Der Heimweg
Inhalt
Jules Tannberg übernimmt für einen Freund die Schicht als ehrenamtlicher Begleiter beim Heimwegtelefon. Ein Service für Frauen, die sich auf dem Heimweg ängstigen, einsam fühlen oder gar verfolgt werden. So kommt es auch, dass er kurzerhand und versehentlich Klara in der Leitung hat, die die Nummer anscheinend schon im Kurzwahlspeicher hat. Sie hat nicht nur Angst vor ihrem Mann Martin, sie weiß auch, dass der 30. November ihr Todestag sein wird. Um diesem und vor allem Yannick zu entgehen, will sich Klara selbst das Leben nehmen und dabei auch ihre geliebte Tochter Amelie alleine lassen. Jules versucht als Begleiter sie davon abzuhalten, zumal er einen Selbstmord bereits bei seiner Freundin Dajana erlebt hat. Wer ist hier wirklich auf wen angewiesen?
Kritik
Sebastian Fitzek wurde einmal in etwa gefreut, wie er sich so etwas ausdenken kann, wovon seine Bestseller handeln. Seine Antwort darauf fand ich interessant: Wie muss man drauf sein, um so etwas zu lesen? Ja, wie? Die Antwort hat er praktisch jetzt in seinem Werk "Der Heimweg" gegeben. Damit meine ich aber nicht den Inhalt des Buches, sondern was er danach noch geschrieben hat. "Der Heimweg" entstand während der Coronazeit, in der alles lahm gelegt war und niemand wusste, wann wieder 'Normalität' eintreten wird oder besser gesagt, das eintreten wird, was wir bis vor dieser weltweiten Pandemie kannten. Fitzek hatte hier eine interessante Schilderung und meinte, in Ausnahmesituation zeigt sich, zu was Menschen fähig sind und dem stimme ich zu. Dazu muss es nicht mal eine solche Pandemie sein, denn die hat meiner Meinung nach die wahren Charaktere vieler Menschen gezeigt. Aber zu was Menschen fähig sind, zeigt sich meiner Meinung nach auch schon oft, wenn man keine andere Wahl hat, als stark zu sein. Dass er das gerade nach diesem Inhalt geschildert hat, fand ich ziemlich logisch und nachvollziehbar.
Im Mittelpunkt steht Jules Tannberg, der einst bei der 112-Zentrale gearbeitet hat und nach seinem schweren Schicksalsschlag, seine Freundin Dajana zu verlieren, konnte er dort nicht mehr arbeiten und trotzdem hat er eine Schicht seines Freundes als Begleiter des Heimwegtelefons übernommen und bekommt so Klara in die Leitung, die Angst vor ihrem Mann Martin hat und in dieser Nacht schon Schlimmes durchgemacht hat und es ist die Nacht, in der sie sich umbringen will, da sie dem Kalender-Killer zum Opfer gefallen ist und der 30. November ihr Todestag ist. Ich fand es interessant, dass die beiden eigentlich binnen weniger Minuten eine gewisse Vertrautheit aufgebaut haben, was wohl auch an der Verbindung liegt, dass Klara und Jules' Freundin Dajana sich durch den Berger Hof 'kannten' und dass Jules eben durch seinen vorherigen Beruf seine Empathie verfeinert hat.
Wer schon öfters Bücher von Fitzek gelesen hat, der sollte schon mal stärkere Nerven haben, da er ziemlich ins Detail bei den Brutalitäten geht und ich muss auch sagen, an manchen Stellen war es mir nicht gerade so einerlei, besonders weil es seit einigen Jahren die #MeToo-Bewegung gibt, doch beim Lesen hatte ich eher manchmal das Gefühl, man wirift sie über Bord. Es gab wirklich Stellen, bei denen ich dann doch für ein paar Minuten nicht weiterlesen konnte.
Die Kontraste bei diesem Buch sind eigentlich Jules und sein Vater Hans-Christian Tannberg auf der einen Seite, aber auch Klara und Martin auf der anderen Seite. Spannend war daher auch, dass man mit beiden mitleiden, mitfiebern konnte, aber sich selbst dabei immer wieder erwischt hat, - ich zumindest -, wie man immer wieder versucht, beide Handlungen zusammenzusetzen, wie ein Puzzle. Aber ein Puzzle, das farblich so gleich in den Teilen ist, dass sie nicht zusammenpassen wollen und einem noch immer Teile fehlen, die das Gesamtbild ergeben. Bei Fitzeks Büchern dürfte einem nämlich nach all den Jahren klar sein, dass die unterschiedlichen Figuren und deren Handlungen und Schicksalsschlägen irgendwie immer zusammengehören. Doch auch diesmal kam ich immer nur auf die Hälfte, nein, stimmt nicht. Diesmal kam ich tatsächlich nur auf ein Viertel, wie und warum es zusammengehören muss. Jetzt im Nachhinein ist mir klar, dass die Zusammenhänge eher zwischen den Zeilen standen. Bei den einzelnen Kapiteln sind mir hin und wieder die (beabsichtigten) Ungereimtheiten aufgefallen und dennoch kann ich sie mir erst jetzt sinnvoll erklären.
Da ich fast alle Bücher des Autoren gelesen habe, habe ich sie auch in meinen Gedanken miteinander verglichen, also die Handlungen miteinander vergleichen und ich war zeitweise der Ansicht, es sei eine Mischung aus "Die Therapie" und "Der Seelenbrecher". Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen habe, bin ich jetzt nur noch dabei, dass es Ähnlichkeit mit "Der Seelenbrecher" hat.
"Der Heimweg" selbst hat aber auch nochmal offenbart, wie prägend es ist, was man in der Kindheit erlebt hat und wie unterschiedliche Wege Menschen einschlagen, damit sie diese Muster durchbrechen, damit es ihre Kinder einmal besser haben. Das Buch hat aber auch gezeigt, wie manipulierend Menschen sein können, besonders wenn sie auf die kleinsten Dinge ihres Gegenübers achten und wie sehr die Maske fallen kann. Dann findet man sich in einem wahren Albtraum wieder, bei dem man sozusagen vom Regen in die Traufe kommt. Zudem ist das Offensichtliche nicht immer das, nach dem es aussieht.
Fazit
"Der Heimweg" ist in meinen Augen wohl eines der besten Bücher, die Sebastian Fitzek jemals geschrieben hat. Es zeigt eine Kommunikation, die zunächst ein Vertrauensverhältnis aufbaut, welches dann aber wie durch einen Windhauch wieder zerstört wird. Es unterstreicht aber auch, wie wichtig es ist, nicht blindlings wo reinzulaufen und wie wichtig es ist, Ungereimtheiten genauer auf den Grund zu gehen. Es war spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Es wurde für genug Wirrungen und Irrungen gesorgt, die einen letztlich auch zum Nachdenken anregen.
Daniela S. - myFanbase
16.01.2025
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 21.10.2020Verlag: Knaur TB
ISBN: 3426519461
Anzahl Seiten: 400
Genre: Thriller
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