"Wer bist du zur blauen Stunde?" – Eine ganz besondere Mangareihe
Die blaue Stunde bezeichnet die besondere Färbung des Himmels während der Dämmerungszeit nach Sonnenuntergang und vor Eintritt der dunklen Nacht. Eine spezifische Atmosphäre, die dieser Manga ganz besonders drauf hat.
Vier Bände gibt es insgesamt, erhältlich bei Carlsen. 2015 startete die Serie, die im Original "Shimanami Tasogare" heißt, und lieferte direkt einen Hinweis auf die damals stattfindende Gleichsetzung der gleichgeschlechtlichen Ehe in den USA. Denn im Grunde deckt "Wer bist du zur blauen Stunde?" das gesamte LGBTQ-Spektrum ab – und Allys, also heterosexuelle Verbündete der Community, gleich mit. Aber Vorsicht bei der Lektüre: Mit Homophobie wird dennoch nicht gespart!
Denn dieser ist der Schüler Tasuku Kaname zunächst ausgesetzt und sein Kumpel Tachibana macht es unwissentlich ebenfalls nicht gerade besser. Aber Fakt ist: Tsubaki aus dem Volleyballteam seiner Schule gefällt ihm und auch schon in der Vergangenheit hat sich Tasuku zu Jungs hingezogen gefühlt. Er schämt sich für etwas, das für alle offensichtlich ist: "Ich bin vielleicht schwul", wird er später gepeinigt zugeben.
Doch dafür braucht es Hilfe aus einer sehr unerwarteten Richtung: Er lernt die geheimnisvolle Frau Jemand kennen, die sich vom Dach eines Hauses stürzt und dies unbeschadet überlebt. Als Tasuku ihr zur Hilfe eilt, führt die putzmuntere Frau Jemand ihn in ihre "Lounge". Hier treffen sich verschiedenste Charaktere, deren queere Hintergrundgeschichte sich langsam entfaltet.
Da wäre beispielsweise das lesbische Pärchen Haruko und Saki. Diese avancieren schnell zum Vorbild für Tasuku. Bald möchte er selbst als Beispiel agieren und nimmt den jungen Misora unter seine Fittiche. Aber nicht immer läuft alles glimpflich ab und so wird "Wer bist du zur blauen Stunde?" eine Geschichte über Schubladen und warum wir so sind, wie wir sind.
Mangaka Yuki Kamatani, selbst asexuell und non-binär, wollte sich bewusst mit dem Thema sexuelle und geschlechtliche Identitäten in einem Manga beschäftigen, weil diese Abarbeitung so in keiner Form in der japanischen Popkultur vorlag. Aber nicht nur mit dem Thema wurde eine einzigartige Geschichte geschaffen: Stilistisch ist "Wer bist du zur blauen Stunde?" so üppig, dass man sich kaum satt sehen kann. Band 2 hat beispielsweise ein wunderschön verbindendes Goldfischelement. Ebenso spielt der Handlungsort Onomichi, Hiroshima, eine große Rolle, was direkt Fernweh weckt.
Besonders schön neben der gewaltigen Bildsprache ist es zu sehen, wie sich Tasuku im Laufe der Kapitel verändert. Verletzt er sich zunächst mit all dem Scham und der Verleugnung selbst, beginnen seine Gesichtszüge irgendwann doch zu strahlen. Daher ist "Wer bist du zur blauen Stunde?" ein absolutes Lesemuss für alle, die nach einem tiefgründigen Mangaerlebnis suchen.
Simone Bauer - myFanbase
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