Bewertung
Martin Howden

Game of Thrones von A bis Z

Das inoffizielle Fanbuch zur Serie

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© Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag

Inhalt

Das Fanbuch zum Fantasy-Epos "Game of Thrones" bietet in Form eines alphabetischen Nachschlagewerks viele Hintergrundinformationen rund um die Fernsehadaption von George R. R. Martins Bestseller. Dabei werden die Hauptcharaktere und deren Darsteller vorgestellt, aber auch die Produktion der Serie näher beleuchtet. Abgerundet wird das Buch durch einen Episodenguide, der die einzelnen Folgen der ersten zwei Staffeln betrachtet.

Kritik

George R.R. Martin hat mit seiner Fantasy-Reihe "Das Lied von Eis und Feuer" ein Universum geschaffen, das jahrelang ebenso unverfilmbar galt wie die "Herr der Ringe"-Trilogie. Dass die Helden von Westeros es auf die Leinwand schaffen würden, war aufgrund der Fülle an Charakteren, Schauplätzen und Handlungssträngen sogar noch unwahrscheinlicher als bei Tolkiens Meisterwerk. Doch 2006 suchten D.B. Weiss und David Benioff George R.R. Martin auf und präsentierten ihm die Idee, den Kampf um den Eisernen Thron als Fernsehserie umzusetzen – und zwar auf dem prestigeträchtigen Kabelsender HBO. Die Vision der beiden wurde im Jahr 2011 Wirklichkeit, als am 17. April die Pilotfolge über die Bildschirme flimmerte. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Schon frühzeitig wurden eine zweite, schließlich auch eine dritte und vierte Staffel bestellt und die begeisterte Fangemeinde der Serie wächst und wächst.

Doch das Problem des unglaublich detailreichen Kosmos, der in den bislang fünf umfangreichen Büchern (auf Deutsch wurden sogar insgesamt zehn Bände daraus gemacht) entfaltet wurde, besteht nach wie vor. Gerade für Zuschauer ohne Kenntnis der literarischen Vorlage sind die Zusammenhänge zwischen den Figuren und die weitreichende Geschichte der Sieben Königlande auf den ersten Blick manchmal nur schwer verständlich. Da aber nicht jeder Serienliebhaber die Zeit oder Lust für die Lektüre der Buchvorlagen hat, war es nur eine Frage der Zeit, bis ein übersichtliches Nachschlagewerk wie "Game of Thrones von A bis Z" auf den Markt kommt.

Der Aufbau des Fanbuchs als Lexikon, das die wichtigen Schlagworte zur Serie alphabetisch sortiert, ist zwar eine nette Idee, aber für den Leser ist es nicht sehr praktisch, da es kein Inhaltsverzeichnis gibt und man das ganze Buch durchblättern muss, um den jeweiligen Buchstaben und das gewünschte Stichwort zu finden. Aufgrund dessen wird vermutlich jeder Leser das Buch chronologisch lesen und dadurch ergibt sich ein weiteres Problem der lexikalischen Anordnung: Da Infos zur Produktion der Serie, zu den handelnden Charakteren und zu den Hintergründen, die nur aus den Buchvorlagen bekannt sind, alphabetisch und daher inhaltlich willkürlich aufeinander folgen, fehlt dem Fanbuch ganz einfach der rote Faden – und das verhindert natürlich ein leichteres Verständnis auf Seiten des Lesers.

Abgesehen von diesen formalen Hürden kann das Buch inhaltlich durchaus punkten. Vor allem der Blick hinter die Kulissen der Produktion ist äußerst gelungen und detailreich. Autor Martin Howden, der neben einem "A bis Z"-Guide zur Verfilmung der "Tribute von Panem" auch Biografien zu Robert Downey Jr. und Russell Crowe geschrieben hat, trägt hier aufschlussreiche und kurzweilige Informationen zur Entstehung, zum Casting, zu den Kostümen und den Drehorten der monumentalen Drama-Serie zusammen. Außerdem informiert er den Leser natürlich ausführlich über die literarischen Vorlagen und deren Schöpfer George R.R. Martin. Mit vielen Originalkommentaren der Beteiligten wird die Informationsfülle aufgelockert und belebt, auch wenn es etwas schade ist, dass Howden ausschließlich aus Interviews zitiert und nicht selbst mit den Personen gesprochen hat – aber deshalb ist es wohl auch ein inoffizielles Fanbuch.

Deutlich schwächer gestalten sich die Beiträge zum Inhalt der Serie. Es werden zwar viele, aber nicht alle Hauptcharaktere der ersten beiden Staffeln vorgestellt, zudem schwankt die Qualität und auch die Quantität der Informationen enorm. So wird beispielsweise die Entwicklung von Sansa als "einer der Höhepunkte der Serie" beschrieben, an deren Ende aus dem naiven Mädchen eine "abgebrühte und zynische Frau" geworden ist. Zweifellos verliert Sansa aufgrund der tragischen Ereignisse, die sie in den ersten beiden Staffeln erlebt, ihre kindliche Unschuld, dennoch ist ihr zunehmend taktisches Verhalten vielmehr von Angst als von Abgebrühtheit geprägt. Trotz dieser manchmal auftauchenden Fehldeutungen bieten die Charakterbeschreibungen einen nützlichen Kurzüberblick über die handelnden Figuren sowie deren Darsteller. Interessant sind dabei wieder die gesammelten Zitate der Schauspieler, die von der Herangehensweise an die Rolle erzählen oder bestimmte Eigenschaften hervorheben, die die Darsteller an ihren Charakteren schätzen. Ein netter Zusatz sind außerdem die Spoiler-Informationen auf Stand der bislang erschienenen Bücher, die für alle Neugierigen knapp zusammenfassen, was den Charakteren über die zweite Staffel hinaus widerfährt. Ein Manko ist allerdings die Tatsache, dass diese Spoiler in auffälligen, roten Kästchen präsentiert werden, die zwangsläufig und trotz der Spoiler-Warnung die Blicke des Lesers auf sich ziehen. Dass der ein oder andere dabei aus Versehen etwas liest, was er lieber noch nicht wissen würde, ist fast nicht zu vermeiden.

Während der Lexikon-Teil des Buches also weitestgehend überzeugt, hätte man sich den anschließenden Episodenguide definitiv sparen können. Der Inhalt der einzelnen Folgen wird teils zu detailreich, teils zu knapp wiedergegeben, mal ist es eine reine Beschreibung der Handlung, mal werden Bewertungen eingemischt – es wirkt, als wären hier fünf verschiedene Autoren am Werk gewesen, die sich nicht abgesprochen haben, welche Informationen relevant sind und welche nicht. In späteren Folgen wird beispielsweise auf Ereignisse verwiesen, die in den Beschreibungen der früheren Folgen nicht erwähnt wurden und es kristallisiert sich hier deutlich heraus, dass das Buch eigentlich nur für Leser geeignet ist, die die Serie bereits gesehen haben, keinesfalls für Einsteiger, die die zwei bisherigen Staffeln auf diesem Weg aufholen möchten. Zu jeder Folge werden außerdem unter dem Stichwort "Vermischtes" einige Informationen aufgeführt, die aber nur in den wenigsten Fällen tatsächlich etwas mit der jeweiligen Folge zu tun haben und zum Großteil einfach nur trivial und nichtssagend sind. Der Tiefpunkt sind definitiv die "Reaktionen", die es zu den einzelnen Folgen gab: Neben einem oberflächlichen Blick auf die Quoten wird das Fazit einer Kritik zitiert, die mal aus angesehen Magazinen und Zeitungen stammen, teilweise aber auch von Fanseiten und Blogs. Die willkürliche Auswahl bringt, ebenso wie die meisten Punkte, die unter "Vermischtes" subsummiert werden, kaum Mehrinformation für den Leser und trägt zum Eindruck bei, dass der Episodenguide nur ein stiefmütterlicher Anhang des Buches ist.

Die Gestaltung von "Game of Thrones von A bis Z" ist dem Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, der für Fanbücher zu Filmen und Serien wie "Vampire Diaries", "True Blood" und "How I Met Your Mother" bekannt ist, sehr schön gelungen. Vor allem das Cover wirkt sowohl in der Optik als auch in der Haptik sehr edel. Auch das Layout des Buchinneren ist mit den großformatigen Farbfotos und dem farblich sehr klaren Design ansprechend und hochwertig und ist für einen Fan der Serie visuell auf jeden Fall reizvoll. Dagegen sind im Lektorat leider nicht nur einige sprachliche Mängel, sondern auch Rechtschreibfehler übersehen worden.

Fazit

Ein schön anzusehendes, nettes Handbuch zur Serie, das vor allem für diejenigen interessant ist, die mehr über den Entstehungsprozess der Serie und Trivia rund um die Dreharbeiten und Darsteller erfahren möchten. Was allerdings die Informationen zum Inhalt der Serie betrifft, ist "Game of Thrones von A bis Z" diversen Internetseiten sowohl in Sachen Ausführlichkeit als auch Korrektheit definitiv unterlegen.

Lena Stadelmann - myFanbase
01.06.2013

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