Bewertung
Howard, A. G.

Dark Wonderland - Herzkönigin: Band 1

"Ich bahne mir den Weg zwischen seinen Fingern hindurch, stolpere vorwärts und schließe die Tür auf, während ich mit dem Schlüssel ringe, der jetzt die Größe meiner Handfläche hat. Dann stürze ich mich kopfüber ins Wunderland."

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Inhalt

Alyssa Gardener ist eine Nachkommin von Alice Liddell, der Alice, die Lewis Carroll mit ihrem Bericht über ihre Verfolgung des Weißen Kaninchens dazu gebracht hat, "Alice im Wunderland" zu schreiben. Zu ihrem Schrecken stellt Alyssa fest, dass die Geschichte ihrer Ururgroßmutter keinesfalls die Fantasie eines Kindes, sondern mehr als real waren. Als auch sie beginnt, Pflanzen und Insekten zu verstehen, weiß sie, dass sie den Wahnsinn geerbt hat, den alle Frauen aus der Familie, seit Alice, anheim fallen. Ihre Mutter Alison befindet sich schon seit Jahren in einer psychiatrischen Anstalt und da sich ihr Zustand mehr und mehr verschlechtert, sieht Alyssa nur noch eine Möglichkeit, um ihre Mutter vor schlimmerem zu bewahren: Sie muss in das Kaninchenloch springen und die Existenz des Wunderlands beweisen. Sie erfährt, dass seit Alice ein Fluch auf ihrer Familie lastet, da Alice einiges im Wunderland durcheinander gebracht hat. Kann Alyssa die Fehler ungeschehen machen, wird der Familienfluch gebrochen und sie kann nach Hause zurückkehren.

Kritik

Kaum jemandem wird Lewis Carrolls Geschichte "Alice im Wunderland" oder "Alice hinter den Spiegeln" unbekannt sein. Erstmals ist Alice' Abenteuer 1865 erschienen und begeistert seither Jung und Alt gleichermaßen. Auch in der Medizin ist das Wunderland heutzutage ein Begriff, denn das Alice-im-Wunderland-Syndrom bezeichnet eine Krankheit, bei der die Patenten sich selbst oder ihre Umwelt in falschem Größenverhältnis wahrnehmen. Bislang wurde die Geschichte weltweit mehr als 35 mal verfilmt, wobei es sich teilweise um Fortsetzungen oder Parodien handelte. Zwei der bekanntesten Verfilmungen sind wohl der Zeichentrickfilm und der Real-3D-Film von den Disney-Studios. Die Beliebtheit des Themas ist auch heute noch ungebrochen, sodass eine Interpretation von Alice Abenteuern eine eigene Serie bekommen hat, die "Once Upon a Time in Wonderland" heißt und hierzulande bereits auf Super RTL zu sehen war.

Auch mich fasziniert die Geschichte um Alice und das Wunderland schon von klein auf. Ich kenne sowohl die Bücher, einige Verfilmungen als auch die oben genannte Serie. Als ich dann über "Dark Wonderland" gestolpert bin, war meine Neugierde sofort geweckt und ich wollte das Buch unbedingt lesen.

Kaum hatte ich die ersten Seite angefangen, war ich schon gefangen in der Geschichtete um Alyssa und ihre Verwandtschaft zu Alice. Dass Alyssa nicht das typische Mädchen ist - sie fährt Skateboard, werkelt gerne mit ihrem besten Freund an Autos herum, macht Kunst aus Insektenleichen, steht auf ausgefallene Klamotten und arbeitet in einem Vintageshop - macht sie zu zu einem außergewöhnlichen Charakter. Was bei dieser außergewöhnlichen Geschichte auch wichtig ist. Seit sie Teenager ist, kann sie auf unerklärliche Weise mit Pflanzen und Insekten sprechen, ignoriert diese Tatsache aber geflissentlich, da sie nicht so enden möchte wie ihre Mutter Alison, die in der Irrenanstalt sitzt. Alison ist vom Wunderland besessen und versucht ihre Tochter vor ihrem Schicksal zu bewahren. Doch das Schicksal, oder die Motte, stellen sich geschickter an als gedacht und so erkennt Alyssa, dass ihre Mutter nicht krank ist, sondern ihre Phantasien real sind. Alyssa weiß, dass die einzige Möglichkeit, ihre Mutter vor weiteren Jahren in dem Asylum zu bewahren, der Beweis für die Existenz des Wunderlands ist. Deshalb macht sie sich auf, begleitet von ihrem besten Freund (und ihrer heimlichen Liebe) Jeb, das seltsame Land zu erkunden.

Wie Alyssa selbst ist man über das Wunderland fasziniert und erstaunt. Zunächst scheint es tatsächlich genau so zu sein, wie Alice es erlebt hat, doch schnell stellen Alyssa und Jeb fest, dass es ganz anders ist. Die Blumen sind nicht freundlich, der Tränensee ist gefährlich, das Weiße Kaninchen ist gar kein Kaninchen, sondern eine skelettartige menschliche Gestalt, der ein Geweih hinter den Ohren hervorwächst. Das Wunderland ist also sehr viel düsterer und gefährlicher, als man es von Alice kennt. Dann ist da noch der Weise, die Raupe, oder eher die Motte, die eine Vergangenheit mit Alyssa hat. Morpheus ist verführerisch und manipulativ zugleich und dem Leser geht es ähnlich wie Alyssa, die sich nicht entscheiden kann, ob sie sich von ihm fernhalten oder ihm vertrauen soll. Auf ihrem Weg durch das Wunderland begegnet Alyssa allerhand Gestalten und Orte, die man nur zu gut aus "Alice im Wunderland" und "Alice hinter den Spiegeln" kennt und einem ein Schmunzeln des Erkennens ins Gesicht zaubern. Sie werden neu interpretiert oder weitergesponnen.

Auch gibt es Wesen, die man bisher noch nicht kannte, wie kleine elfengleiche Nymphen, oder die Schwestern Eins und Zwei, die den Garten der Seelen pflegen. Je länger sich Alyssa und Jeb in dieser Welt aufhalten, desto mehr wird ihre Freundschaft auf die Probe gestellt, angespornt durch Morpheus, der immer nur so viel preiszugeben scheint, wie er für seine Zwecke nötig hält. Sein Charakter erinnert mich etwas an Rumpelstilzchen aus Once Upon a Time. Bei ihm weiß man ebenfalls nie so recht, was hinter seinen Plänen steckt und warum er so handelt, wie er handelt. Klar ist, dass er stets Geschäfte abschließt, die zu seinem Vorteil sind. Genauso verhält es sich mit Morpheus. Er gibt Alyssa nur so viele Informationen und Halbwahrheiten, um sie auf seiner Seite zu halten und sie zu ihrer nächsten Station zu bringen. Ihre Verbindung aus Alyssas Kindheit zu ihm und die verführerische Anziehungskraft, die er ausstrahlt, tragen dazu bei, dass Alyssa seinen Worten folgt und sich selbst ein Stück vergisst.

Nur nach und nach werden Morpheus' Intentionen deutlich und man fragt sich, worauf er eigentlich hinaus will. Dieses stetige Rätseln, sowie die Bewohner des Wunderlands selbst, halten die Geschichte von Beginn an spannend. Als sich das Finale nähert, überschlägt sich die Geschichte fast mit unvorhergesehenen Wendungen, die einen nur noch mehr dazu animieren, immer weiter zu lesen.

Zudem ist "Dark Wonderland" eine bezaubere Liebesgeschichte zwischen Alyssa und Jeb und ihr und Morpheus. Die Geschichte ist als Trilogie ausgelegt, wobei der Band sicher auch als Einzelband gelesen werden kann, da das Ende einen runden Abschluss hat. Mit einem Lächeln im Gesicht schlägt man das Buch zu und fragt sich, welche weiteren Abenteuer in den nächsten beiden Bänden auf einen warten werden.

Fazit

"Dark Wonderland" ist eine Geschichte, die jeden Fan von Fantasybüchern und Liebesgeschichten begeistern wird, da das Buch alles hat, was es für eine mitreißende Story braucht. Aber auch für Leute, die sich für andere Versionen von klassischen Geschichten interessieren, ist dieses Buch empfehlenswert. Um selbst Teil des Abenteuers zu werden und all die wunderlichen Wesen des Wunderlandes kennenzulernen, muss man nur neugierig genug sein und in das Kaninchenloch springen.

Zur Rezension von Band 2 "Herzbube"

Anika W. - myFanbase
10.01.2015

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