Sky Blue Sky

"Sky Blue Sky" verfügt nicht nur über eine fast therapierende Wirkung, sondern stellt eine logische Weiterentwicklung einiger Elemente dar, die sich teilweise bereits auf "A Ghost Is Born" herauskristallisiert hatten.

Aber auch wenn die Melodien noch detaillierter herausgearbeitet sind, die Stücke allesamt bodenständiger sind als die jedes anderen Wilco-Albums und Songs wie "Either Way" direkt geschmeidig wirken, lässt sich mit dem schalen Begriff "poppig" rein gar nichts erklären. Zwar haben Tweedy und Co dieses Mal auf zerstörerische Experimente verzichtet, ihren Stücken aber keineswegs das Eigenleben genommen: Es wirkt so, als wäre jeder Titel eine logische Konsequenz seiner selbst – würden alle ihren Songs eine eigene Seele und genug Raum zur Selbstentfaltung zugestehen, müsste man sich nie wieder mit platten, inhaltslosen Popsongs abgeben.

Die Melodien entwickeln sich wie von selbst, bauen sich gegenseitig zu kleinen Kunstwerken auf und warten, bis sich die Wogen wieder glätten – so kann aus beruhigend Dahinplätscherndem schnell etwas völlig Unerwartetes entstehen. Diese Instrumentalteile, die wie in "You Are My Face" stark an den Southern Rock der älteren Generationen erinnern, fügen sich dennoch wie selbstverständlich in die Songgebilde ein, ohne deren Fluss zu verhindern – irgendwie finden die Töne immer den Weg zurück zu ihrem Ursprung.

Denn dort sitzt Jeff Tweedy mit seiner Gitarre in der Hand unter dem vielbesungenen blauen Himmel und verleitet mit angenehmerer Stimme denn je und leichtfüßigen Melodien zum Träumen und Schwelgen. Auch wenn "Sky Blue Sky" für manche nicht die wirre Genialität eines "Yankee Hotel Foxtrot" aufzuweisen hat, so bleibt es doch ein grundehrliches Album, das an manchen Stellen direkt fetzig wird – Paradebeispiel: "Walken" – und an anderen Stellen dazu auffordert, die Seele baumeln zu lassen (persönliches Lieblingsstück: "Impossible Germany"). Und wenn diese Musik ihrem Erzeuger so gut getan hat, welche Auswirkungen muss sie dann erst auf die Hörerschaft haben...

Anspieltipps:

Impossible Germany

Walken

What Light

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