Bewertung
Clines, Peter

Ex-Helden

Die einen waren Helden. Die anderen waren Menschen.

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Inhalt

Trotz ihrer übernatürlichen Kräfte und besonderen Talente konnten die Superhelden Stealth, St. George, Cerberus, Gorgon und Zzzap nicht verhindern, dass ein unheimliches Virus den Großteil der Menschheit in so genannte Exe, in umherstreunende und bissige Zombies, verwandelt hat. Mit einigen hundert Überlebenden verschanzen sich die Helden in den Paramount Filmstudios von Los Angeles, die sie zu einer befestigten Stadt, den Mount, ausbauen. Doch nicht nur die Exe bedrohen die Sicherheit der Mount-Bewohner, auch die brutale Straßengang The Seventeens hat überlebt und will die Herrschaft über Los Angeles an sich reißen. Die Konfrontation mit den Seventeens wird für die Superhelden zu einem Showdown mit bösen Überraschungen und schockierenden Erkenntnissen.

Kritik

Es gibt mittlerweile so viele Serien(folgen), Filme und Romane über Zombies, dass man meinen könnte, der Tag, an dem dieses Genre wirklich gar nichts Neues mehr zu bieten hat und sich nur noch selbst wiederholt, wäre längst gekommen, aber erstaunlicherweise ist dem nicht so, zumindest nicht im Literaturkosmos. Immer wieder erscheinen Romane, die sich dem Zombiethema auf eine unerwartete und originelle Weise widmen und neue Impulse in das Genre bringen. "Anonyme Untote" von S.G. Browne ist ein Beispiel dafür, ebenso wie "Die Nacht der lebenden Trekkies" vom Autorenduo Kevin D. Anderson/Sam Stall - und nun auch "Ex-Helden" von Peter Clines.

In Clines' Roman wehrt sich eine dezimierte Gruppe von Superhelden gegen ein Millionenheer aus wandelnden Untoten und versucht, eine der letzten verbliebenen Bastionen der Menschheit zu beschützen. Dieser Kampf ist brutal, tragisch und schier ausweglos. Die Zombies, die als Exe bezeichnet werden, da sie Ex-Menschen sind, besitzen keine nennenswerte Intelligenz mehr und bewegen sich nicht besonders flott oder koordiniert, aber sie sind verdammt viele und sie stoppen erst, wenn ihr Gehirn keine Impulse mehr an ihre Gliedmaßen senden kann. Eine ganze Reihe von Superhelden musste bei dieser Apokalypse bereits ihr Leben lassen und läuft nun selbst als Exe herum. Wir erleben in diesem Roman also auch Zombies mit Superkräften, was ein unheimliches und skurriles Bild ist.

Die fünf Heroes, die noch übrig sind - Stealth, St. George, Zzzap, Cerberus und Gorgon - weisen sehr unterschiedliche Fähigkeiten auf und decken mehrere Superhelden-Konzepte ab, von "X-Men" über "Iron bis "Watchmen". Trotz der erkennbaren Parallelen zu berühmten Comicfiguren sind die Zombie-Bekämpfer aber ganz neue Superhelden, die zu faszinieren wissen. Sowohl ihre Beziehungen untereinander, als auch ihr Verhältnis zu den Menschen, die sie beschützen, haben sehr viel erzählerisches Potential, das auf den 293 Seiten dieses Romans längst nicht ausgeschöpft werden kann.

Die Atmosphäre auf dem Mount, diesem großen Filmgelände, das zu einer kleinen Stadt mit Wohnhäusern, Krankenhaus, Gärten und Werkstätten umgebaut wurde, ist spannungsgeladen. Die Menschen sind völlig von den Superhelden abhängig und beäugen alles, was diese tun, sehr misstrauisch, da sie fürchten, eines Tages von den Helden im Stich gelassen zu werden. Vor den Toren des Mount treiben sich unaufhörlich die Zombies herum, die mit ihren Zähnen klappern und gierig ihre Arme ausstrecken, sobald sie etwas Lebendes wittern. Im Laufe des Romans habe ich mich einige Male bei dem Gedanken erwischt, dass dieses gesamte Szenario durchaus eine coole Fernsehserie ergeben würde.

Parallel zur Gegenwartshandlung führen uns einige Kapitel in die Zeit kurz vor Ausbruch der verheerenden Seuche. Jedes dieser Kapitel ist aus der Sicht eines anderen Superhelden geschrieben. Dabei kommen nicht nur die fünf noch lebenden Helden zum Zuge, sondern auch zwei von denen, die nun Zombies sind, und ein Ex-Held, der zwar noch lebt, aber seine Fähigkeiten verloren hat.

"Ex-Helden" ist von Beginn an spannend und interessant, aber die größten Überraschungen und Schockmomente offenbaren sich in der zweiten Hälfte des Romans, unmittelbar vor und während des Showdowns mit den Seventeens. Diese äußerst gewaltbereite Gang hat ebenfalls überlebt und sich in der Nachbarschaft des Mount eine Zuflucht geschaffen. Der Nachbarschaftskrieg zwischen den Mount-Bewohnern und den Seventeens eskaliert und befördert unbequeme Wahrheiten an Licht, auch die, wie die Seventeens überhaupt überleben konnten.

Da der Roman in Los Angeles und rund um ein ehemaliges Filmstudio spielt, überrascht es nicht, dass es es so manchen Seitenhieb Richtung Hollywood gibt. So erfahren die Leser, welche Film - und Serienstars so alles von ihrem Zombie-Dasein erlöst wurden und welcher Serienstar es geschafft hat, einen Superhelden auf ziemlich groteske Weise zu zombifizieren.

Fazit

Superhelden vs. Zombies. Aus dieser originellen und schrägen Ausgangsbasis holt der Autor Peter Clines fast das Optimum heraus. "Ex-Helden" ist grotesk, brutal und gut.

Maret Hosemann - myFanbase
19.08.2014

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