Bewertung
Fitzek, Sebastian

Elternabend: Kein Thriller (Auch wenn der Titel nach Horror klingt!)

Foto: "Elternabend" von Sebastian Fitzek
"Elternabend" von Sebastian Fitzek

Inhalt

Sascha Nebel befindet sich in seinen 30ern und ist ein Kleinkrimineller – so scheint es zumindest. Eins ist er aber auf jeden Fall: Zur falschen Zeit am falschen Ort. Durch einen unglücklichen versuchten Diebstahl lernt er eine Klimaaktivistin kennen, die ebenfalls vor der Polizei flieht und Sascha einfach mit nach Schilfwerder nimmt – zu einem Elternabend, obwohl er gar nicht der ist, für den er sich ausgibt. So gerät er bei dem Elternabend mit einer ihm unbekannten Frau in ziemlich peinliche Situationen...

Kritik

Sebastian Fitzek gehört seit 2006 zu den erfolgreichsten Autoren, die man aus dem Genre Thriller oder auch Psychothriller kennt. Jährlich bringt er mindestens einen Roman auf den Markt, der von seinen Fans regelrecht verschlungen wird. Im April 2023 erschien der Roman "Elternabend". Sebastian Fitzek hat im Vorfeld schon betont, dass es kein Thriller ist, auch wenn der Titel nach Horror klingt. Genau das hat er auch als Buchtitel verwendet. Das Cover selbst wurde in 'angenehmen' Farben gestaltet und strahlt eine gewisse Ruhe aus. Bevor ich das Buch selbst gelesen habe, habe ich unterschiedliche Kommentare gelesen, die oftmals nicht gerade positiv waren. Oftmals wurde bemängelt, dass es eben kein Thriller ist, wie man es eben gewohnt war von Fitzek. Ich persönlich fand das nicht schlimm, da ich Fitzeks Danksagungen immer sehr amüsant finde und warum sollte er dann nicht mal ein Buch schreiben, was etwas humorvoller ist? Wie er selbst in einem Interview sagte, sollte man das schreiben, was einen bewegt und durch den Kopf geht. Dabei ist es (erstmal) nicht wichtig, ob es jemanden interessiert. Ich mag diese Denkweise und diese Einstellung. Aber nun mal zum Buch selbst.

Ich gebe zu, dass ich mich im Vorfeld gar nicht so sehr über den Inhalt informiert habe. Ich kannte den Titel und wusste, dass es humorvoll werden sollte. Dazu kam meine Fantasie, da ja bei einem Elternabend so einiges passieren kann, was man lustig finden kann. Zumal der Autor meiner Meinung nach einen sehr intelligenten Humor hat, was mir sehr entgegenkommt. Umso überraschter war ich dann, dass ich es gar nicht soooo lustig fand, wie ich mir unbewusst erhofft habe. Das soll aber gar nicht so negativ gemeint sein, wie es vielleicht klingt, denn witzige Stellen hatte dieses Buch schon, aber ich fand im Nachhinein, dass es doch sehr zum Nachdenken angeregt hat. Bei den bisherigen Fitzek-Büchern war es immer so, dass es eine Hauptfigur gibt, die im Mittelpunkt steht und die ein Schicksal hat, welches nach und nach enthüllt wird. Diesmal heißt diese Figur Sascha Nebel. Ein Mann in seinen 30ern, der ein Kleinkrimineller ist – so scheint es zumindest auf den ersten Seiten des Buches, was sich aber nach und nach gar nicht bestätigt, sondern viel mehr in die Tiefe geht. Ihm wird auch eine Frau an die Seite gestellt, die er 'Wilma' tauft, was wohl eine Anspielung auf Wilma Feuerstein sein sollte. Interessant fand ich, wie man sie eingeführt hat – als vermeintliche Klimaaktivistin und man spielt auch ein bisschen damit, dass diese Dinge kaputt machen, um auf sich aufmerksam machen. Ich fand die ersten Seiten des Buches daher etwas in die Irre führend, weil ich dann im weiteren Verlauf das Gefühl hatte, dass das nur zum Anreißen der Geschichte gedient hat und wie der Autor am besten erklären konnte, warum die beiden fliehen müssen.

Bei Sascha oder Lutz – wie er sich beim Elternabend nennen 'muss' – kann man tatsächlich das Sprichwort Zur falschen Zeit am falschen Ort anbringen, denn er nimmt eine Persönlichkeit an, die ihm noch mehr Probleme verursacht, als er sie sowieso schon hat, mit einer Frau an seiner Seite, die er – wie so viele andere – nicht kennt und er sieht sie als brutal an. Dadurch gerät er bei dem Elternabend immer wieder in peinliche und seltsame Situationen, aus denen er sich aber immer wieder herausfinden kann. Ich muss allerdings sagen, dass ich die Situationen lediglich zum Schmunzeln fand und ich manches Mal beim Lesen gedacht habe: Oh Gott, was kommt denn als Nächstes? Als Nächstes kam dann etwas, womit ich nicht gerechnet habe, aber eigentlich sollte: Tiefgang.

Ich habe "Der erste letzte Tag" zwar noch nicht selbst gelesen, durch verschiedene Rezensionen weiß ich aber, dass es zum Nachdenken anregen sollte und auch einen gewissen Tiefgang hatte. "Elternabend" ist da ziemlich ähnlich und vielleicht ist es gerade der Tiefgang, der ein Hauch zu schnell umschlägt, genau das, warum es kritisiert wurde. Ich persönlich finde das nicht schlimm, denn bevor dieser Tiefgang kam im letzten Drittel, war Elternabend eine Satiere, die die heutige Gesellschaft und die gesellschaftlichen Themen aufgreift und auch ausformuliert, aber ohne dabei wertend zu sein, sondern eher darauf abzielt, dass jede*r, der*die das Buch liest, vielleicht auch Personen aus seinem persönlichen Umfeld vor Augen hat, auf die das zutrifft. Zu diesen gesellschaftlihchen Themen gehört auch die Polizei, die hier wahrlich nicht immer Freund und Helfer ist, aber zu meiner Erheiterung beigetragen hat.

Gerne möchte ich noch auf das letzte Drittel eingehen, was in einigen Rezensionen als zu düster bezeichnet wurde. In diesem letzten Drittel ging und geht es um die mentale Gesundheit, die in meinen Augen in der heutigen Zeit und heutigen Gesellschaft umso wichtiger ist und mich hat das letzte Drittel selbst sehr nachdenklich gemacht und man merkt beim Lesen, dass Sebastian Fitzek sich sehr eingehend und einfühlsam damit beschäftigt hat und mehrere Seiten beleuchtet hat. Ich möchte nicht genauer drauf eingehen, denn nur weil Sebastian Fitzek diesmal kein (Psycho-)Thriller geschrieben hat, bedeutet es noch lange nicht, dass man zu viel vom Inhalt verraten sollte.

Fazit

Mit "Elternabend" hat mich Sebastian Fitzek mal wieder in seinen Bann gezogen. Erst hat er mich anfangs ein bisschen verwirrt, dann verwundert, ein bisschen zum Schmunzeln gebracht, aber auch zum Nachdenken und ich glaube, der Titel des Buches sollte sich besonders an Eltern richten, damit sie ihren Kindern zuhören und bestimmte Warnzeichen erkennen und handeln (können). Aber auch die Gesellschaft selbst sollte aufmerksam werden und sein und ich denke, genau diese Botschaft hat der Autor in dieses Buch gepackt.

Zum großen "Sebastian Fitzek"-Special auf myFanbase

Daniela S. - myFanbase
16.10.2023

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