Auris
Nach einer Idee von Sebastian Fitzek.
Inhalt
Jula Ansorge ist Radiojournalistin und True-Crime-Podcasterin und sie hat ein eigenes Trauma zu bewältigen. Bei ihrer Recherche stößt sie auf den Fall von Professor Matthias Hegel, der ein forensischer Phonetiker ist und das absolute Gehör hat, weshalb er den Spitznamen 'Auris' bekommen hat. Er arbeitet oft mit der Polizei zusammen, allerdings gesteht er auch einen Mord an einem Obdachlosen, der ihm eine lebenslange Haftstrafe einbringt. Jula kommt das Ganze seltsam vor, weshalb sie eigene Nachforschungen anstellt und einen Justizirrtum vermutet. Ihre Recherche bringt aber nicht nur sie in Lebensgefahr...
Kritik
Seit seinem Erstlingswerk "Die Therapie" im Jahr 2006 ist Sebastian Fitzek einer der beliebtesten und bekanntesten Thrillerautoren Deutschlands und aus den Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Jährlich veröffentlicht er mehrere Bücher, die Ideen dafür hat er meistens schon mehrere Jahre zuvor. Mit "Auris" erschien nun ein Buch, das 'nur' auf einer Idee von Sebastian Fitzek beruht und von Vincent Kliesch als Thriller geschrieben wurde. Fairerweise muss ich sagen, dass ich bis zu diesem Buch noch nie etwas von Kliesch gelesen oder gehört habe – ging mir bei Fitzek aber nicht anders. Darauf aufmerksam bin ich eigentlich erst geworden, als das Buch auch erschien und habe mir die Inhaltsbeschreibung durchgelesen, weil ich mir unter dem Titel nichts vorstellen konnte. Aber, dass es dabei um forensische Phonetik gehen sollte und einen Professor, der für einen Mord eine jahrelange Haftstrafe bekommen hat, obwohl er für einen 'simplen' Mord eigentlich viel zu schlau ist, ja, das hat mich dann doch magisch angezogen. Bevor ich zur Handlung komme, möchte ich noch kurz was zum Aufbau des Buches sagen, denn dieses ist wie bei Sebastian Fitzek in kurze Kapitel aufgeteilt, die auch genauso spannend enden und das gefällt mir ziemlich gut, da ich förmlich dazu 'gezwungen' wurde, immer weiter zu lesen.
Der Einstieg in das Buch ist sehr klug gestaltet worden. Mit Matthias Hegel lernen wir die erste Person des Buches kennen bzw. die erste Person, die im Hauptzentrum steht und die Person, die eigentlich viel zu gebildet ist, dass es einem dann doch einen Schreck versetzt, wie er im Gefängnis gelandet ist. Als zweite Person haben wir Jula Ansorge, die durch ihren Urlaub ein Trauma erlitten und ihren Bruder Moritz verloren hat und diesen rehabilitieren will, weshalb sie einen True-Crime-Podcast gestartet hat und dabei auf den Fall von Hegel gestoßen ist und an einen Justizirrtum glaubt und andere (Radio-)Journalisten haben sich schon die Zähne daran ausgebissen. Zugegeben fand ich es aber dann in vielerlei Hinsicht logisch nachvollziehbar, wieso Jula all dem nachgegangen ist, zum Großteil sicherlich auch deshalb, weil sie bei ihrem Bruder ebenfalls an einen solchen Irrtum glaubt und sich vielleicht auch von ihrem eigenen Gedanken und Schmerz ablenken will.
Jula kommt einem sympathisch, aber auch manchmal arg anstrengend in ihrem Verhalten vor, aber es fällt zumindest mir leichter, mich mit ihr auf menschlicher Ebene öfters zu identifizieren, was vielleicht auch der Grundgedanke des Autoren gewesen ist. Er hat sie als Person dargestellt, die einen als Leser*innen an die Hand und mit auf ihre unglaubliche Reise nimmt und man wünscht sich selbst dabei, das Rätsel und Puzzle selbst zusammenzusetzen. Mir fällt es allerdings ein bisschen schwer, näher auf den Inhalt einzugehen, weil dieser doch sehr verworren ist und ähnlich wie bei einem Fitzek gleich mehrere Drehungen und Wendungen nimmt und einem dabei gleich mehrere Puzzleteile in die Hand gegeben werden. Bei diesen ganzen Drehungen und Wendungen kommt Hegel sehr selten sympathisch herüber, sondern vielmehr als jemand, der sich sehr distanziert verhält, aber auch eine Ausstrahlung zu haben scheint, die jemanden wie Jula regelrecht dazu anstachelt, immer weiterzuforschen, warum ein angesehener Mann, der einen absolut guten Ruf genießt, keinerlei Anstalten macht, aus dem Gefängnis befreit werden zu wollen, sondern eher Julas helfende Hand ausschlägt. Die einzelnen Puzzleteile und Hinweise, die Jula mit der Zeit findet, ergeben dann aber letztlich einen Grund, warum Hegel im Gefängnis bleiben will und hier wird in meinen Augen auch dargelegt, dass Eltern wirklich alles tun würden, um ihre Kinder zu schützen. Aber wie gesagt macht das Hegel in meinen Augen nicht gerade sympathischer, sondern eher zu jemanden, der sich lieber ins Schweigen hüllt und man sich die ganze Zeit fragt, warum? Das fragt man sich sogar noch, wenn man die Aufklärung bekommt, weswegen er lieber im Gefängnis verrotten würde oder doch vielleicht sollte?
Eine neue Perspektive für das 'Warum' bekommt man am Ende des Buches. Ich hatte zum Ende hin nämlich immer mehr den Verdacht, dass man nicht davon ausgehen sollte, dass Auris und Hegel zusammengehören, sondern dass Auris – was in der deutschen Übersetzung Ohr bedeutet – dafür steht, dass man – in dem Fall Jula – genau hinhören sollte, denn auf den letzten Seiten gab und gibt es nochmals eine Wendung, die uns eigentlich wieder zu Julas Trauma zurückbringt und dass Hegel (vorerst) nicht die Person ist, die der Dreh- und Angelpunkt ist, aber die Person zu sein scheint, die möglicherweise der Auslöser für alles gewesen ist und dass es da bislang noch gar nicht um die Arbeit von Hegel an sich geht, was am Ende doch eher enttäuschend ist.
Fazit
Mit "Auris" hat Vincent Kliesch den Startschuss für eine Reihe geliefert, die auf einer Idee von Sebastian Fitzek beruht, die aber irgendwie den Titel aus den Augen verliert und man muss doch oft um die Ecke denken. Obwohl der erste Teil mit Cliffhanger endet, kann ich für mich persönlich sagen, dass es enorm wichtig ist, genau hin- und zuzuhören und auch mal andere Perspektiven einzunehmen, weil man dadurch nochmals andere Dinge wahrnimmt, die von großer Wichtigkeit sein könnten.
Daniela S. - myFanbase
27.02.2023
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 02.05.2019Verlag: Droemer TB
ISBN: 3426307189
Anzahl Seiten: 352
Genre: Thriller
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