Review: #2.08 Kollision

Endlich: Die Tailies treffen die Losties

Ganze acht Episoden mussten wir darauf warten: endlich lernen die Tailies die Losties kennen, endlich finden alle (alle?) Überlebenden zueinander und damit bekommen wir hochexplosiven und interessanten Stoff für die kommenden Episoden dieser Staffel. Wir haben neue Bekanntschaften, neue Beziehungen, die sich aufbauen werden können und neue Feindschaften, die sich sicherlich entwickeln werden. Unter einem guten Stern steht das Zusammentreffen schon mal nicht: Shannons Tod ist die dunkle Wolke, die über allem hängt und sicher noch für viel Furore sorgen wird.

Tote Seelen: Ana und Sayid

Die Konfrontation von Ana-Lucia und Sayid stellt eindeutig das Zentrum dieser Episode dar und damit haben die Autoren zwei äußerst selbstsichere und starke Charaktere in eine Situation geworfen, die schwieriger nicht sein könnte: sowohl Ana als auch Sayid können skrupellos sein, sie scheuen vor Tod und Schmerz nicht zurück und wissen beide, dass der andere sie sofort umbringen könnte. Interessanterweise führt diese prekäre Lage dazu, dass beide für sich selbst etwas erkennen, sich weiterentwickeln: Ana wird klar, dass sie damals jemanden eiskalt ermordet hat und gesteht sich ihre Schuld letztlich ein. Sayid schafft es, das Verlangen nach Rache zu unterdrücken und zeigt wahre Stärke. Betrachtet man diesen Konflikt genauer, so ist es ironischerweise Sayid, der durch seinen Verzicht auf Rache Ana dazu bringt, sich ihrer unmoralischen Rache, ihrer Schuld von damals, bewusst zu machen.

So ist Sayids Reaktion eine wirklich Vorbildliche, ein Zeichen dafür, wie sehr er sich in den letzten 40 Tagen geändert hat. "What good it would be to kill you if we're both already dead?" fragt er Ana. In diesen Worten liegt seine Stärke, die er in dieser Episode zeigt.

Stille Trauer

Woher nimmt Sayid aber diese Stärke? Denn eine Sache, die mich nicht komplett überzeugt hat, war Sayids viel zu ruhige Verarbeitung von Shannons Tod. Zwar schrie er im Regen, als er die tote Shannon in den Armen hielt, aber als er dann nach Anas Schlag wieder zu sich kam, war er da nicht zu ruhig? Zu friedlich? Oder war er einfach apathisch, versunken in seiner Trauer um Shannons Tod? Man kann es so und so sehen.

Sicherlich bedenken müssen wir auch, dass Sayids und Shannons Liebe sehr jung war. Sie kannten sich seit 40 Tagen, verliebt hatten sie sich erst vor zwei, vielleicht drei Wochen. Der Beziehung, obwohl sie durchaus nett war, stand ich schon immer skeptisch gegenüber. Aber hätte Sayid nicht schreien und weinen und treten und fluchen sollen?

Rambolina oder: eine Frau sieht rot

Ana-Lucia Cortez. Erstmal voraus: Ich kann sie nicht leiden. Überhaupt nicht. Aber heißt das, dass ich sie deswegen uninteressant finde? Keineswegs.

Passend zum Geschehen auf der Insel bekommen wir in #2.08 Kollision einen Einblick in Anas Leben, eine äußerst gute Entscheidung der Autoren, denn so bringen sie im richtigen Augenblick die richtigen Informationen, die auch alle Ana-Hasser zumindest dazu bringen können, etwas Verständnis für sie aufzubringen. Wie nicht anders zu erwarten war, sehen wir, dass Ana Polizistin ist. Doch noch vielmehr: ihre eigene Mutter ist ihr Boss (fällt sie euch auch auf, die Parallele zu Jack?) und sie selbst verlor ihr ungeborenes Kind bei einer Schießerei. Es ist nicht zu bestreiten, dass Ana schon so einige Tiefen im Leben zu überwinden hatte. Doch die Art und Weise, wie sie mit den Dingen umgeht, lässt einen schon überlegen, ob die Frau sich nicht vielleicht für ein Anti-Aggressions-Programm anmelden sollte.

Und so hat man zwar die ganze Zeit über das Gefühl, man müsste Ana mal eine verpassen (liegt vor allem an Michelle Rodriguez, sorry Michelle-Fans), aber kann dem Charakter doch einiges an Potenzial abgewinnen. Das ist wiederum der Genialität der Scriptwriter zuzuschreiben, die es immer wieder schaffen, Charaktere nicht nur schwarz und weiß zu porträtieren, sondern mit unheimlich vielen Nuancen dazwischen.

Kollisionen

Ja, wie der Titel es schon sagt, in #2.08 Kollision kollidiert einiges miteinander: nicht nur die Tailies mit den Losties und Ana mit Sayid, wir haben auch viele Zusammen- und Wiedertreffen, die für mich eigentlich den Höhepunkt der Episode darstellten: so sehen sich endlich endlich Rose und Bernard wieder, was selbst den wackersten "Lost"-Fan zu einer Träne rühren mag. Wunderbar auch das Wiedersehen zwischen Jin und Sun. Weiterhin haben wir Michael und Jack (die sich mit einer freundschaftlichen Umarmung begrüßen, klasse), Jin und Charlie (die sich freudig umarmen, ebenfalls klasse), Mr. Eko und Locke (geniale Situationskomik) und natürlich Sawyer, Kate und Jack.

Die Dreiecksgeschichte zwischen Sawyer, Kate und Jack war schon lange nicht mehr angesprochen worden und nun da man die Sache wieder aufgriff, knisterte die Luft umso mehr vor Spannung. Erst flirten Kate und Jack beim Golf spielen, dann sorgt sich Kate so rührend für Sawyer, dass Jack gar nicht anders kann, als wegzusehen. Auch wenn mich Kate in dieser Episode wahnsinnig genervt hat (sorry Kate-Fans) – es war spannend. Und Jack konnte einem wirklich Leid tun.

Nachdem was in dieser Folge so alles kollidiert ist - und zwar auf spektakuläre Weise – wird es in #2.09 Was Kate getan hat sicherlich dramatisch werden: denn dann werden wir die Auswirkungen dieser Kollisionen zu sehen bekommen...

Maria Gruber - myFanbase

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