Raubzug des Phoenix
"Aber wenn es um den Schutz des eigenen Lebens geht, wird der Mensch nun einmal zur mörderischen Bestie. Wieder einmal bestimmt der Drang zum Überleben das Handeln der Menschen."
Inhalt
Am Ende des dritten Jahrtausends ist die Welt schon lange nicht mehr die, die sie einmal war. Durch Kriege haben die Menschen die Erde zerstört, Hunger, Krankheit und Tod herrschen überall. Die Bevölkerung ist dezimiert und es gibt bloß noch drei große Städte, in denen die meisten leben - doch nicht so die junge Hayden. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt sie weit entfernt in einer kleinen Siedlung. Ihre kleine Schwester erlag dem Fieber und auch ihre Mutter ist dem Tode nahe. Die scheinbar einzige Hoffnung liegt darin, Medizin aus der Stadt zu erlangen. Drei Mal jährlich dürfen die Bewohner der außerhalb liegenden Siedlungen in die Stadt eindringen und das Lagerhaus plündern, ohne für dieses Vergehen bestraft zu werden. Doch was hat es wirklich mit den Raubzügen auf sich? Hayden ist gewillt, die Wahrheit herauszufinden, die die Erwachsenen ihr verschweigen. Kurzerhand entschließt sie sich, selbst loszuziehen, um das Geheimnis der Stadt zu ergründen und ihrer Mutter das Leben zu retten.
Kritik
Bei D. B. Granzow handelt es sich um einen jungen, deutschsprachigen Autor, der mit "Raubzug des Phoenix" seinen Debütroman und zugleich den Auftakt dieser fantastischen dystopischen Trilogie geschrieben hat. Auch wenn der Buchmarkt durch dieses Genre überflutet wird und man meinen könnte, inzwischen alles gelesen zu haben, so ist diese Geschichte ein wahres Schmuckstück. Sie ist eine Dystopie, wie ich sie bisher noch nicht gelesen habe, und ich war nach Beendigung dieses Buchs überrascht, wie fantastisch es war. Man würde dem Autor niemals anmerken, dass dies sein erstes Werk ist, da es unfassbar gut ist. Betiteln kann man das Jugendbuch als eine gesunde Mischung von Neal Shustermans "Vollendet" und dem US-amerikanischen Film "The Purge - Die Säuberung". Graznow hat vergleichbare Themen aufgegriffen, die allerdings vollkommen neu interpretiert wurden.
Der Anfang ist ein bisschen schwierig und holperig, was daran liegt, dass es einiges an Erklärungen gibt und die zahlreichen Familienmitglieder Haydens eingeführt werden. Zudem dauert es ein wenig, ehe man sich mit dem Schreibstil vetraut macht, da die Sätze zwischendurch eher kurz und knackig gehalten werden. Hat man sich allerdings erst daran gewöhnt, fällt es kaum noch auf und spätestens ab dem dritten Kapitel ist man der Handlung voll und ganz verfallen. Granzow legt viel Wert auf detaillierte Beschreibungen, die die Geschichte wie einen Film vor dem inneren Auge abspielen lassen. Das Tempo ist rasant und als Leser bekommt man kaum eine Verschnaufpause. Haydens Reise ist unheimlich spannend, so dass das Weglegen des Buchs sehr schwer fällt. Am liebsten hätte ich es in einem Rutsch verschlungen, doch die Länge und kleine Schrift haben mich davon abgehalten. An einigen Stellen sind die Beschreibungen etwas zu lang und man hätte durchaus einige Szenen kürzen können. Genau dieses Manko wird in der neulektorierten Ausgabe behoben, sodass "Raubzug des Phoenix" in einer etwas kürzeren und überarbeiteten Version im Sommer neu erscheinen wird. Veröffentlicht wird es im Drachenmond Verlag, nachdem die erste Auflage vom Autor selbst über die CreateSpace Independent Publishing Platform veröffentlicht wurde. Es ist also ratsam, sich die neue Ausgabe zuzulegen, wenn man sich einige Längen gerne sparen möchte.
Der Handlung und Charakterzeichnung tut dies allerdings keinen Abbruch. Die Protagonistin Hayden ist von Anfang an ein sympathisches und wissbegieriges junges Mädchen, das von ihrer Familie gerne wie eine Erwachsene behandelt werden würde. Im Laufe der Handlung wird sie sechszehn Jahre alt und durchlebt eine einmalige Entwicklung. Geht sie zunächst noch etwas blauäugig durchs Leben und strahlt eine kindliche Naivität aus, so merkt man beim Lesen schnell, dass ihre gefährliche Reise durch die Wälder in Richtung Stadt sie verändern und erwachsener machen. Sie sieht die Dinge plötzlich mit ganz anderen Augen und lernt zu verstehen, weshalb man ihr die ganze Wahrheit bezüglich der Raubzüge verschwiegen hat. Niemals wollte ihre Familie ihr damit etwas Böses, sondern sie nur schützen, und das begreift sie schlussendlich auch. Begleitet wird Hayden auf ihrer Reise von dem Lied des Phoenix, das wohl ihr treuester Weggefährte ist und immer wieder aufgegriffen wird. Ein Lied mit einzubringen ist eine fantastische Idee, die man auch nicht alle Tage zu lesen bekommt. Es passt perfekt zur Handlung, sogar perfekter, als man am Anfang noch denken mag.
Die Nebencharaktere werden ebenso gekonnt in die Handlung mit eingebunden, sodass keiner von ihnen auch nur im geringsten überflüssig ist. Sie alle haben ihre Auftritte, die für die Geschichte wichtig sind, und man lernt schnell, mit ihnen zu sympathisieren. Im Gedächtnis verankert bleiben Dew, Yisle, Mylake und Sage, die eine besondere Bedeutung für Hayden haben. Sie sind einzigartig und vielschichtig auf ihre eigene Art. Ich für meinen Teil mag sie alle sehr gerne und freue mich darauf in Band zwei, der voraussichtlich im Herbst erscheinen soll, mehr von ihnen zu erfahren.
Ich freue mich auch darauf, Haydens weitere Entwicklung zu verfolgen, genauso die Geschichte an sich. Obwohl die meisten Fragen geklärt werden, fällt das Warten auf die Fortsetzung unheimlich schwer. Man will mehr über die Grausamkeit und Brutalität dieser Welt erfahren, in der Menschlichkeit kaum noch existiert. Der Autor hat eine düstere und schreckliche Zukunftsvision gezeichnet, bei der man hofft, sie möge in dieser Art und Weise niemals eintreffen. Es wäre eine erschreckende Vorstellung zu wissen, dass eine solche Zukunft existieren könnte. Wenn man sich als Leser so sehr in eine Geschichte hineinversetzt und bis zur letzten Seite mit den Charakteren mitfiebert, dann hat der Autor wirklich alles richtig gemacht. In meinen Augen ist "Raubzug des Phoenix" eine der besten, wenn nicht sogar die beste, deutschsprachige Dystopie auf dem Markt.
Fazit
"Raubzug des Phoenix" ist trotz kleiner Kritikpunkte eine hervorragende Dystopie und ein fantastischer Auftakt zur Phoenix-Trilogie. D. B. Granzow hat mit diesem Debütroman alles richtig gemacht und begeistert zu Recht zahlreiche Leser - ein aufgehender Stern am Dystopie-Himmel. Die Fortsetzung kann kommen, am besten so schnell wie möglich!
Sanny Binder - myFanbase
11.04.2016
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 09.12.2014Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform
ISBN: 1505436400
Anzahl Seiten: 400
Genre: Kinder und Jugend, Fantasy
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