Bewertung
Barry, Max

Sirup

Wahrnehmung ist Wirklichkeit.

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Inhalt

Michael Holloway will unbedingt reich und berühmt werden, doch er hat weder das Zeug zum Schauspieler, noch besitzt er musikalisches Talent. Also nimmt er Marketing-Kurse am College, legt sich den Namen Scat zu und hofft auf die zündende Idee. Als ihm tatsächlich ein grandioses Konzept für ein neues Cola-Produkt einfällt, ist er dem Erfolg ganz nahe - und wird eiskalt über den Tisch gezogen. Dies soll nicht sein einziger Rückschlag bleiben, doch gemeinsam mit der toughen Managerin 6, die behauptet, tatsächlich so zu heißen, wagt Scat weitere, immer riskantere Anläufe, sich im Cola-Konzern durchzusetzen.

Kritik

Man muss sich schon in sehr abgelegene Dschungelgebiete vorarbeiten, gigantische Berge besteigen und in tiefe Wüsten latschen, um 100 Menschen zusammen zu bekommen, die absolut nicht wissen, was eine Coca-Cola ist. Die Coca-Cola Company ist der größte Softdrinkhersteller der Welt mit einem Jahresumsatz, der mehr Nullen hat, als Coca-Cola Buchstaben. Doch wie viel von diesem gigantischen Erfolg, der Ende des 19. Jahrhunderts begann, ist wirklich auf das Getränk (und die diversen Variationen) an sich und wie viel auf das Marketing zurückzuführen?

Der Roman "Sirup" spielt in der Welt des Coca-Cola-Marketings, einer Welt, in der das eigentliche Produkt absolute Nebensache ist. Hier kommt es auf Werbestrategien an, auf Namen, Sprüche und Bilder, doch den Ruhm ernten nicht die kreativen Köpfe, die sich diese Namen, Sprüche und Bilder ausdenken, sondern die Manager, die für Budgets, Personalentscheidungen und Zeitpläne verantwortlich sind. Sie setzen unter die guten Ideen ihre Namen - und finden für schlechte Ideen andere Sündenböcke. Der Hauptcharakter Scat kommt in dieser Welt zunächst unter die Räder und wird um viel Geld betrogen, lernt aber mit 6 eine Frau kennen, die genau die Business-Fähigkeiten mitbringt, die ihm fehlen. Andererseits wird sie nicht wirklich ernst genommen, da sie eine Frau, ziemlich jung und finanziell noch nicht abgesichert ist.

Scat und 6 bilden bald eine komplizierte Zweckgemeinschaft, die auch von romantischen Gefühlen beeinflusst wird, und lassen sich auf sehr gewagte Machtproben ein, bei denen sie mit unrealistischen Deadlines, zu geringen Budgets, ständigen Einmischungen, absichtlichen Fehlinformationen und anderen Schikanen auf hohem Niveau zu kämpfen haben.

Max Barry hat schon mehrfach bewiesen, vor allem mit "Logoland" und "Maschinenmann", wie stark sein Gespür für unterhaltsame Gesellschaftssatiren ist. "Sirup" widerspricht diesem Eindruck nicht, reicht aber an die beiden genannten Werke nicht heran, da ein wenig der Biss fehlt. Sowohl "Logoland" als auch "Maschinenmann" haben durch ihre grotesken, unsere Realität überspitzt abbildenden Szenarien etwas erschreckendes an sich, was sich über "Sirup" nicht wirklich sagen lässt. "Sirup" erzählt eine amüsante, interessante Geschichte, die den Leser aber nicht in besonderem Maße über sein eigenes Leben, seine eigene Umgebung und seine eigenen Ansichten nachdenken lässt. In gewisser Weise wird der Roman seinem Titel gerecht - schmackhaft, aber etwas zu süss.

Fazit

"Sirup" ist nicht Max Barrys bestes Werk, hat aber dennoch ordentlichen Unterhaltungswert.

Maret Hosemann - myFanbase
21.07.2012

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