.

Frederick freundet sich auf seiner Flucht vor den nervigen Vampiren, dem übermotivierten Vampirjäger und der Polizei mit dem Wundarzt und Dichter John Keats an, der die Angewohnheit hat, ständig in Reimen zu sprechen, und der das Traurige und Makabere liebt. Wer ein wenig mit der englischen Romantik vertraut ist, wird wissen, dass John Keats eine reale Figur ist, ein Dichter, der von 1795 bis 1821 lebte. Seine wirkliche Lebensgeschichte spiegelt sich in der Handlung wieder. Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen John und Frederick, die durch witzige Dialoge gekennzeichnet ist, zählt zu den Stärken dieses Romans.

Neben John Keats treten noch weitere englische Literaturpersönlichkeiten des frühen 19. Jahrhunderts auf oder werden erwähnt. So fließt beispielsweise die Entstehungsgeschichte einer der berühmtesten Horrorgeschichten aller Zeiten, "Frankensteins Monster", auf skurrile und unterhaltsame Weise in die Handlung ein.

Im Laufe des Romans wecken die vielen kleinen und großen Missverständnisse, der etwas andere Blick auf die Vampirspezies sowie die kuriosen Erkenntnisse über berühmte Dichter und ihre Werke mehr als nur ein paar Lacher beim Lesepublikum. Dan Wells, der zuletzt mit "Du stirbst zuerst" nicht an seine erfolgreiche Debüt-Trilogie anknüpfen konnte, hat sich mit "Sarg niemals nie" nun wieder weit nach oben auf meiner Liste der Must-Read-Authors katapultiert.

Fazit

So amüsant und flott kann (Vampir-)Horror sein. "Sarg niemals nie" ist ein sehr lesenswerter Roman über absurde Missverständnisse im England des frühen 19. Jahrhunderts.

Buch jetzt bei Amazon.de
bestellen