Bewertung
Schmied, Elisabeth

Mädchen können immer

"Mädchen sind in der Gesellschaft immer noch Schlampen, wenn sie Sex wollen oder haben."

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Inhalt

An einer Schule im österreichischen Wels ist die Hölle los: Jemand hat einen Sextest unter dem weiblichen Teil der Schüler in Umlauf gebracht und die Auswertung landet am schwarzen Brett. Was ist hier nur los? Wer steckt dahinter? Und warum sind alle scheinbar boycrazy?

Kritik

Seit "Sex and the City" über den Bildschirm geflimmert ist, ist es kaum noch möglich, ein Universum für vier weibliche Hauptpersonen zu kreieren, ohne gleich die Vorbildrollen aus der amerikanischen Serie in den Köpfen aufleben zu lassen, ob beabsichtigt oder eben nicht. Bei "Mädchen können immer" ist das genau so. Da wäre zum Einen Susi, die schüchterne, strebsame Jüngste im Bunde – eine Charlotte, eindeutig. Dann gibt es Eva, die trotz ihres zügellosen Verhaltens auf der benachbarten Schwesternschule ist (Samantha, anyone?). Edisa ist kämpferisch, hat eine eigene Meinung und kein Problem, sie zu sagen, wie eine echte Miranda. Und Carrie? Das muss dann wohl Judith sein. Die, die sich wahnsinnig viele Fragen über Jungs stellt und keine Angst hat, diese auch laut zu stellen.

Doch die vier Hauptprotagonisten sind nicht miteinander befreundet wie die berühmte Fernsehclique. Susi und Judith waren es einst - und Edisa und Eva haben nichts miteinander gemeinsam, außer, dass Eva Edisas Roland anbaggert. Dass zum Schluss doch noch eine Freundschaft entsteht, passiert eher zufällig und nicht so ganz detailliert geschildert. Wie das eben so ist bei Teenagern, noch dazu, wo die Handlung nur durch die Tagebücher der vier Mädels erzählt wird – da wird eben selektiert.

Einzig Eva und Judith nähern sich schon früh im Buch an. Denn eigentlich will Eva Rache an Judith üben. Doch dann werden die Feinde Freundinnen, schon alleine, weil Eva Gertschi erobern möchte. Doch Gertschi, der den "Ryan-Gosling-Effekt" beherrscht (zum Brüllen komisch und leider wahr: "Schauspieler, der, wenn man genau hinsieht, total hässlich ist. Aber er kriegt immer wieder die Rolle des hübschen Typen."), nutzt sie nur aus. Susi hat da schon mehr Glück, als sie im Tanzkurs Tibor erobert.

Judith hingegen steht ganz zu Beginn zwischen den Stühlen und entwickelt daraus heraus auch ihren Sextest: Wen soll sie nehmen, Bernd oder seinen besten Freund Jan? Und wie weit soll sie dann mit ihrem neuen Freund gehen?

Edisas Freund Roland lässt sich dann auch noch auf ihre beste Freundin Therese ein. Sie verlässt ihn und ist schließlich frustriert – emotional, aber vor allem auch sexuell. Dass hier explizit über Solosex (mit Pornos) geschrieben wird, ist nur einer der Vorzüge in dem aufklärenden Buch für junge Mädchen. Denn warum sollten nur Jungs Spaß an ihrer Sexualität haben? Edisa verschlägt es schließlich die Sprache wegen Markus. Der ist aber schlussendlich auch nur ein Chauvi und nichts für die taffe Kroatin.

Fazit

Elisabeth Schmied hat vier sehr unterschiedliche Charaktere erschaffen, die sich nicht nur durch liebevolle Änderungen in Sprache (sehr unähnlich zu anderen Tagebuch-Büchern wie "The Princess Diarie": Absolut aktuelle Wörter wie "herumbitchen") und Layout (Judith schreibt zum Beispiel ganz rational gerne Listen) unterscheiden – jede hat ihre eigene Familiengeschichte zu tragen, die im Hintergrund läuft. Im Vordergrund steht aber natürlich Sex, insbesondere die ersten Male zweier Mädels. Klug flechtet Schmied auch immer wieder die Vergangenheit von Judith und Susi ein und die peinliche Geschichte zwischen Susi und Sebastian, die erst ganz am Ende aufgelöst wird.

Simone Bauer - myFanbase
23.12.2012

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