Bewertung
Flack, Sophie

Tanz zu den Sternen

Wir alle wollen größere und bessere Rollen. Dieser Drang ist tief in uns verwurzelt - das Streben nach Erfolg ist für uns so selbstverständlich wie das Atmen.

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Inhalt

Die neunzehnjährige Hannah lebt den Traum vieler Mädchen. Als Ballerina im Corps de Ballet schwebt sie über die großen Bühnen dieser Welt und trainiert seit frühster Kindheit hart für ein höheres Ziel: wie viele ihrer Freundinnen/Konkurrentinnen erhofft sie sich eine feste Anstellung als Solokünstlerin. Da bleibt kaum Zeit für Dinge wie Spaß, Kinobesuche mit Freunden oder gar eine ernsthafte Beziehung. Funktioniert die Manhattan Ballet Academy doch nach dem Motto: "Eine Tänzerin hat kein Leben. Eine Tänzerin tanzt". Eine körperlich schmerzvolle Wahl, die Hannah täglich beim Training zu spüren bekommt und die sich noch um einiges verstärkt, als Hannah eines Tages den musikalisch begabten Studenten Jacob kennenlernt. Während sich die beiden langsam ineinander verlieben, muss Hannah einsehen, dass eine Beziehung mit Jacob alles verkompliziert. Sie muss sich entscheiden: Karriere oder Liebe?

Kritik

Tanzfilme haben schon was für sich. Mit den passenden Darstellern, einem genialen Soundtrack und coolen Choreographien kann man durchaus schöne wie kurzweilige Stunden vor der Mattscheibe verbringen, obgleich der oftmals simple Plot einen nicht unbedingt umzuhauen vermag. In der Literatur sieht die Sache schon etwas anders aus. Hier ist das eigene Kopfkino gefragt, mit einem eigens erdachten Soundsystem, während der Autor für die bildreichen wie nachvollziehbaren Beschreibungen zuständig ist. Neben einer gut durchdachten Storyline, versteht sich! Eine Fertigkeit, die die amerikanische Romandebütantin Sophie Flack wundervoll beherrscht. In "Tanz zu den Sternen" schildert sie eine jugendlich dramatische (Liebes)Geschichte über die schmerzvolle Kunst des Balletttanzens, die mittels Flacks jahrelanger Erfahrung beim New York City Ballett wunderbar authentisch zum Ausdruck gebracht wird. Wer TV-Serien im Stile von "Dance Academy" mag oder einfach nur einen realitätsnahen Jugendroman lesen möchte, ist hier bestens aufgehoben.

Grob betrachtet erzählt Sophie Flack keine wirklich neuartige Geschichte. Es geht um ein Mädchen, einen großen Traum und einen Jungen, der all ihre Pläne durcheinander wirbelt. Eine klassische Liebesgesichte also, deren Ausgang einer bekannten Schrittfolge gleichen dürfte. Nicht unbedingt! Denn Sophie Flack legt den Fokus nicht auf die Liebesgeschichte, sondern auf ihre Hauptprotagonistin. Dabei bleibt nicht unbemerkt, dass die junge Autorin weiß worüber sie schreibt, sodass man sich nach Beenden der Lektüre sicher sein kann: vielen Mädchen, seien sie eine Ballerina oder nicht, dürfte es vielleicht ähnlich ergehen.

Was ist Hannah bereit für ihren großen Traum aufzugeben? Die Antwort darauf bezieht sich nicht nur auf die Wahl zwischen Liebe oder Karriere, sondern gestaltet sich im Fall von "Tanz zu den Sternen" weitaus bedeutungsvoller. Gemeinsam mit der neunzehnjährigen Ich-Erzählerin Hannah erlebt man etliche Ups and Downs hinter den Kulissen einer Ballett Academy und wird schnell erkennen, dass Hannah kein normales Leben führt. Sie trainiert mühsam für den Traum, endlich als Solokünstlerin wahrgenommen zu werden. Dafür muss sie nicht nur diszipliniert an ihrer Körperhaltung arbeiten und allabendlich die immer gleichen Ballettstücke als "unbedeutende" Backgroundtänzerin über sich ergehen lassen, sondern auch in puncto Ernährung große Abstriche machen. Gesund ist das nicht und das vermag Sophie Flack auf eine erschreckende wie anschauliche Weise gekonnt in Szene zu setzen.

Einen schönen Ausgleich bilden da die lebendigen, zauberhaften wie verständlich zu Papier gebrachten Tanzszenen, die selbst Ballettmuffel verzücken dürften. In solch Momenten versteht man plötzlich, warum Hannah und ihre Freundinnen, die zugleich ihre Konkurrentinnen verkörpern, sich das alles antun, nur um für kurze Augenblicke scheinbar vom Boden abzuheben und berauscht den Sternen entgegen zu tanzen. So zumindest fühlt es sich an, was wiederum perfekt zum Buchtitel passt.

Erfreulicherweise verzichtet Sophie Flack auf den erwarteten Zickenkrieg, wie man ihn aus etlichen Jugendromanen kennt. Es wird gerne mal gestichelt und eine Konkurrentin fällt besonders auf, doch das Kriegsbeil wird außerhalb der Manhattan Ballet Academy geschwind wieder begraben. Selbst Hannah zeigt sich diesbezüglich mal von ihrer himmlischen, mal von ihrer leicht teuflischen Seite. Das lässt sie nicht nur liebenswert, sondern auch menschlich erscheinen. Dazu tragen auch manche Fehlentscheidungen bei, die Hannah durchaus bewusst sind und der sympathischen und steinigen Charakterentwicklung schlussendlich zu Gute kommen. Möge man als Leser zuweilen auch denken, man wüsste es in bestimmten Situationen besser, wenn Hannah beispielsweise wieder einmal eine blasenreiche Trainingseinheit mehr einschiebt und dafür Jacob absagt, was ihn verständlicherweise verletzt.

Die zarte Romanze zwischen Hannah und Jacob mag vielleicht nicht zu den romantischten Liebesgeschichten dieses Jahres zählen, doch das will sie auch gar nicht. Auf eine erfrischend unaufdringliche wie süße Weise lässt Sophie Flack ihre Protagonisten einander langsam näher kommen und Hannah dabei synchron endlich die Stadt näher kennenlernen, in der sie eigentlich schon seit Jahren wohnt. Ja, New York hat weitaus mehr zu bieten als die Manhattan Ballet Academy. Diese kleinen Wunder, seien es ein Museums - oder Clubbesuch, gemeinsam mit der in vielerlei Hinsicht unerfahrenen Hannah zu erleben, ist schon ein schönes Leseerlebnis. Da ist es völlig nebensächlich, dass Jacobs Charakter im Vergleich leicht blass wirkt, allerdings stört ein weiterer Verehrer etwas. Was letztlich zählt ist Hannahs ganz persönlicher "Tanz zu den Sternen", bei dem sie gelegentlich auf den bitteren Boden der Realität knallt und erkennen muss, dass das Leben fernab ihres großen Traums ebenfalls so einiges zu bieten hat.

Fazit

Ein literarisch schönes Kopfkino, das nicht nur Fans von Tanzfilmen/-serien im Stile von "Center Stage" und "Dance Academy" verzaubern dürfte und von der tänzerischen Erfahrung seiner wortgewandten Autorin profitiert. In ihrem ersten Jugendroman blickt die amerikanische Autorin Sophie Flack überwiegend hinter die Kulissen einer Ballettakademie und weiß dabei gekonnt den steinigen Weg ihrer erfolgsorientierten Ich-Erzählerin ins Bild zu setzten. Neben einer süßen, wenn auch eher zurückhaltend angelegten Liebesgeschichte sorgt das für reichlich bezaubernde Lesestunden auf dem heimischen Sofa.

Doreen B. - myFanbase
03.11.2013

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