Bewertung
Grant, Michael

Gone 2: Hunger

"Jetzt zählte nur noch eine Frage: War Sam noch am Leben?"

Foto: Copyright: 2015 Ravensburger
© 2015 Ravensburger

Inhalt

Die schlimmen Ereignisse in der FAYZ nehmen kein Ende. Die Kids haben sich in zwei Lager geteilt: In Perdido Beach, in dem Sam mehr unfreiwillig das Sagen hatte, und in die Akademie, in die sich der schwer verletzte Caine mit seinen Leuten zurückgezogen hatte. Als dieser sich erholt, plant er einen schweren Schlag gegen die Stadtkids; er will das Kraftwerk einnehmen und so über die Stromversorgung der Stadt herrschen. Während dieses Hauptkampfes kämpfen die Jugendlichen unter der Barriere außerdem gegen eine drohende Hungersnot sowie verschiedene Verschwörungen zwischen Freaks und Normalos – Perdido Beach gegen die Akademie und natürlich den riesigen Endboss – die Dunkelheit oder auch "Gaiaphage" genannt, die in einem alten Bergwerk haust und düsteren Einfluss auf die Jugendlichen nimmt.

Kritik

Die Inhaltsangabe klingt verwirrend? Das ist es irgendwie auch. Sowohl die handelnden Personen in diesem Buch als auch die Entwicklungen und Ereignisse überschlagen sich. Beim Lesen taucht man zwar in die verschiedenen Geschichten, Namen, Charakteren, Fähigkeiten etc., also in die Geschichte ein, eine kurze Inhaltsangabe über die knapp 500 Seiten zu geben scheint aber schier unmöglich. Da das Buch jedoch durchaus unterhaltsam ist, kann ich nur empfehlen: Wen das Genre und die Grundstory reizt – einfach mal reinlesen!

Übersicht und Durchblick generiert der Autor durch seinen Erzählstil. Der allwissende Erzähler wechselt stets die Perspektive und so verfolgen wir Abschnitt für Abschnitt eine andere Gruppe Jugendlicher. Diese Passagen sind nach dem Cliffhanger-Prinzip aufgebaut. Das ist manchmal verwirrend, denn gerade, wenn es spannend wird, wechselt die Erzählung in ein anderes Setting und man muss erst mal kurz den Kopf schütteln und sich daran erinnern, worum es ging und wer nun welches Problem hatte. Auf der anderen Seite jedoch sorgt diese Methodik dafür, dass man stets dran bleibt, immer wieder in eine neue Spannungskurve gerissen wird und das Buch nicht aus der Hand legen möchte.

Für meinen Geschmack nimmt in diesem Teil das mystische, Außerirdische wie Höhlenwesen, zu viel Raum ein. Es trägt zwar auch gewissermaßen zur Spannung bei, da es eine Art "Lost"-Charakter in die Erzählung bringt. Ich persönlich finde aber die Persönlichkeiten und die sozialkritischen Aspekte des Buches – sprich: Wie organisieren sich die Kinder, wie gehen sie mit Problemen um, wie entstehen gegeneinander kämpfende Gruppen etc. - am spannendsten und würde mir mehr Handlung in diesem Rahmen wünschen. Durch die Bildung einer neuen Gruppe, der Human Crew, die gegen die Jugendlichen mit Mächten kämpft, und durch das Zusammenarbeiten der Erzrivalen Sam und Caine, scheinen die Karten neu gemischt zu werden. Im Rahmen der sozialen Entwicklung zwischen den Kids erwarte ich also noch eine Menge Erzählstoff.

Hinsichtlich des Schreibstils bekommt man das Gefühl, der Autor entwickele sich, habe sich mehr in seine Geschichte und seine Charaktere eingefühlt und einen flüssigeren Stil entfaltet. Es mag aber auch sein, dass ich mich an seine Schreibart gewöhnt habe und es daher lediglich subjektiv so wahrnehme. So oder so empfand ich den Lesefluss in diesem Teil schon als deutlich angenehmer, was mich zunehmend davon überzeugt hat, auch die anderen Bände zu lesen. Er bemüht sich zudem einer abwechslungsreichen Sprache.

Ein Aspekt, den ich mir in dem Buch wünschen würde, wäre ab und an ein wenig Ruhe. Es folgen stets so schwere und erschütternde Ereignisse, die natürlich Leben in die Geschichte bringen und zeigen, wie hart es die Kids in der FAYZ haben, dennoch müssen sie doch auch mal schlafen, Gespräche führen, sich waschen, frische Kleidung suchen – eben natürliche, menschliche Beschäftigungen, die für etwas Alltag und noch mehr Abwechslung und eine gewisse Normalität sorgen würden. Ich finde es auch spannend, Charaktere dabei zu beobachten, wie sie sich in ihrer neuen, dystopischen Realität zurechtfinden müssen. Genau das kommt für meinen Geschmack ein bisschen zu kurz.

Alles in allem schafft es dieser zweite Teil, einem sowohl die entstandene Welt als auch die in ihr lebenden Charaktere näher zu bringen, und die Frage nach dem "Wie geht´s wohl weiter?" aufzubauen. Das Ende allerdings wirkt, als könne langsam ein Schlussstrich gezogen werden. Doch die Kids in der FAYZ scheinen noch über vier weitere Bände etliche Abenteuer und Kämpfe durchstehen zu müssen. Und irgendwie ist man nun doch angefixt und möchte wissen, was da noch so auf einen wartet.

Fazit

"Gone 2 - Hunger" ist ein netter zweiter Teil, der weiterhin einige Schwächen aufweist, sich jedoch im Vergleich zum ersten Teil leicht steigern konnte und durchaus Lust auf Mehr macht.

Zur Rezension von Band 1 "Verloren"

Janina Funk - myFanbase
12.08.2015

Diskussion zu diesem Buch