Bewertung
Evers, Horst

Der König von Berlin

"Jede Apokalypse hat auch eine nervige Seite."

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Inhalt

Als Kommissar Lanner nach Berlin versetzt wird, wähnt er sich am Ziel seiner Karriereträume, doch für seine neuen Kollegen ist der aus dem niedersächsischen Cloppenburg stammende Beamte nur ein trotteliger Dorfsheriff. Um sich Respekt zu verschaffen, will Lanner möglichst schnell einen kniffligen Fall lösen. Zur Auswahl stehen ihm gleich zwei mysteriöse Todesfälle, die von seinen Kollegen eher stiefmütterlich behandelt werden. Zum einen der Tod eines Ghostwriters, der viele Werke verfasst hat, für die andere den Ruhm einheimsen, und zum anderen das Ableben des Chef-Kammerjägers von Berlin, der immer damit gedroht hat, dass ihn die Ratten, sollte ihm etwas zustoßen, rächen werden. Tatsächlich leidet Berlin neuerdings unter einer massiven Rattenplage.

Kritik

Wenn ein auf Comedy spezialisierter Autor wie Horst Evers einen Krimi herausbringt, dann weiß man als Leser natürlich von vornherein, dass keine harte und ernste Hochspannungsliteratur zu erwarten ist. "Der König von Berlin", Evers erster Ausflug ins Krimigenre überhaupt, erzählt von einem niedersächsischen Kommissar, der versucht, sich in Berlin zurechtzufinden und es dabei mit allerlei skurrilen Zeitgenossen zu tun bekommt.

Dreh - und Angelpunkt der Handlung ist eine Rattenplage, die das Nervenkostüm der Berliner Politiker strapaziert, den heldenhaften Einsatz von Kammerjägern fordert und natürlich viele Rätsel aufgibt. Nehmen die Ratten tatsächlich Rache für den Tod des Kammerjägers Machallik, der über Jahrzehnte die Rattenpopulation in Berlin unter Kontrolle gehalten hat und eine markante Gestalt war, an der sich die Geister schieden?

Ohne jede Frage ist "Der König von Berlin" eine augenzwinkernde Mischung aus Liebes - und Hasserklärung an die deutsche Hauptstadt. Dabei dient der aus Cloppenburg stammende Protagonist Lanner als personifizierter Nicht-Berliner, dem die Stadt und ihre Einwohner ganz schön zu schaffen machen. Er wird von Kollegen veräppelt, von Anwalten fertig gemacht, von Ganovinnen entführt und von Geschäftsleuten erpresst. Er will sich jedoch trotz aller Widrigkeiten durchbeißen und seinen Ruf als Dorfsheriff und Fettnäpfchentreter loswerden. Unterstützung bekommt er dabei von der begabten Ermittlerin Carola und seinem ehemaligen Kindheitsfeind Georg aus Cloppenburg, der schon länger in Berlin lebt.

In der Handlung stecken zahlreiche Spitzen gegen die Politik, Wirtschaft und Kultur Berlins, aber auch interessante Einblicke in den Kammerjägerberuf, der ja eher selten literarisch aufgearbeitet wird, und viele absurde Wendungen, die das Prinzip der Wendungen an sich aufs Korn nehmen.

Fazit

"Der König von Berlin" bietet skurrile Krimiunterhaltung und einen satirischen Blick auf die deutsche Hauptstadt.

Maret Hosemann - myFanbase
18.03.2013

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