Bewertung
Bick, Ilsa J.

Ashes 01. Brennendes Herz

"Dann ging sie aus der Tür, verschloss sie und ließ ihn zurück."

Foto: Copyright: Egmont INK
© Egmont INK

Inhalt

Alex begibt sich auf eine einsame Wanderung. Sie will den Alltag vergessen, ignorieren, dass sie aufgrund eines inoperablen Hirntumors dem Tod geweiht ist. Unterwegs lernt sie Jack und seine Enkelin, die 9-jährige Ellie, kennen. Noch während Alex damit beschäftigt ist, diese unliebsamen Bekanntschaften loszuwerden, erschüttert ein greller Blitz die Idylle. Tiere spielen verrückt, tote Vögel fallen vom Himmel und die kleine Gruppe wird zu Boden gerissen. Ellie und Alex erholen sich schnell von dem seltsamen Ereignis, doch Jack ist tot, wie auch viele andere Erwachsene im mittleren Alter. Ellie und Alex sitzen im Wald, abgeschnitten von der Zivilisation, mit wenig Proviant und ohne jegliche Erklärung für die Geschehnisse. Als wäre das nicht genug, müssen sie schon bald feststellen, dass der Tod nicht das schlimmste ist, was einem zustoßen kann. Viele jüngere Leute haben sich verändert und greifen jedes Lebewesen instinktiv an. Auf ihrer Suche nach Nahrung und Schutz treffen die beiden auf Tom, der das Unglück ebenfalls relativ unbeschadet überstanden hat. Nun kämpft sich die kleine Patchwork-Familie durch die verwüstete Gegend und sucht nach Hilfe und Antworten. Doch das größte Frage für die totkranke Alex lautet: Was geht in ihrem Kopf vor?

Kritik

Der erste Teil der Ashes-Trilogie springt auf den momentan gut laufenden Dystopie-Zug auf. Ein Unglück geschieht, die bisherige Welt und Gesellschaft werden zerstört und wir begleiten ein toughes Mädchen auf ihrem Überlebenskampf. In dieser Hinsicht bietet das Buch nicht unbedingt neuen Stoff. Jedoch schafft es die Autorin, den Leser nach kürzester Zeit in ihren Bann zu ziehen.

Der größte Trumpf hierbei sind ganz klar die Charaktere. Sie sind nicht nur gut oder nur böse und somit nicht immer leicht zu durchschauen. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb fühlt man sich recht schnell mit ihnen verbunden. Ein ungewöhnlicher und sicherlich kluger Schachzug ist das Einbinden eines Kindes in die Geschichte. Ellie bringt frischen Wind in die Figurenkonstellation, sorgt für das ein oder andere Schmunzeln und schmollt sich schnell in die Herzen der Leser.

Natürlich dürfen bei einem modernen Jugendbuch die Liebesgeschichten nicht fehlen und so finden wir auch hier wieder die eine oder andere Paarkonstellation, die auf die Probe gestellt wird und um die gekämpft werden muss. Ilsa J. Bick geht jedoch anders vor als z.B. eine Stephenie Meyer, was für den in diesem Fall nötigen Realismus sorgt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind insbesondere eines: menschlich. Zunächst ein langsames Anbahnen, Zuneigung, Schüchternheit, Angst, Verlust, Sehnsucht, aber auch Unentschlossenheit prägen die Bindungen, insbesondere zwischen Alex und Tom. Wir erleben hier nicht das Paar, das sich auf den ersten Blick unsterblich ineinander verliebt und in ewiger Treue und Vertrautheit lebt. Eher zeigt sich ein mehr oder weniger typisches Kennenlernen zwischen zwei jungen Menschen, die eine Sympathie und Verbundenheit spüren. Zerstört wird diese durchaus nachvollziehbare Romanze leider von einem dritten Faktor, der sich später einschleicht. Als Alex für einen weiteren Mann Gefühle entwickelt, büßt sie etwas an Sympathie ein und richtig verstehen kann man sie dabei nicht. Möglicherweise soll aber auf diesem Wege einfach die Menschlichkeit zum Ausdruck kommen, denn insbesondere in schweren Zeiten braucht jeder Zuneigung und eine Stütze. Sich diese an mehreren Stelle zu suchen, scheint nur allzu normal.

Das größte Manko zeigt sich meiner Meinung nach in der Zwiespältigkeit des Romans. Man hat hin und wieder das Gefühl, dass er nicht recht weiß, was er will. Einerseits ist das Buch durchaus einfach geschrieben, die Handlungen und Situationen sind stets nahvollziehbar, teilweise sogar voraussehbar, Stilmittel werden (dem geübten Leser manchmal übertrieben und unangenehm) ins Gesicht gedrückt. Andererseits sind einige Szenen sehr brutal und blutig geschrieben. Stilistisch ist das Buch durchaus für Jugendliche ab 10 Jahren zu empfehlen, inhaltlich sollte die Altersgrenze deutlich höher angesetzt werden.

Eine andere Eigenart des Buches fällt sowohl positiv als auch negativ auf: Es gibt viele Fragen und weniger Antworten. Die Antworten, die es gibt, passen nicht zusammen und scheinen auf den ersten Blick einfach keinen Sinn zu ergeben. Natürlich wird so die Spannung aufrecht erhalten, doch wünscht sich ein Leser, den roten Faden zu entdecken, der in "Ashes 01" gerne mal urplötzlich abgeschnitten und neu aufgerollt wird.

Fazit

"Ashes 01. Brennendes Herz" weiß zu fesseln und zu unterhalten. Dabei liegen die Stärken weniger im stilistischen Bereich als vielmehr bei den Charakteren und der Entwicklung der Geschichte. Wer keine literarische Herausforderung erwartet, sondern eine spannende Lektüre für Urlaub oder Feierabend, macht mit diesem Buch eigentlich nichts falsch. Man sollte jedoch kein Problem mit blutigen Darstellungen und einem verwirrenden Frage-Antwort-Spiel haben. Eine Leseprobe findet ihr auf der Webseite des Verlages.

Janina Funk - myFanbase
26.07.2013

Diskussion zu diesem Buch