Bewertung
Despentes, Virginie

Apokalypse, Baby!

"Die Hyäne, das ist echte Tragik, wenn du ihr näherkommst, weißt du, was Einsamkeit, Traurigkeit und Unangepasstheit wirklich bedeuten."

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Inhalt

Ausgerechnet die unerfahrene Pariser Privatdetektivin Lucie soll die Ausreißerin Valentine, eine schwierige Jugendliche aus gutem Hause, wieder finden. Da Lucie diesem Auftrag nicht gewachsen ist, holt sie sich die Unterstützung der legendärsten Privatdetektivin Frankreichs, die von allen nur "Die Hyäne" genannt wird. Die beiden ungleichen Frauen stoßen bei ihrem Ermittlungen auf einen schrägen Querschnitt durch die französische Gesellschaft und landen schließlich in Barcelona, wo sich langsam abzeichnet, welche gefährlichen Ausmaße der Fall Valentine wirklich hat.

Kritik

Zwei europäische Weltstädte, Paris und Barcelona, sind die Schauplätze dieses Romans, der in einem durchweg sozialkritischen Ton eine Mischung aus Detektivgeschichte, Familiendrama, lesbischer Lovestory und Politthriller erzählt.

Die beiden Hauptcharaktere sind zwei unterschiedliche Frauen, die zufällig im selben Beruf arbeiten. Für Lucie ist die Tätigkeit als Privatdetektivin nur einer von vielen Jobs, die sie schon gemacht hat. Sie ist eine unscheinbare, leidenschaftslose Person, die für gewöhnlich nicht mehr tut, als unbedingt nötig. Die Hyäne dagegen hat einen weithin bekannten Ruf als knallharte, eigensinnige Ermittlerin. Sie setzt gerne Gewalt ein und lebt ihre Homosexualität sehr offensiv aus.

Valentine, das Mädchen, welches Lucie und die Hyäne suchen, ist eine einsame und verzweifelte Jugendliche aus gutem Hause, die auf der Suche nach Geborgenheit und Anschluss in unterschiedliche Extreme gerät, in den Rechtsextrimismus, in den Linksextrimismus, in die Welt ihrer arabischstämmigen Verwandten und in die radikalisierte Religion, doch nirgendwo findet sie das, was sie sucht, nirgendwo gehört sie wirklich dazu. Die Menschen, von denen sie sich Zuneigung erhofft, sind letztlich zu selbstsüchtig, zu verstrickt in ihre eigenen unerfüllbaren Träume und gescheiterten Ziele, um dem Mädchen Halt geben zu können.

"Apokalypse, Baby!" ist von Beginn an nicht die Sorte Roman, die ein Happy End verspricht, sondern die einen zynischen Blick auf unsere moderne, europäische Gesellschaft wirft. Im Fokus steht die Unfähigkeit zu echter Selbstverwirklichung. Viele "Revolutionäre" wissen sich zu inszenieren und die Anhänger, von deren Gunst sie abhängig sind, um sich zu scharen, doch nur wenige haben den Mut und die Stärke, wirklich etwas zu bewegen

Die Autorin Virginie Despentes beweist ein gutes Gespür für sozialen Zündstoff, aber etwas fehlt dann doch. Die schwierige Partnerschaft zwischen Lucie und der Hyäne kommt lange nicht so zur Geltung, wie man es sich als Leser wünschen würde. Die immer neuen Charaktere mit ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Versagen lassen den beiden Hauptcharakteren letztlich zu wenig Raum, um die spannende Dynamik zu entwickeln, die zweifellos möglich gewesen wäre.

Fazit

Der Roman "Apokalypse, Baby!" punktet mit zynischer Sozialkritik, schöpft das Potential seiner Hauptfiguren aber nicht aus.

Maret Hosemann - myFanbase
07.05.2012

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