Bewertung
O'Brien, Caragh

Das Land der verlorenen Träume

Sei stark und mutig, Gaia!

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Inhalt

Gaia und ihre Schwester Maya streifen schon seit Tagen durchs Ödland. Essen und Trinken sind seit Tagen aufgebraucht und die beiden sind bis auf die Knochen abgemagert und geschwächt. Ein Reiter, der sich als Chardo Peter herausstellen wird, findet die zwei und bringt sie in sein Dorf Sylum. Dort werden die beiden mehr oder weniger freundlich empfangen. Frauen sind eine Seltenheit in Sylum, daher dürfen sie bleiben. Doch Gaia muss ihre Schwester abgeben und die strengen Befehle der herrschenden Matriarchin befolgen. Schon bald geraten die beiden aneinander und tragen einen Machtkampf aus. Eines Tages erfährt Gaia, dass ihr einstiger Gefährte Leon in Sylum im Gefängnis sitzt. Sie will ihm helfen, doch ihr sind die Hände gebunden. Als Leon endlich aus dem Gefängnis kommt will er nichts mehr mit Gaia zu tun haben. Dafür zieht sie immer mehr das Interesse etlicher anderer Männer auf sich. Zudem hat das Land ein großes Problem, es kommen kaum Mädchen zur Welt. Viele Männer sind obendrein unfruchtbar. Sylum ist sozusagen vom Aussterben bedroht. Und aus irgendwelchen seltsamen Umständen kann niemand das Land verlassen. Bald schon gilt es viele schwierige Entscheidungen zu treffen.

Kritik

"Das Land der verlorenen Träume" ist insgesamt eine nette Fortsetzung eines recht guten Auftaktes. Die weiterführende Handlung ist fließend erzählt, man kann die Perspektiven der Figuren nachvollziehen und begleitet zwei bekannte Charaktere, nämlich Gaia und Leon, auf ihrem weiteren Abenteuer. Ich muss jedoch auch deutlich sagen, dass ich das Buch vermutlich weggelegt hätte, hätte ich nicht den ersten Teil schon gelesen. Ich mag Mehrteiler, da man sich an die Figuren gewöhnen kann, sie kennen lernt und sie auf einem weiten Weg, über viele hundert Seiten hinweg, begleitet. Gefällt mir die Grundidee der Geschichte und habe ich Sympathien für die Charaktere, dann möchte ich auch wissen, wie es weiter geht, und freue mich auf jeden weiteren Teil, in dem ich das Altbewährte und Bekannte wieder finde.

Die Grundidee des ersten Teils ist nicht schlecht und auch in diesem Band ist der Hauptgedanke nicht uninteressant. Gaia findet sich plötzlich in einer Welt wieder, die das krasse Gegenteil ihrer alten Heimat ist. Statt einer patriarchischen Diktatur lernt sie auf einmal ein demokratisches Matriarchat kennen. Eigentlich könnte sie glücklich sein, denn Sylum macht so vieles besser als die Enklave. Doch schon bald muss sie feststellen, dass auch dieses Herrschaftssystem bei weitem nicht perfekt ist.

Bei Weitem nicht perfekt ist jedoch auch einiges an diesem Buch. Beginnen möchte ich bei der Protagonistin Gaia. Vieles macht einfach keinen Sinn und widerspricht sich. Zum Beispiel fühlt sie sich auf Grund ihrer Narbe ständig hässlich. Dass das falsche Selbstwahrnehmung ist, steht natürlich außer Frage. Der Beweis hierfür könnte darin zu sehen sein, dass nicht nur Leon, sondern auch mindestens zwei weitere Herren aus Sylum sich auf den ersten Blick in sie verlieben. Doch Gaia, die sonst immer genau weiß, was sie will, steckt auf einmal in einer brisanten Dreiecksgeschichte. Ihr Verhalten: Weder schüchtern noch selbstkritisch noch willensstark. Solche Momente gibt es im Buch ständig. Gaia lehnt sich gegen die Matriarchin auf, beugt sich ihr, tut es doch nicht, verschmäht Leons Botschaft, um dem Willen der Matriarchin zu folgen, um ihr wiederum Paroli zu bieten. Falls das jetzt verwirrend klingen sollte ... genau das ist es auch.

Ähnlich verhält es sich mit dem sonst so höflichen und sicheren Leon. Erst will er Kontakt zu Gaia, dann nicht mehr. Später nimmt er sie mit in eine Hütte, behandelt sie dort wie Dreck und das – Achtung – WEIL er sie noch immer liebt. Die Entwicklung der Charaktere verfolgt einfach keine gerade Linie.

Außerdem sind die Umstände in diesem Land merkwürdig. Es werden nur Jungen geboren, einige davon unfruchtbar. Später stellt sich heraus, dass die unfruchtbaren Männer eine Gebärmutter haben. Doch so mythisch es beginnt, so unspektakulär wird es aufgelöst. Diese seltsamen Umstände lassen sich auf einmal auf wenigen Seiten ganz wissenschaftlich erklären. Und auch wenn die Figuren wie die Leser schließlich wissen, dass sie möglichst bald das Land verlassen müssten, beeilt sich niemand, denn die Bewohner sollen ja nicht überfordert werden.

Um das Rätsel möglichst schnell und einfach zu lösen, wird nochmal schnell ein ähnlicher Code wie in Band 1 ausgepackt. Und schon weiß Gaia, wie man das Land verlassen kann und warum nur Jungen geboren werden. Das geht so schnell, dass man es selbst kaum glaubt geschweige denn richtig versteht. So ging es auch den Bewohnern von Sylum bisher. Schon Gaias Oma (die ebenfalls Matriarchin gewesen ist) war der Lösung des Rätsels auf der Spur. Ihren "wirren" Ideen glaubte damals jedoch niemand. Kaum spricht Gaia es aber aus, ist das Dorf überzeugt und will sie als Anführerin.

Neben den vielen Inhaltlichen Fehlern und Stolperern passiert ähnliches leider auch in Punko Grammatik und Rechtschreibung. Natürlich können sich auf über 400 Seiten ein paar Fehler einschleichen, doch im Schnitt habe ich pro Kapitel einen gefunden und das ist meiner Meinung nach für einen Bestseller-Roman eindeutig zu viel. Es stört den Lesefluss und wirkt unprofessionell. Ebenso ergeht es mit einigen Sätzen, in denen ein Wort fehlt oder eines fälschlicherweise wiederholt wird. Nachdem man einen Satz dann dreimal gelesen und eingesehen hat, dass es tatsächlich ein Fehler sein muss, hat man schon lange vergessen, um was es eigentlich gerade ging.

Während sich der erste Band noch kontinuierlich hinsichtlich der Spannung steigern konnte, kann man das von diesem Teil nicht behaupten. Es ist ein stetes Auf und Ab. Mal kann man das Buch kaum beiseite legen und mal schaut man zwei Wochen nicht rein, weil irgendwie eh nichts passiert.

Fazit

Lange Rede kurzer Sinn, mit der Auflistung solcher kleinerer und größerer Patzer könnte ich noch eine Weile fortfahren. Ändert aber auch nichts daran, dass es sich bei "Das Land der verlorenen Träume" um eine nette aber doch mittelmäßige Fortsetzung handelt. Daher sehr nette 6 Punkte von mir, die hart an der Grenze zu 5 Punkten liegen. Das Buch unterhält, führt die angefangene Geschichte weiter und lässt sich gut lesen. Es ist aber auch deutlich schwächer als Teil 1, weist einige Ungereimtheiten auf und ist mit anderen Werken des Genres nicht gleichzusetzen.

Janina Funk - myFanbase
20.09.2012

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