Bewertung
Cass, Kiera

Selection - Der Erwählte

"Break my heart. Break it a thousand times if you like. It was only ever yours to break anyway."

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Inhalt

Nachdem von 35 Kandidaten nur noch vier Mädchen um Prinz Maxon und die Krone Illeás kämpfen, spitzt sich die Lage im königlichen Palast zu. America muss die endgültige Wahl zwischen ihrer Jugendliebe Aspen und dem Prinzen treffen, während die Rebellen das Kastensystem, das in Illeá herrscht, um jeden Preis abschaffen wollen. Auch America ist bereit, für dieses Ziel zu kämpfen. Dabei gerät sie mit dem König aneinander, der sie in keinem Fall an der Seite seines Sohnes sehen möchte.

Kritik

Nachdem der erste Band der "Selection"-Reihe nicht gerade vor innovativen Ideen strotzte, aber eine solide Grundlage für eine spannende Trilogie bat, war mein Interesse an der Welt von America Singer geweckt. "Die Elite", der zweite Band der Reihe, war hingegen eine große Enttäuschung und wirkte letztendlich wie ein Lückenfüller. Somit hoffte ich bei "Der Erwählte" auf einen versöhnlichen Abschluss. Genügend Inhalt bietet die Idee, das Prinzip der Fernsehserie "Der Bachelor" mit einer Dystopie zu kombinieren, in jedem Fall.

In dem Land Illeá existiert das stark kritikwürdige Kastensystem, das die Gesellschaft in acht unterschiedliche Schichten einteilt. Die Rebellen versuchen gegen die Unterdrückung durch den König anzukämpfen, wobei die Südrebellen weitaus drastischer vorgehen als die Rebellen aus dem Norden.

Glücklicherweise fällt die Entscheidung zwischen Americas Ex-Freund Aspen und Prinz Maxon in diesem Teil bereits sehr früh. America kommen im Laufe des Romans auch keine Zweifel mehr auf, mit welchem Mann sie ihre Zukunft verbringen möchte. Das macht sie sogleich viel sympathischer, denn somit hat das ewige Hin und Her aus dem zweiten Band ein Ende und es kehrt endlich ein wenig Ruhe in ihre Gefühlswelt ein. Stattdessen beginnt sie für ihr Ziel, den Mann ihrer Träume für sich zu gewinnen, zu kämpfen. Leider werden dabei Gefühle und Einstellungen, die in den vorherigen Bänden als sicher erschienen, plötzlich in Frage gestellt und teils sogar von der Protagonistin vollkommen revidiert. Es wirkt, als hätte die Autorin das Bedürfnis gehabt, die Liebe Americas zu einem Charakter zurücknehmen zu müssen, um glaubhaft zu machen, dass die Protagonistin sich nun für die andere Person entschieden hat. Dies gibt der Geschichte um das Liebesdreieck einen bitteren Beigeschmack.

In "Der Erwählte" geht es jedoch um vielmehr als nur um die Liebe und das tut dem Roman wahrlich gut. Während man in den vorherigen Bänden nur stückchenweise Informationen über die Rebellen erhalten hat, bekommen diese nun eine zentrale Rolle in dem Buch und sorgen für Spannung. Teils verlaufen die Handlungen hier aber leider zu glatt. Als es um politische Verhandlungen mit dem Königshaus von Italien geht, treffen die Protagonisten auf keinerlei Widerstand. Innerhalb eines Kapitels kann America einen wichtigen Verbündeten für sich gewinnen, was in einer Welt, in der sehr viel Unzufriedenheit im Volk herrscht und keiner dem anderen über den Weg traut, doch sehr unrealistisch erscheint. Bei der Rebellion hat die Autorin einiges an Potential verschenkt.

Eine weitere zentrale Rolle nimmt die Freundschaft zwischen den Teilnehmerinnen des Castings ein. Während am Anfang noch viele böse Blicke und schnippische Bemerkungen zwischen den vier Mädchen ausgetauscht werden, wachsen sie im Laufe des Buches mehr zusammen. Es ist sehr erfrischend, dass sie nach einer so langen gemeinsamen Zeit endlich offen miteinander sprechen und zugleich ist es interessant für den Leser zu erfahren, was die Mädchen fühlen und über die Ereignisse im Palast denken. Bisher haben wir die Geschehnisse immer nur durch die Augen Americas erleben können, doch durch die Gespräche erhalten wir nun auch einen Einblick in die Gedanken und Gefühle der anderen verbliebenen Kandidatinnen. Dabei wird deutlich, wie sehr sich ihre Ambitionen, am Casting teilzunehmen, voneinander unterscheiden.

In der Mitte des Buches nimmt die Handlung dann enorm an Fahrt auf und gegen Ende hin gibt es zudem eine enorm spannende Wendung. Als man sich bereits sicher ist, dass man einen Überblick über die Situation im Palast von Illeá hat, da man immerhin schon drei Bücher lang die Geschehnisse dort durch die Augen von America erzählt bekommt, schafft es die Autorin, einen doch noch zu überraschen. Leider wurde aber auch an dieser Stelle nicht das volle Potential der Idee ausgeschöpft, denn die Wendung kommt zu spät, um noch einen großen Einfluss auf den Ausgang des Buches zu nehmen. Stattdessen ereignen sich die Dinge nun schlagartig aufeinander. Der Roman bietet der Geschichte um das Casting einen runden Abschluss, dennoch kann man durch die Erkenntnisse am Ende darauf hoffen, dass der angekündigte vierte Band noch einmal Spannung bietet und mehr von dem Land Illeá, der Rebellion und dem Weg zu einer friedlichen Gesellschaft ohne Kastensystem erzählt.

Fazit

"Selection - Der Erwählte" lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück: Teils plätschert der Roman vor sich hin, teils ist er so spannend, dass man ihn nicht mehr aus der Hand legen möchte und dann gibt es wieder Momente, in denen man einfach nur die Augen über die Naivität der Charaktere verdrehen kann, wobei einen die Geschichte letztendlich doch wieder fesselt. Wenn man also keine allzu anspruchsvolle Lektüre erwartet und sich auf Americas Welt im Palast von Illeá einlässt, weiß der Roman einen durchaus zu unterhalten. Überraschende Wendungen machen das Buch spannend und führen zu einem gelungenen Abschluss.

Zur Rezension von Band 1 "Selection"

Laura Krebs - myFanbase
06.04.2015

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