Bewertung
Keplinger, Kody

Von wegen Liebe

"Ich zog mir die Decke bis unters Kinn, um meinen nackten Körper vor der Schonungslosigkeit des Spiegels zu verstecken. Wesley war der lebende Beweis dafür, dass äußere Schönheit nichts mit inneren Werten zu tun hatte."

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Inhalt

Die siebzehnjährige Bianca Piper glaubt, alles über die High School und deren Regeln zu wissen. Es ist ihr durchaus bewusst, dass sie nicht gerade zu den coolen Kids gehört. Na und! Sie hat Grips, mit Casey und Jessica zwei tolle Freundinnen und kein Problem damit, ein Normalo zu sein - bis Schulcasanova Wesley Rush ihre Welt auf den Kopf stellt. Umgeben von Technobeats und hormongesteuerten Teenies auf Beutezug bezeichnet er sie als DUFF. Bianca ist irritiert. Was soll das denn sein? Als er ihr schließlich sagt, sie sei Die Unattraktive Fette Freundin und ergo sein Ticket, um bei einer ihrer Freundinnen zu landen, gerät Biancas Welt gehörig ins Wanken. Sie zeigt sich zunächst unbeeindruckt, kann aber nicht leugnen, dass sie das Thema DUFF ganz schön beschäftigt. Immerhin nennt Wesley sie von nun an stets liebevoll Duffy. Das hat ihr gerade noch gefehlt, denn auch fern der Schule hängt der Haussegen schief, und so dauert es nicht lange, und Bianca überrascht Wesley (und sich selbst) auf eine ziemlich stürmische Art und Weise…

Kritik

Die amerikanische Autorin Kody Keplinger war gerade mal siebzehn Jahre alt, als sie ihren Debütroman "The Duff" schrieb, nachdem sie an der High School das Wort DUFF = Designated Ugly Fat Friend (Die Unattraktive Fette Freundin) aufschnappte und sich persönlich angesprochen fühlte. Das Resultat ist eine unterhaltsame, teils tiefsinnige und schlagfertige Romantik-Dramödie, die unter dem Titel "DUFF – Hast du keine, bist du eine" auch verfilmt wurde. Wenn der Film die selbstwertstärkende Message des Romans in die Praxis umzusetzen vermag, dann dürfte das Ergebnis ähnlich überzeugen wie die erzählerisch nicht unbedingt neuartige, aber doch höchst attraktive Buchvorlage zum Verlieben.

Das Cover und die Kurzbeschreibung des Romans verheißen bereits eine frische, humorvolle und gefühlsbetonte Lovestory gepaart mit jugendlichen Identitätsproblemen, wie man sie im cbt-Programm der Randomhouse Verlagsgruppe regelmäßig findet. Kody Keplinger erfindet das "Freunde mit gewissen Extras"-Liebesdrama um verletzte Eitelkeiten, zerstreute Gefühle und High-School-Dramen nicht unbedingt neu. In der literarischen wie filmischen Vergangenheit gab es schließlich bereits einige "Harry und Sally" inspirierte Aus Freundschaft wird Liebe-Erzählungen, nur dass diese mittlerweile in weitaus intimeren Gefilden unterwegs sind. Und so findet auch in "Von wegen Liebe" die schönste Nebensache der Welt eine einnehmende Rolle, zielgruppengerecht und handlungsorientiert thematisiert, während mit dem Wort Liebe ausnahmsweise behutsam umgegangen wird. Kein Wunder, kommt man zum Kern der Geschichte zurück.

Ich-Erzählerin Bianca fällt (zu Recht!) aus allen Wolken, als sie mit ihren besten Freundinnen in einem Club abhängt und plötzlich von Schulcasanova Wesley Rush zugetextet wird. Während ihre Gefährtinnen begeistert das Tanzbein schwingen, gesteht Wesley Bianca völlig ungeniert, dass er sich nur mit ihr, einer sogenannten DUFF, abgibt, weil das seine Chancen bei den Freundinnen erhöht. Bianca ist verdattert, verletzt und verunsichert. Eigentlich ein selbstbewusstes Mädchen mit klugem Kopf, beginnt sie langsam an sich selbst und der Echtheit ihrer Freundschaft zu zweifeln. Seit der Trennung ihrer Eltern sind ohnehin schon dunkle Wolken aufgezogen, die Bianca mehr und mehr belasten und nun unaufhaltsam in die Arme von Wesley treiben. Dieser ist zwar ätzend, aber genau der richtige Kandidat, um dem Alltagsfrust zu entfliehen und einfach mal Dampf abzulassen.

Es folgt ein neckisches Gefühls-Ping-Pong, das "Von wegen Liebe" zu einem vergnüglichen Pageturner macht. Das liegt vor allem an Bianca, einem ganz normalen Mädchen mit durchschnittlichem Aussehen, das sich zunächst bissig zeigt. Selbstbewusst und mit einem unbeirrbaren Zynismus gesegnet schlägt sie sich durch das nicht immer einfache High-School-Leben. Hinter der Fassade lauert dennoch die Unsicherheit und man erlebt ein Mädchen, das bei Problemen gerne die mentalen Laufschuhe schnürt und flieht. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm; eine Tatsache, mit der Sonnyboy Wesley ebenfalls zu kämpfen hat, denn auch in der Familie Rush ist nicht alles eitel Sonnenschein. Entsprechend lässt sich mit steigender Seitenzahl auch sein weicher Kern erahnen. Auch wenn der Grund für sein recht belebtes Sexualleben auf das Naheliegende reduziert wird und seine Figur typisch für das Genre der Young-Adult-Contemporary-Romance ist, erweist er sich als toleranter Rebell mit Charakter.

Wesley und Bianca beim Streiten, Knutschen und Necken zu beobachten macht Laune, weil die Chemie stimmt. Der jugendbuchtypische und spritzige Schreibstil trägt seinen Teil dazu bei. Nebenbei bekommen aber auch ernste Themen wie Freundschaft, Scheidung und Selbstzweifel eine tragende Rolle, die DUFF-Thematik niemals aus den Augen verlierend. Am Ende wird eine schöne Botschaft vermittelt, die zu Zeiten von Perfektion, Selbstoptimierung und "Germanys Next Topmodel" höchst erfrischend ist. Nun ja, wenn das Wörtchen WENN nicht wäre. Denn zugegeben, das Ende ist sehr süß, aber – aufgrund der Thematik – schon ein bisschen zu happy und vorhersehbar, was unrealistisch wirkt. Das ist aber natürlich eine Geschmacksfrage und gerade für LeserInnen der jungen Zielgruppe sicherlich kein Hindernis.

Fazit

Mit "Von wegen Liebe" lädt die Romandebütantin Kody Keplinger zum Nächtedurchlesen ein. Obwohl die Story typische Merkmale einer Highschool-Romanze aufweist, darf das gerne übersehen werden. Die DUFF-Thematik ist zeitgemäß und überrascht mit einer unterhaltsamen Mischung aus Feingefühl, bissigem Humor und einer weiblichen Hauptfigur mit Identifikationspotential.

Doreen B. - myFanbase
30.06.2015

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