Cologne Conference - Interview mit Jon Hamm
Im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Beziehung zwischen Peggy und Don hält Jon Hamm alles für möglich. Er glaubt zwar, dass Peggy für Don nicht in romantischer Hinsicht interessant ist und er wäre überrascht, wenn sich doch etwas zwischen den beiden entwickeln würde, aber auf der anderen Seite sei er auch schon oft von Dons Handeln überrascht gewesen. In Peggy, meint Jon, sehe Don Draper sich selbst, daher fordere er sie ständig heraus. Zusätzlich wisse Don, dass Menschen, die nicht durch ihren Stand bevorteilt sind, doppelt so hart arbeiten müssen wie andere. Dem Einwurf der italienischen Journalistin, daran habe sich bis heute nicht viel verändert, stimmte Jon ohne zu zögern zu.
Für die zentrale Ironie der Serie hält Jon die Tatsache, dass Draper in der Werbung für die Verbraucher definiert, was sie glücklich macht, während er sein Glück selber nicht finden kann. Er unterdrücke alles, was ihn aus seiner Vergangenheit belastet, und bau seine Existenz auf einem unehrlichen Fundament auf. Sowas müsse irgendwann bröckeln. Jon meint, dass man durchaus überlegen könne, ob Draper mit damit nicht für Amerika oder die amerikanische Kultur als solche steht.
Für die weitere Entwicklung des Don Draper wünscht Jon sich, dass er sich jemandem öffnen kann, ohne dass dies distaströse Folgen nach sich zieht. Er weiß nicht, ob Serienmacher Matthew Weiner das Ende der Serie bereits im Kopf hat, er geht aber davon aus. Auf die Frage, ob er am Ende der Serie den endgültigen Fall des Don Draper angelehnt an das Bild aus den Credits sieht, äußert er seine persönliche Einschätzung, dass dies nicht so richtig zu Matthew Weiner passen würde. Er hoffe aber, anschließend wieder mit uns zusammensitzen und das Ende diskutieren zu können. So ein charmanter Mann!
Sehr freute sich Jon über Fragen nach seinen Ausflügen in den komödiantischen Bereich. In der Eröffnung der diesjährigen Emmys war er in einem Einspieler beim Tanz mit Betty White ("Golden Girls") zu sehen, bei dem er außerordentlich viel Spaß hatte, und anschließend auch in der Live-Performance beim Tanzen mit einigen der "Glee"-Darsteller und Tina Fey. Jon betonte, wie beängstigend die Vorstellung, vor Live-Publikum tanzen zu müssen, war, da er nunmal definitiv kein Tänzer sei und auch keinerlei vergleichbare Übung wie die "Glee"-Kids darin habe. Er erzählte, er habe gemeinsam mit Tina gehofft, man werde sie in die hintere Reihe stellen, aber dem war nicht so, sie landeten in der vorderen Reihe. Trotzdem hat ihm dieser Auftritt einen riesigen Spaß gemacht.
Tina Fey kannte er ja bereits aus seinem Gastauftritt in "30 Rock", wovon er ein großer Fan ist. Seiner Meinung nach ist die Serie die witzigste, die das TV zu bieten hat, und er empfand es als große Ehre, mit Leuten wie Tina und Alec Baldwin spielen zu dürfen. Er sagt, er wähle seine Rollen, die er neben Don Draper annimmt, gerne auf der einen Seite so, dass er dort eine ganz andere Seite von sich zeigen kann, zum anderen aber spielt er speziell auch gerne mit Schauspielern, die er als besser als sich selbst betrachtet, um von ihnen lernen zu können. Tina und Alec gehören für ihn genauso dazu wie Ben Affleck, mit dem zusammen er im aktuellen Kinofilm "The Town" zu sehen ist. Was seine Teilnahme an der Live-Episode von "30 Rock" angeht, ist er sehr nervös, fühlt sich aber in der Gruppe dieser talentierten und guten Darsteller relativ sicher und glaubt, dass es sehr witzig werden wird.
Die italienische Journalistin fragte Jon noch nach seiner Meinung zum Internet und ob er es für gefährlich halte, dass man darüber so leicht Zugriff auf z.B. Serienepisoden hat. Seine spontane Antwort darauf war "Nein!" Er begrüßt den Wandel der Industrie und die damit verbundenen Möglichkeiten durchaus. Natürlich sei es schade und vor allem auch unfair, wenn Leute sich etwas illegal herunterladen, aber ihm sei es vor allem wichtig, dass mehr Leute sich damit beschäftigen und eben auch darüber schreiben können, was er selbst liebt, nämlich das Produkt seiner Arbeit wie z.B. "Mad Men".
In Anlehnung an einen aufgebrachten und zynischen Ausspruch Don Drapers gegenüber Peggy in "Mad Men" ("I'm glad this is an environment where you feel free to fail!") wurde Jon gefragt, ob er sich "free to fail" fühle. Er erklärte, er habe das Gefühl, sich jetzt vielleicht eher mal einen Ausrutscher leisten zu können als früher. Letztlich müsse man bei der Schauspielerei bereit sein, Risiken einzugehen. Von außen betrachtet wagt man zu bezweifeln, dass ein Mann von Jon Hamms Format mal wirklich eine ganz falsche Rolle wählen wird, er selber aber sagte dazu: "Oh, you watch!"
Nicole Oebel - myFanbase
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