Bewertung

Review: #2.08 Kollision

Foto: Copyright: 2005 Touchstone Television. All rights reserved. No Archive. No Resale./Mario Perez
© 2005 Touchstone Television. All rights reserved. No Archive. No Resale./Mario Perez

Bei der Tour de France gibt es sie, und LOST hat das Konzept erfolgreich adaptiert. Worum geht es? Um Überführungsetappen. Genauer: Die Fahrt von A nach B bloß um des Ortwechsels wegen. Übertragen auf LOST heißt das: Endlich findet zusammen, was zusammengehört, und viel mehr an Erkenntnis ist auch nicht gewonnen. Allerlei "In-die-Arme-Faller" am Schluss bezeugen die glückliche Wiedervereinigung, deren geradezu kathartische Wirkung wohl nicht von langer Dauer sein wird.

Was noch? Wir sind schlauer, was Ana-Lucia angeht. Sehr schön noir-mäßig das Ganze, keine Erlösung für gepeinigte Seelen. Und natürlich die Ellipse: Was ist passiert bis zum Flug, der alles veränderte? Bemerkenswerter- oder ungeschickterweise (multiple choice, bitteschön) scheinen es die Macher darauf anzulegen, mit Ana-Lucia einen sehr problematischen Charakter zu etablieren. Sofern man nicht noch in den nächsten Episoden eine saubere Konfliktlösung, inklusive durchschlagenem Gordischen Knoten der verwickelten Gemengelagen innerhalb der Psyche unserer so erlösungsresistenten Ex-Polizistin nachschiebt. Ich bin selbst beeindruckt von diesem letzten Satz.

Die Flucht in den Sarkasmus mag damit zusammenhängen, dass ich sonst über diese Folge gar nicht so viel zu sagen weiß. Das "Duell" der zwei verkrachten Existenzen Ana-Lucia und Sayid war mir zu nachlässig inszeniert und psychologisch so unbedingt plausibel fand ich es auch nicht. Natürlich: Der eine erkennt in der Seele des anderen den verwandten Nukleus aus Schmerz und Wut, aus Schuldgefühl, Zweifel und Verlust. Und durch dieses Erkennen heben sich die Rechnungen gegeneinander auf, weil man, indem man um den anderen weiß, auch um sich selbst weiß. "Wir sind beide schon tot." Ha! Nehmen wir den Satz doch aus Spaß an der Freude mal wörtlich. Das wäre mal ein guter Witz.

Der Rest. Sawyer, Jack und Kate. Unsere muntere Triangel wird sicher noch schriller klingen als heute, wo Kate erstaunlich sanft und liebevoll um die Genesung unseres bad guys gerungen hat. Die Interaktion zwischen den Dreien hat schon immer Spaß gemacht und auch wenn das Auftauchen Ana-Lucias die erotischen und sonstigen Spannungen des Dreiergestirns erstmal ein wenig entschärfen dürfte - irgendwann kracht's im Karton. Ach ja, Ana-Lucia und Jack: Bitte nicht. Für eine derart komplizierte Beziehungskiste ist mir LOST zu schade. Schickt die Alte in den Urwald zurück. Nein, ganz so böse mag ich auch nicht sein. Aber Terminatrix hat sich ja schon selbst isoliert, ist psychisch deformiert und traumatisiert, was sie zwar für den Fortgang der Handlung zum unberechenbaren Faktor mutieren lässt - aber man muss sich nun mal auch mit einem Charakter identifizieren können. Und Ana-Lucia verhindert das systematisch. Der kaltblütige Racheplan, die Hinrichtung - sie hat eine Bürde zu tragen, die alle Brücken stürzen lassen musste. Gerade diese Verweigerungshaltung ist aber dann doch wieder die bemerkenswerte Konsequenz an ihr. - Ich höre besser auf.

Damit wären wir am Ende. Nein, ganz doch noch nicht. Ich möchte am Schluss noch meine neueste LOSTheorie ventilieren: Das sind alles nur Schauspieler!!! Sorry, ein blöder Gag muss sein. In diesem Sinne: See you at LOST!

Melanie Holtmann - myFanbase

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