Bewertung
Blazon, Nina

Feuerrot

"Ich... will einen Mann heiraten, für den ich nicht nur eine Handelsware bin. Und den ich auch ...lieben kann."

Foto: Copyright: 2016 Ravensburger
© 2016 Ravensburger

Inhalt

15. Jahrhundert: Als Tochter eines Schmieds hatte Madda nie ein prunkvolles Leben oder viel Geld. Durch ihre Stelle als Dienstmädchen bei der Kaufmannsfamilie Humpis gelingt es ihr genügend aufzubringen, um ihrem verwitweten Vater und ihren drei Schwestern finanziell unter die Arme zu greifen.

Heftige Hagelstürme haben das Leben in Ravensburg schwer und mühselig gemacht. Die Menschen leben in Angst vor dem, was noch kommen könnte. Eines Tages wird die Stadt von zwei fremden Männern besucht: Lucio, ein italienischer Kaufmann, und der Dominikanermönch Heinrich Kramer, der für die Unwetter Hexen verantwortlich macht, die Stadt heimzusuchen und zu verfluchen. Madda glaubt nicht daran, doch dann wird sie verdächtigt, selbst eine der Hexen zu sein - was einem Todesurteil gleicht.

Kritik

Nach fünf Jahren hat Nina Blazon endlich wieder einen historischen Jugendroman auf den Markt gebracht, der sich sehen lassen kann. Sie entführt die Leser ins Ravensburg des 15. Jahrhunderts und gleich auf den ersten Seiten ist zu merken, wie viel Liebe zum Detail in jedem einzelnen geschriebenen Wort steckt. Für dieses Buch musste die Autorin ungemein viel Zeit an Recherche aufbringen, um historisch korrekt zu bleiben. Blazon hat sich an einer echten Kaufmannsfamilie orientiert, die zu der Zeit in Ravensburg lebte und auch den Dominikanermönch gab es wirklich. Es ist faszinierend, wie authentisch sie schreibt, um die Leser in die tiefen Welten vergangener Zeiten zu entführen.

Zum Inhalt des Buches kann man nicht mehr sagen, um nicht zu viel zu verraten. Allerdings bleibt das Buch bis zum Ende hin spannend und man fiebert mit den einzelnen Charakteren mit. Zwar dauert es ein kleines bisschen, bis man sich vollends auf die Handlung einlassen kann, da zu Beginn viele Charaktere eingeführt werden und das Umfeld genauestens beschrieben wird, doch sobald die eigentlichen Geschehnisse beginnen, fällt es unsagbar schwer, den Roman noch aus der Hand zu legen. Da die Hexenverfolgung hier im Zentrum der Handlung liegt, muss man sich von vornerein im Klaren darüber sein, dass grausame Beschreibungen nicht ausbleiben. Kaum kommt der Mönch in die Stadt und verkündet, dass sich Hexen unter den friedlichen Bewohnern befinden, verlieren die Einwohner jegliche Menschlichkeit. Obwohl das Volk der Unterstadt Ravensburgs sonst ein liebevolles Miteinander genossen hat, ändert sich das schlagartig und alle fallen übereinander her wie wildgewordene Tiere, nur um einen Verantwortlichen für die Stürme zu finden. Die Handlung nimmt mit der Ankunft Heinrichs eine schockierende Wendung, die einen als Leser mitfiebern lässt.

Durch die Länge des Buches ist es möglich, den Charakteren viel Entwicklungsspielraum zu lassen. Im Vordergrund stehen hierbei die Dienstmagd Madda, der Kaufmannssohn Beno, der Schmiedlehrling Martin und die schöne Elisabeth. Jeder einzelne dieser Charaktere durchläuft eine glaubwürdige Entwicklung während des Romans, sodass es nicht schwer fällt, die Figuren ins Herz zu schließen. Sie tragen die Handlung und schaffen es, einen Lichtblick in die düstere Atmosphäre zu Zeiten der Inquisition zu bringen. Alle vier sind absolut vielschichtig und facettenreich und nehmen kein Blatt vor den Mund, was sie greifbar und realistisch macht. Auch die Nebencharaktere wissen durchaus zu überzeugen und runden den Roman hervorragend ab.

Nina Blazon schafft es trotz der harten Zeiten, in denen "Feuerrot" spielt, einen Hoffnungsschimmer aufrecht zu erhalten. Es entstehen tiefe Freundschaften und innige Verbundenheit zwischen den Charakteren. Sie stehen zueinander und richten einander in schwierigen Zeiten wieder auf. Auch wird aus Freundschaft oftmals Liebe und auch wenn sie nicht im Fokus liegt, so ist sie dennoch wundervoll. Dieses Zusammenspiel lässt beim Lesen immer die Hoffnung offen, am Ende könne sich alles zum Guten wenden.

Dass die Zeit beim Lesen wie im Flug vergeht, ist dem ausgezeichneten Schreibstil der Autorin zu danken. Wie schon in jedem anderen ihrer Werke weiß sie es auch hier Spannung zu erzeugen, was dazu führt, dass Stunden zu Minuten werden und das Ende viel zu schnell kommt. Ich persönlich könnte den Rest meines Lebens nur noch Bücher von Nina Blazon lesen und wüsste, dass niemals Langeweile aukäme.

Fazit

Mit "Feuerrot" ist es Nina Blazon gelungen, einen fantastischen historischen Roman zu erschaffen, der durch die Liebe zum Detail absolut hervorsticht. Die Autorin weiß, wie sie Leser in ihren Bann ziehen und bis zur letzten Seite fesseln kann. Der angenehm flüssige Schreibstil lässt das Buch viel zu schnell vergehen und es fällt schwer, nach der letzten Seite das Buch zu schließen und seine liebgewonnen Charaktere hinter sich lassen zu müssen. Ein etwas schnellerer Einstieg in den zentralen Handlungskonflikt wäre wünschenswert gewesen, nichtsdestotrotz verspricht das Buch ein einzigartiges Leseerlebnis.

Sanny Binder - myFanbase
04.04.2016

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