Vatermord und andere Familienvergnügen
"Eines aber muss ich vorher noch sagen, nur damit es vom Tisch ist: Die Leiche meines Vaters werden sie nie finden."
Inhalt
Während seine Mithäftlinge mal wieder den Aufstand proben, beginnt der junge Jasper Dean damit, die Geschichte seiner Familie niederzuschreiben. Aus seinen eigenen Erinnerungen und den Erzählungen anderer rekonstruiert Jasper, wie sein Vater Martin zum meist gehassten Mann Australiens wurde, während dessen Bruder, Jaspers Onkel Terry, zur beliebtesten Person des fünften Kontinents avancierte. Es wird enthüllt, wie die Männer der Familie Dean unzählige Schicksale beeinflusst haben, Liebe fanden und verloren, und über Europa und Asien immer wieder zurück nach Australien gelangten - egal, ob Australien das wollte oder nicht.
Kritik
Steve Toltz ist kein Mann, der klein anfängt. Mit "Vatermord und andere Familienvergnügen" hat der Australier einen spektakulären Debütroman vorgelegt, der auf 800 Seiten eine der irrwitzigsten Familiengeschichten der letzten 20 Jahre erzählt.
Es gibt eine Menge Adjektive, die auf diesen Roman zutreffen: grotesk, witzig, traurig, intelligent, überraschend, faszinierend, befremdlich, wortreich, überzogen ... Der Erzählstil stellt eine Kombination aus philosophischen Betrachtungen und schnoddrigem Humor dar. Auf einigen Seiten verspürt man das Bedürfnis, einfach mal ein paar Sätze zu überspringen, und an anderen Stellen erscheint es unvorstellbar, überhaupt nur daran zu denken, ein Wort auszulassen. Diesen Roman kann man wirklich als Erlebnis bezeichnen.
Der eigentliche Erzähler ist Jasper Dean, der jedoch immer wieder wortgenaue Erzählungen und Tagebucheinträge seines Vaters Martin Dean wiedergibt, so dass wir im Grunde zwei verschiedene Erzähler haben. Martin ist ein sozial unterentwickelter Philosoph, der voller Wissen und Ideen steckt, aber sich in der Gesellschaft nicht zurechtfindet. Einerseits leidet er an Größenwahn und beschäftigt sich mit weltverbessernden Zielen, andererseits wird er von Ängsten und Zweifeln getrieben. Sein ganzes Leben lang fehlen ihm der Mut, der Ehrgeiz, die sozialen Kompetenzen, aber auch das Glück, um seine Ziele erfolgreich zu verwirklichen. Alles, was er tut, ist letztlich zum Scheitern verurteilt und stürzt viele Menschen ins Verderben.
Martin Dean ist zweifellos ein Charakter, über den sich ganze Aufsätze verfassen lassen. Wer noch nach geeigneten Themen für Arbeiten in Psychologiekursen oder Philosophieseminaren sucht, kann "Vatermord und andere Familienvergnügen" als echten Tipp betrachten.
Das Verhältnis zwischen Jasper und Martin ist geprägt von einer eigenwilligen Mischung aus tiefer Liebe und leidenschaftlicher Abneigung. Martin wollte nie ein Kind und Jaspers größte Angst besteht darin, wie sein Vater zu werden, dennoch ist die Verbindung zwischen beiden so stark, dass sie sogar telepathische Züge annimmt.
Jaspers und Martins gesamtes Leben wird beeinflusst durch Terry Dean, Martins Halbbruder, den alle Australier kennen und lieben, obwohl er ein Schwerverbrecher ist. Mit seinen Taten, denen eine verquere Moralvorstellung zu Grunde liegt, hat sich Terry einen ewigen Platz im Nationalbewusstsein Australiens gesichert. "Vatermord und andere Familienvergnügen" ist nicht zuletzt auch eine liebevoll-zynische Auseinandersetzung mit der australischen Kultur.
Fazit
Auch wenn er manchmal etwas zu ausholend ist, hat der Roman "Vatermord und andere Familienvergnügen" durchaus das Zeug zu einem Kultwerk.
Maret Hosemann - myFanbase
30.06.2012
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Originaltitel: A Fraction of the WholeVeröffentlichungsdatum (DE): 12.03.2012
Verlag: btb
ISBN: 3442743443
Anzahl Seiten: 800
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