Bewertung
Hiaasen, Carl

Affentheater

"Und wieder ein Scheißtag im Paradies."

Foto: Copyright: Verlagsgruppe Random House GmbH
© Verlagsgruppe Random House GmbH

Inhalt

Als ein Urlauber vor den Florida Keys einen abgetrennten Männerarm aus dem Wasser zieht, wird der eigentlich suspendierte Detective Andrew Yancy damit beauftragt, das Tourismus-schädliche Körperteil nach Miami zu überführen, um den dortigen Behörden die Verantwortung aufzuhalsen. Da Miami aber gar nicht daran denkt, den Arm zu übernehmen, packt Yancy ihn kurzerhand in seinen Gefrierschrank. Wenig später kann der Arm dem vermissten Geschäftsmann Nicholas Stripling zugeordnet werden, der offenbar bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen ist. Yancy hat jedoch Zweifel an der Unfalltheorie und verdächtigt Striplings Witwe Eve, ihren Gatten aus Geldgier getötet zu haben, um sich mit ihrem heimlichen Liebhaber ein schönes Leben machen zu können. Obwohl Yancy zur Gesundheitsbehörde versetzt wird und nur noch Restaurants überprüfen darf, beginnt er zu ermitteln.

Unterdessen versucht auf den Bahamas ein Fischer namens Neville ein Bauprojekt zu verhindern, das auf seinem Grundstück entstehen soll. In seiner Verzweiflung wendet sich Neville an die Dragon Queen, eine gefürchtete Vodoo-Priesterin. Schon bald werden sich Yancys und Nevilles Wege kreuzen.

Kritik

Seit ich die Romane von Carl Hiaasen lese, habe ich manchmal das Gefühl, ich wäre schon sehr oft in Florida gewesen, um dort abwechselnd mit einem bunten Getränk am Strand zu entspannen und von psychotischen Killern verfolgt durch stinkende Abwässer zu waten. Es gibt durchaus viele Buchautoren, die sich in ihren Romanen kritisch mit ihrer Heimat auseinandersetzen, aber nur wenige reichen dabei in Sachen Skurrilität und Mut an Carl Hiaasen heran. Hiaasen wühlt sich genüsslich durch alles, was in Florida nicht stimmt, und haut richtig drauf. Er scheut sich nicht davor, die Bösen als gierig, skrupellos und verdorben zu skizzieren und auch den Guten, die darum kämpfen, Floridas Schönheit zu erhalten und Missstände zu beseitigen, Macken und Makel zu geben.

Diesmal heißt die Hauptfigur Andrew Yancy und ist ein Detective auf den Florida Keys, der nach einem unschönen Vorfall, in den ein Staubsauger involviert war, suspendiert wurde und schließlich zur "Schabenpatrouille" versetzt wird, um die hygienischen Zustände in Restaurants zu überprüfen. Yancy ermittelt auf eigene Faust in dem Todesfall Nicholas Stripling und wird dabei von der Pathologin Rosa unterstützt, mit der er eine Beziehung beginnt.

Der Mordfall steht im Mittelpunkt, wird aber umrahmt von mehreren Nebengeschichten, denen es nie an schwarzem Humor und Kritik in scharfer Tonlage mangelt. So sabotiert Yancy absichtlich das noch nicht ganz fertige, obszön große Haus, das neuerdings neben seinem steht und als Feriendomizil an reiche Nicht-Einheimische verkauft werden soll. Yancy schlägt die Interessenten durch Tricks und Lügen reihenweise in die Flucht. Durch seinen neuen Job im Geundheitsbereich entwickelt er nebenbei eine leichte Essstörung, da er Küchen zu sehen bekommt, deren Anblick alleine schon reicht, um eine Lebensmittelvergiftung auszulösen. Trotz Yancys Bemühungen sind diese Schmuddel-Restaurants einfach nicht klein zu bekommen. Darüber hinaus muss sich Yancy mit seiner Ex-Freundin Bonnie auseinandersetzen, die gerade von ihrer untugendhaften, ganz prima für einen Film auf einem amerikanischen Frauensender geeigneten Vergangenheit eingeholt wird.

Eine kleinere Anzahl Kapitel ist aus der Sicht von Neville geschrieben, einem Fischer auf den Bahamas, der sein Grundstück an einen Amerikaner verloren hat, sich damit aber nicht abfinden will. Er wendet sich sogar an eine sexhungrige, unheimliche Vodoo-Priesterin, die allerdings eher eine Bedrohung für Neville selbst als für dessen Gegner darstellt. Begleitet wird Neville von einem unter Haarausfall, ungesunden Essgewohnheiten und sehr schlechtem Benehmen leidenden Affen namens Driggs, der angeblich in den "Fluch der Karibik"-Filmen mitgespielt haben soll. Wer als Kind ganz neidisch auf Pippi Langstrumpf war, weil diese einen Affen als Haustier besaß, wird davon spätestens durch "Affentheater" nachhaltig kuriert. Driggs ist der Anti-Herr Nilsson, ein fieses Äffchen mit mehr Lastern als Fell.

Fazit

Carl Hiaasen präsentiert sich mit "Affentheater" mal wieder in Höchstform und bietet gute Unterhaltung, die sich hinter seinen besten Stücken "Der Reinfall" und "Sternchenhimmel" nicht verstecken muss.

Maret Hosemann - myFanbase
31.05.2014

Diskussion zu diesem Buch