Bewertung
Mayer, Berni

Black Mandel

"Er war wie Hannibal Lecter, und der Mandel und ich waren Jodie Foster."

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Inhalt

Da sie gerade keinen Fall zu bearbeiten haben, reisen die beiden Detektive und ehemaligen Musikjournalisten Max Mandel und Sigi Singer in die norwegische Ortschaft Bergen, um das Comeback-Konzert der einheimischen Black-Metal-Band Dark Reich zu besuchen. Kurz nach dem Konzert verschwindet der Frontmann der umstrittenen Band, Christian Hallberg, jedoch spurlos, während zeitgleich im Internet ein unheimliches Plattencover auftaucht, auf dem zu sehen ist, wie Christian gekreuzigt wird. Echt oder doch nur Fake? Christians Schwester Vilde bittet Mandel und Sigi um Hilfe. Die beiden deutschen Detektive tauchen in die norwegische Black-Metal-Szene ein, die geprägt ist von seit Jahren schwellenden Konflikten, düsteren Geheimnissen und Hass auf die katholische Kirche.

Kritik

Vom deutschen Pop-Mainstream zum norwegischen Black Metal. Nachdem sie in ihrem Debütroman "Mandels Büro" noch den Mord an einem deutschen Erfolgssänger aufklären mussten, suchen die beiden Detektive Max Mandel und Sigi Singer nun nach einem verschwundenen Black-Metal-Musiker, der eine gewalttätige Subkultur mitgeprägt hat. Im Laufe ihrer Ermittlungen stoßen Mandel und Sigi auf eine ganze Reihe von Konflikten und Geheimnissen innerhalb der Black-Metal-Szene, die es den beiden Detektiven allerdings nicht leichter machen, das Rätsel um den vermissten Christan Hallberg zu lösen. So bleibt auch der Leser lange Zeit im Dunkeln und wird mehrfach überrascht.

Die norwegische Black-Metal-Szene ist ein interessantes Milieu, das Berni Mayer authentisch und mit lakonischem Humor beschreibt. Auch die nicht unbedingt gemütlichen Witterungsbedingungen in Norwegen vermittelt der Autor ziemlich überzeugend. Der Leser kann sich sehr gut in die kalte, düstere, aber nie abgehobene Atmosphäre dieses Romans einfinden. Dies liegt im Wesentlichen an dem Ich-Erzähler Sigi Singer. Wie schon im ersten Mandel-Roman führt Sigi auch diesmal wieder durch die Handlung, obwohl er bei vielen Ereignissen, die Max Mandel erlebt, gar nicht anwesend ist und diese nur nacherzählen kann. Mandel ist das Alphamännchen, ein rauer, komplexer und dominanter Charakter, der die Entscheidungen trifft und sich den gefährlichen Situationen stellt. Die meisten Romane wären aus seiner Sicht geschrieben, doch Berni Mayer geht eben diesen anderen Weg und lässt den "Handlanger" Sigi sowohl die Geschichte erzählen, als auch zum eigentlichen Sympathieträger werden, mit dem sich der Leser viel mehr identifizieren kann. Diesen Stil hielt ich anfangs noch für gewöhnungsbedürftig, mittlerweile empfinde ich ihn aber durchaus als interessant und gut gemacht.

Sigi ist sehr viel zurückhaltender, vorsichtiger und unbeholfener als Mandel. Während Mandel sich sehr schnell zurechtfindet und Eindruck auf die Leute macht, tritt Sigi des Öfteren in Fettnäpfchen und plagt sich mit Ängsten und Sorgen herum. In dem fremden Ort Bergen in Norwegen hat Sigi mit Problemen zu kämpfen, die der Leser gut nachvollziehen kann, die einen klassischen Helden aber selten zu schaffen machen, zum Beispiel die Schwierigkeit, sich die Wege zu merken, oder das Problem, immer etwas von der Landeswährung zum Bezahlen dabei haben zu müssen.

Natürlich ist Sigi nicht gerade glücklich darüber, dass Mandel immer alles bestimmt, von der Musikwahl im Auto bis zur Sitzordnung im Büro, und gelangt mehrfach zu der Erkenntnis, dass es mit ihnen beiden nicht mehr lange gut geht, doch als Leser weiß man, dass es wohl sobald nicht zu einer Trennung kommt. Was wäre ein Dr. Watson, wenn er nicht an Sherlock Holmes' Seite stünde? Wozu bräuchte man einen Robin ohne einen Batman? Solche Sidekicks wie Sigi kommen letztlich nicht von ihren dominanten Partnern los, weil ihr Leben ohne diese sehr viel langweiliger und unerfüllter wäre.

Fazit

Wie der Vorgänger ist auch "Black Mandel" ein eigenwillier, aber interessanter und spannender Krimi.

Maret Hosemann - myFanbase
10.12.2012

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