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Laufenberg, Maria

Im Schatten der goldenen Moschee

In Deutschland in den 70er Jahren begegnet Susanne dem Iraker Karim, sie heiraten, bekommen zwei Kinder und entschließen sich schließlich fortan im Irak zu leben.

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Inhalt

In Deutschland in den 70er Jahren begegnet Susanne dem Iraker Karim, sie heiraten, bekommen zwei Kinder und entschließen sich schließlich fortan im Irak zu leben.

Kaum im Irak angekommen, wird Susanne bewusst, welche Umstellung das Leben im Irak für sie bedeutet: Im konservativen Viertel Kadhumein, im Schatten der goldenen Moschee, muss sie sich mit den Sticheleien und Demütigungen der Schwiegermutter rumärgern, auf engstem Raum mit der Schwiegerfamilie leben, die Intrigen der Schwägerin ertragen und hart arbeiten. Freiheit und Emanzipation sind Fremdwörter, vom westlichen Lebensstil keine Spur. Ihre Kinder passen sich jedoch schnell dem irakischen Leben an und integrieren sich in die Familie, nur Susanne behält ihre Außenseiterstellung.

Aus Liebe zu Karim und durch dessen Untestützung und Liebe hält sie jedoch durch, kämpft für ein angenehmes Leben und bleibt trotz vieler Schicksalsschläge und des Krieges, der auch sie unmittelbar betrifft, im Irak. Weiterhin hält sie auch Kontakt zu ihrer Familie in Deutschland. Besonders als ihre Kinder erwachsen werden, stellen sich neue Probleme und zum Glück ist Karim ein liebevoller und offener Vater und steht insbesondere seiner Tochter bei. Selbst das Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter Latifa verändert sich zusehends.

Kritik

Gerade über das Thema "binationale Beziehungen" wurden schon viele Bücher verfasst, gerade Horrorberichte über gescheiterte Ehen, gespickt mit Hass und Vorurteilen gegenüber der anderen Kultur. Dieses Buch ist jedoch eine positive Überraschung, auch wenn es schonungslos die Probleme aufzeigt, die kulturellen Unterschiede und Tücken.

Susannes Empfindungen sind verständlich, gut aufgezeichnet und spiegeln sowohl die kulturelle Anpassung als auch die üblichen, kulturunabhängigen Konflikte in Familien wieder. Man kann sich sofort in ihre Gedankenwelt einfühlen.

Liebe ist ein zentrales Thema, denn ohne die Liebe zu Karim und auch dessen Liebe, Zuneigung und Unterstützung würde es Susanne wohl nicht lange aushalten. Karim ist Iraker, Muslim, liebevoll, offen und keinesfalls so klischeebehaftet wie die meisten Muslime hier dargestellt werden.

Das Buch gibt ebenfalls Einblicke in die politische Lage des Iraks und kann eigentlich auch als examplarisches Beispiel für das Leben dort während der Kriegswirren gesehen werden.

Große Ereignisse kann man jedoch nicht erwarten, es ist ein emotional geladenes Buch, voller Erinnerungen, persönlicher Eindrücke und zwischenmenschlicher Kommunikation. Für Actionfans also nicht geeignet, eher für Frauen oder einfach Interessierte an der arabischen Welt.

Julia H. - myFanbase
29.07.2006

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