Bewertung
Niven, John

Music from Big Pink

"Gab es eigentlich eine billigere und zugleich mächtigere Droge als Musik?"

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Inhalt

Als der Kanadier Greg Keltner vom Tod des Rockstars Richard Manuel liest, überkommen ihn die Erinnerungen an seine Zeit in Woodstock Mitte der 1960er Jahre, kurz bevor die Stadt durch das nach ihr benannte Musikfestival weltberühmt wurde. Greg denkt zurück an sein Leben als kleiner Drogendealer im Dunstkreis des Musikers Bob Dylan, an seine große Liebe Skye, die seine Gefühle nie erwidert hat, und an ein Dasein zwischen Musik, Rauschzuständen und der Nähe zum Ruhm.

Kritik

Bisher kannte ich von John Niven nur die sehr skurrilen Werke "Coma" und "Gott bewahre", die mir beide ausgesprochen gut gefallen haben. Der Roman "Music from Big Pink" hingegen zeichnet sich nicht durch Skurrilität aus, sondern ist eine Milieustudie, die sich mit der Rock 'n' Roll-Szene der 1960er Jahre befasst und dabei Realität mit Fiktion vermischt. Der Hauptcharakter Greg Keltner, ein kanadischer Arzsohn, der sein Studium hinschmeißt und in den USA zum Drogendealer wird, ist eine fiktive Figur, die auf zahlreiche reale Musikstars trifft.

Mich hat in erster Linie der Name John Niven dazu verleitet, diesen Roman zu lesen, nicht etwa Interesse an amerikanisch-kanadischer Musikgeschichte. Mir ist Bob Dylan zwar ein Begriff und ich wusste auch, dass Woodstock ein Ort ist, der schon vor dem gleichnamigen Musikfestival existiert hat, aber ansonsten bin ich im Laufe der Romanhandlung auf viel Neuland gestoßen. Die fiktive Figur Greg ist in erster Linie mit der realen Begleitband von Boby Dylan, die anfangs The Hawkes und später The Band heißt, befreundet, und erlebt mit, wie diese aus dem Schatten des Superstars tritt und ihr erstes Album Music from Big Pink aufnimmt. Ich wusste bislang gar nichts von dieser Band und dem Album. Es treten insgesamt eine Menge Personen auf und es werden viele Songtitel erwähnt, die mir nie zuvor begegnet sind.

Auch prägende politische und kulturelle Ereignisse der 1960er Jahre, wie der Vietnamkrieg, die Morde an dem Bürgerrechtler Martin Luther King und dem Politiker Bobby Kennedy sowie der Anschlag auf den Künstler Andy Warhol, werden am Rande thematisiert und verdeutlichen dem Leser die Stimmung der Zeit.

Man darf wohl festhalten, dass "Music from Big Pink" vor allem solche Leser begeistern wird, die Interesse an Musikgeschichte haben. Nicht, dass der Roman für alle anderen uninteressant ist, er bietet durchaus viele faszinierende Einblicke, aber richtig gefesselt wird man als ein Leser, der kein Hintergrundwissen und/oder besonderes Interesse an der Thematik hat, eben auch nicht.

Fazit

"Music from Big Pink" ist vor allem für Fans der Rock 'n' Roll-Szene, die sich in den 1960er Jahren in den USA gebildet hat, interessant.

Maret Hosemann - myFanbase
16.07.2012

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