Bewertung
Gabaldon, Diana

Der Ruf der Trommel

"The past is not past if it has caught up with you"

Foto: "Outlander: Der Ruf der Trommel" von Diana Gabaldon
"Outlander: Der Ruf der Trommel" von Diana Gabaldon

Inhalt

Es ist Juni 1767, als Claire und Jamie Fraser damit beginnen, sich in North Carolina ein neues Leben aufzubauen. Zwar sind sie fernab der Heimat, doch mit Ian Murray und Jocasta Cameron gibt es doch ein paar Menschen, die ihnen auch hier familiären Rückhalt geben und so lassen sich die beiden schließlich nieder und beginnen, sich auf Frasers Ridge einzurichten. Das Leben in den Kolonien birgt jedoch auch Tücken, denn die Frasers müssen sich mit den amerikanischen Ureinwohnern gutstellen und in einem weithin unbesiedelten Gebiet für ihren Lebensunterhalt sorgen. Während Claire und Jamie so ihrem Alltag nachgehen, steht auch im 20. Jahrhundert das Leben nicht still, denn Brianna Randall vermisst ihre Mutter sehr und auch wenn sie in Roger Wakefield eine Stütze hat, der sie sich anvertrauen kann, so beginnt sie dann doch, Nachforschungen über den Verbleib von Claire anzustellen. Während Brianna und Roger beide herausfinden, dass den Frasers Gefahr droht, nimmt Brianna die Sache schließlich selbst in die Hand und begibt sich auf die gefährliche Reise in die ungewisse Vergangenheit. Roger folgt ihr schließlich, was eine bedeutende Wendung für die junge Liebe der beiden bedeutet, als die beiden sich im 18. Jahrhundert finden. Doch leider hält die Wiedersehensfreude nicht lange an und als sie dann getrennte Wege gehen, wird es für beide sehr gefährlich und sie sehen sich mit Situationen konfrontiert, in die sie niemals geraten wollten.

Kritik

Der vierte Teil der "Outlander"-Reihe aus der Feder von Diana Gabaldon taucht erneut ein in die Geschichte von Claire und Jamie und hat nichts von dem Charme verloren, den wir aus den ersten drei Bänden kennen und lieben. Das zentrale Liebespaar der Geschichte geht wieder gemeinsam durch dick und dünn, durchlebt Höhen und Tiefen und findet dabei zum Glück am Ende jedes Mal wieder zueinander. Während in "Ferne Ufer" zuletzt die Suche nach Ian im Vordergrund stand, kehrt bei den Frasers dieses Mal zunächst wieder Ruhe ein, als sie ein Fleckchen Erde finden, das sie Zuhause nennen können. Es ist beruhigend zu erfahren, dass sie nach dem exotischen Abenteuer aus dem letzten Band nun wieder etwas alltäglichere Probleme haben, doch natürlich gibt es mit Personen aus Jamies Vergangenheit, den Indianern und dem Bedürfnis, ein sicheres Dasein zu fristen, auch hier wieder Herausforderungen, die ihr Leben ein wenig interessant machen. Dennoch plätschert die Geschichte im ersten Drittel des Romanes erst einmal recht seicht vor sich hin und von einem Spannungsbogen kann man nicht unbedingt reden. Was dafür jedoch gut gelingt, sind die neuen und alten Figuren, die wir treffen. Ian, Fergus und Marsali sind weiterhin Teil der Geschichte, auch wenn es etwas schade ist, dass sie dieses Mal in vielen Teilen aus der zentralen Handlung ausgelagert werden. So ist Ian weder dabei, als die Frasers von einem Bären angegriffen werden, noch als sie zum ersten Mal auf die Indianer treffen und Fergus und Marsali treten aufgrund Marsalis Schwangerschaft nur hier und da in Erscheinung. Einen wichtigen Platz nehmen dafür Jamies Tante Jocasta und sein alter Freund John Grey ein. Jocasta dient als Heimathafen und sichere Anlaufstelle in ungewissen Zeiten, weshalb wir sie gleich mehrmals dabei erleben können, wie sie Jamie und dessen Familie unterstützt. Es ist schön, dass auf diese Weise eine Verbundenheit zu Schottland hergestellt wird, da man sich bei den kleinen Ausflügen dorthin in anderen Kapiteln nach der vertrauten Atmosphäre sehnt. Das Auftauchen von John Grey kam recht überraschend, doch es gibt der Geschichte eine angenehme Wendung, da Jamie die Gelegenheit bekommt, etwas nachzuholen, zu dem er bisher nie die Chance hatte. Auch als John zum zweiten Mal in Aktion tritt, erweist er sich als wahrer Freund und eine echte Bereicherung für die Familie Fraser.

Während die Handlung im 18. Jahrhundert erst etwas ziellos erscheint und man noch nicht abschätzen kann, was in diesem Band das große Abenteuer von Claire und Jamie sein wird, so gibt es im Roman noch einen zweiten bedeutenden Handlungsstrang, denn wir erfahren auch, wie das Leben von Brianna und Roger weiter verläuft. Auch hier scheint erst alles recht ungewiss und man konzentriert sich darauf, ihre Gefühle für einander zu definieren. Nach dem letzten Band hätte ich gedacht, dass sie sich näherstehen, als sie es zu Beginn von diesem Teil tun. Ihre Fernbeziehung schreitet derweil sehr langsam voran, um dann plötzlich mit Rogers Heiratsantrag einen riesigen Ruck nach vorne zu machen. Ich muss sagen, dass ich das Hin und Her der beiden doch recht holprig empfand, besonders da sie nach dem gemeinsam verbrachten Weihnachtsfest scheinbar nur noch Briefkontakt zu einander haben.

Es kommt endlich Schwung in die Geschichte, als wir erfahren, dass Brianna in die Vergangenheit gereist ist und ich bin froh, dass es hier auch ein paar Kapitel gibt, in denen wir die Dinge aus ihrer Sicht erfahren. Schade ist dabei allerdings, dass man nicht wie bei Claire aus Sicht ihrer Figur schreibt, weshalb Briannas Gefühle weiterhin ein Rätsel darstellen. An dieser Stelle war ich auch etwas enttäuscht davon, dass man nach Briannas Reise in die Vergangenheit, die zum großen Teil von der Sehnsucht nach ihrer Mutter angetrieben war, gar nicht mehr auf dieses Thema einging.

Mit dem Wiedersehen von Brianna und Roger nimmt das Buch nun richtig Fahrt auf und lässt einen auf eine baldige Versöhnung der beiden hoffen. Auch die Wiedervereinigung der Familie Fraser ist eines der Highlights des Buches. Von diesem Punkt an schwankt die Geschichte zwischen alltäglichen Erzählungen und dem Versuch, die Spannung hoch zu halten, was streckenweise etwas ermüdend ist. Zwar gibt es immer wieder kleine Höhepunkte, die der Handlung neuen Ansporn geben, doch besonders in Bezug auf Roger fand ich, dass man die Sache hätte vorkürzen können.

Als die Geschichte sich am Ende ein letzten Mal Frasers Ridge zuwendet, fand ich die Erzählweise sehr distanziert, da sie nicht aus Claires Perspektive erfolgte und man damit wieder nicht ganz erspüren konnte, wie es in den Figuren innen drinnen aussieht. Das gilt besonders für Brianna, die für mich ein Buch mit sieben Siegeln bleibt. Dies ist ein interessanter Kontrast zu Claire, mit der man sich mittlerweile tief verbunden fühlt. Ich kann noch nicht abschätzen, ob man uns nur langsam mit Brianna und Roger warm werden lassen möchte, um durch gewisse Unsicherheiten mehr Spannung auszubauen, oder ob es für immer so bleiben wird, dass man in die Köpfe der beide nicht ganz so stark eintauchen kann, so wie es bei Jamie der Fall ist,

Eine Figur, die noch erwähnt werden muss, ist Stephen Bonnet. Er tritt bereits ganz zu Beginn des Buches in Erscheinung und seine Anwesenheit zieht sich konstant durch die Geschichte. Die Figur ist gut gelungen, da sie sowohl etwas Mysteriöses und Gefährliches an sich hat, wie auch eine weiche Seite zu haben scheint, was allerdings nur in extremen Situationen sichtbar wird.

Fazit

Wenn es um Claire und Jamie geht, steht dieser Roman seinen Vorgängern in nichts nach. Doch der Fokus liegt nicht länger nur auf ihnen und wo die Frasers eine Konstante darstellen, so sind Brianna und Roger dann doch ein Liebespaar, das weniger stark verbunden scheint. Insgesamt hat die Erzählweise hier recht gut funktioniert, doch man merkt deutlich, dass man sich in Claire viel besser einfühlen kann. Ich bin gespannt, wie sich dies in den kommenden Büchern entwickeln wird.

Zum Serienbereich zu "Outlander"

Marie Müller - myFanbase
30.10.2024

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