Bewertung
Jäckel, Karin

Urteil des Salomon, Das – Eine Großmutter kämpft um ihre Enkelin

Das Urteil des Salomon besagt, dass diejenige Mutter die bessere ist, die ihr Kind lieber aufgibt, als ihm zu schaden. Diese Geschichte stammt aus der Bibel, wie jeder weiß...

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Inhalt

Käthe war so eine Mutter. In ihrer Ehe äußerst unglücklich trennte sie sich von ihrem Mann und zog mit den beiden Töchtern aus. In einer richtiggehenden Rufmordkampagne verlangt ihr Ehemann das alleinige Sorgerecht für die Kinder, nicht aus Interesse an ihnen, sondern um Käthe zu verletzen. Unter Druck gesetzt und erneut mit dem falschen Mann, diesmal einem Schläger, zusammen, sieht Käthe irgendwann keinen Ausweg mehr und lässt ihre Kinder beim Vater. Als sie sich von dem Mann getrennt hat bittet sie um ein Umgangsrecht, damit sie ihre Kinder regelmäßig sehen kann. Doch durch Lügen und Intrigen wird ihr auch das verweigert. Jahre später nehmen ihre Töchter zögerlich Kontakt zu ihr auf. Und was ihnen in ihrer Abwesenheit all die Jahre beim Vater widerfahren ist, erfährt Käthe erst jetzt.

Von all den Erfahrungen beeinflusst und beeinträchtigt, heiratet Birgit, die älteste Tochter einen anständigen Mann und bekommt mit ihm eine Tochter. Käthe ist überglücklich, dass ihre Tochter ihr scheinbar verziehen hat und sie der Kleinen eine Großmutter sein darf. Sie liebt ihre Enkelin abgöttisch. Bis zu dem Tag, an dem ihr erneut ein Kind entrissen wird…

Kritik

Dies ist nicht das erste Buch gewesen, das ich von Karin Jäckel gelesen habe. Ich mag ihren Schreibstil und ihre realistische und möglichst objektive Art, die Ereignisse darzustellen. Dabei wird nichts beschönigt, Käthes Fehler liegen offen und sie verleugnet sie nicht. Dass dies alles hier in Deutschland passiert ist fast unglaublich. Man denkt doch naiv, dass man sich auf unsere Familienrechtssprechung verlassen kann. Wie kann also einer Mutter, in diesem Fall Käthe, und einem Vater, ihrem Schwiegersohn einige Jahre später, einfach ein Kind entzogen werden, ohne dass diese Person jemals etwas schlimmes getan hätte, einfach durch das Aufstellen von Lügen?!

Dieses Buch sollte jeder einmal lesen, der demnächst heiraten möchte, denke ich, weil man hier an einem erschreckenden Beispiel sieht, was zum Beispiel ein nicht abgeschlossener Ehevertrag im Nachhinein bedeuten kann. Hochinteressant ist auch der Überblick über das Familienrecht und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat. Vom Ende der sechziger Jahre, als Käthe heiratete, und als man sich noch nicht einfach so scheiden lassen konnte, sondern ein Partner immer die Schuld an der Trennung bekam. Jahre später, in den Siebzigern wurde das Schuldprinzip angeschafft. Es war auch nicht mehr ungewöhnlich, wenn Paare unverheiratet zusammen lebten. All diese Veränderungen geschahen in wenigen Jahrzehnten.

Auf wirklich eindrucksvolle Weise wird hier das Leben einer Frau von nebenan dargestellt, einer Frau die jeder von uns gekannt haben könnte. Es ist eine Geschichte über eine Großmutter, die immer gut zu ihrer Enkelin war und sie heute trotzdem nicht mehr sehen darf. Das Buch schildert vielschichtig, wie das Leben sein kann, wie kleine Fehler alles aus der Bahn werfen können.

Ein wirklich nahe gehendes Werk, weil es eben jedem nahe geht, weil es um jemanden in unserem Land geht, um die Realität.

Sabrina Brendel - myFanbase
18.03.2006

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