Bewertung
Faber, Dietrich

Toter geht's nicht

Bröhmanns erster Fall.

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Inhalt

Henning Bröhmann ist Hauptkommissar in der oberhessischen Provinz, verheiratet mit einer Lehrerin und Vater von zwei Kindern, wird jedoch weder im Berufsleben noch im Familienalltag seinen Aufgaben gerecht. Er ist leidenschaftslos, desinteressiert und memmenhaft. Als ihn seine Frau verlässt, muss er sich plötzlich als Vater bewehren - und dass ausgerechnet zur gleichen Zeit, da in seinem Zuständigkeitsbereich ein Mord geschieht. Ein als Sensenmann verkleideter Finanzangestellter wurde auf dem Faschingsumzug erschlagen. Da Bröhmanns bester Mitarbeiter aus privaten Gründen ausfällt, muss Bröhmann tatsächlich selbst ermittlerische Leistung erbringen.

Kritik

Was haben so ziemlich alle Ermittler, die wir regelmäßig auf dem Fernsehbildschirm bewundern dürfen, oder die sehr viel Platz in den Bücherregalen dieser Welt einnehmen, gemeinsam? Sie sind wirklich gut bis absolut brilliant in ihrem Job! Für Henning Bröhmann, dem Hauptcharakter in Dietrich Fabers Debütroman, aus dem eine Buchserie hervorgehen soll, gilt dies nicht. Bröhmann ist, wie er selbst unumwunden zugibt, eine nutzlose Memme. Es fehlt ihm an Antrieb und Leidenschaft, er mag seine Arbeit als Hauptkommissar nicht und verlässt sich komplett auf andere, fähigere Mitarbeiter, die es sehr viel mehr verdient hätten, seinen Chefposten zu bekleiden. Auch im Privatleben agiert Bröhmann äußerst lethargisch und hat somit kein gutes Verhältnis zu seiner Frau und seinen beiden Kindern.

Henning Bröhmann ist der klassische Fall eines Mannes, der in der Provinz versackt ist. Da er nie den Mut und die Kraft aufbringen konnte, in die weite Welt hinauszugehen, sitzt er für immer fest und bemitleidet sich selbst. Als ihn dann plötzlich seine wichtigsten Stützen verlassen, sieht er sich gezwungen, in seinem eigenen Leben nicht mehr nur eine untätige Statistenrolle zu bekleiden, sondern tatsächlich die Hauptrolle zu übernehmen.

Neben all den Super-Ermittlern á la "CSI" ist so ein Typ wie Bröhmann, dem es am plattgesessenen Gesäß vorbeigeht, wer wann wen warum ermordet hat, der kaum eine Ahnung von Forensik und Durchsuchungsbefehlen hat und der kein vernünftiges Verhör zu Stande bringt, durchaus mal eine amüsante Abwechslung. Bröhmann ist als plötzlich alleinerziehender Vater nicht in der Lage, Familie und Beruf voneinander zu trennen, so dass er ständig seine Kinder und seinen furzenden Hund zu Befragungen mitnimmt. Daraus ergeben sich schon einige gelungene Momente voller lakonischem Humor.

Die Charaktere in diesem Roman sind alle etwas überzeichnet, wirken aber größtenteils wie aus dem wahren Leben entnommen: übereifrige Eltern, die es lieben, anderen Vätern und Müttern ihre Erziehungskünste unter die Nase zu reiben, schleimende Angestellte, die keiner leiden kann, die aber nützlich sind, bigotte Kleinstadt-Oberhäupter, hinter deren konservative Fassade die einen oder anderen Abgründe lauern, und andere. Nur bei Bröhmanns 14-Jähriger Tochter ist der Autor zu weit übers Ziel hinausgeschossen und hat ihr eine unerträglich übertriebene Jugendsprache in den Mund gelegt.

Fazit

Mit lakonischem Humor, einem Anti-Helden, der zeigt, dass nicht alle Ermittler aufopferungsvolle Genies sind, und einer Mischung aus Krimi und Familienkomödie weiß "Toter geht's nicht" recht gut zu unterhalten.

Zur Rezension von Band 2 "Der Tod macht Schule"

Maret Hosemann - myFanbase
22.05.2012

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