Getting Away with Murder
2 Jahre nach “lovehatetragedy” wird es langsam wieder Zeit für Output von den 4 Jungs rund um Sänger Coby Dick. Nachdem sich bei LHT die Presse förmlich ob der „Weiterentwicklung“ und „Erwachsenwerdung“ von Papa Roach überschlagen hat (ganz im Gegensatz zu meinereiner, ich schätze immer noch „Infest“ige Soundwände), habe ich nun die schlechten Kritiken förmlich vor Augen. Back to the roots? – Nun ja, nicht ganz, aber einfach mal weiterlesen...
Balladesk beginnen die ersten Takte von "Blood", bevor das ganze in eine richtig geil groovende Nummer explodiert, wobei die Gitarrenarbeit teilweise etwas an den Megahit "Last Resort" erinnert. Ein gelungener Start.
Soundmäßig hält "Not Listening" durchaus mit, wenn auch lyrischer Stumpfsinn verzapft wird: "I’m not listening not anymore / the more I learn the more I know" … Naja, hallo Volksschule …
Eine echte Soundwand kommt einem in "Stop Looking" entgegen. Komplexe Rhythmusstrukturen in den Versen – werden Papa Roach jetzt progressiv? Auf jeden Fall wunderbar druckvoll und flott. Dann noch ein paar finnische Deathmetal "Right Now" Shoutings, insgesamt aber ein sehr guter Song.
Bei "Take Me" fühl ich mich erst einmal an Lostprophets erinnert: Sowohl Gitarrenarbeit als auch Vocals erinnern mich stark an die 6 Waliser. Heißt aber nicht, dass es schlecht ist … Im Gegenteil, wer "Start Something" etwas abgewinnen konnte, dem wird der Track gewiss gefallen.
Kommen wir zur Vorabsingle "Getting Away with Murder", die auch dem Album als Name diente. Ein beißendes Bassriff und wenig gemutete Gitarre unterlegen die Verse, bevor man im Chorus erneut vor eine Soundwand gestellt wird. Ein echter Mitgröhlsong, wie es sich für eine Single gehört. Und plötzlich hört der Song auf, ganz ohne Schluss. Krass.
"Be Free" könnte ein Song aus der Feder von Ohrwurmgenie Danko Jones sein. Ohne dass man den Song kennt, beginnen sofort die Knie zu zucken. Rock’n’Roll, yeah! Ich bin auch "Sick and tired of being sick and tired" …
Nr. 7 – "Done with You” – klingt für mich wie Blink 182 mit ordentlich aufgedrehtem Gitarrenverzerrer und besserem Gesang – ein bisschen Punk hat noch keiner Nu-Metal-Band geschadet und auch Papa Roach passt das 5-Akkord-Schema, mal gemutet, mal highspeed gestrummt, nicht schlecht.
"Scars" ist eine nachdenkliche Power-Ballade, teilweise schon fast hymnenhaft. Mittlerweile glaub ich, es gehört schon fast zum guten Ton, dass jede Rockband einen etwas balladesken, unecht wirkenden Song auf die Disk presst und auf diese Weise Variabilität vorzutäuschen. Schuster bleib bei deinen Leisten, Papa Roach bleibt bei Gitarrenwänden und Shouting – so kennen wir euch und so mögen wir euch!
Gott sei Dank kehren sie bald wieder zur alten Form zurück und legen mit "Sometimes" ein sehr eingängiges, kräftiges Stück Rock vor. Auch dieser Song beginnt ruhig, bevor sich vor dem Hörer eine Gitarrenwand aufbaut. Der Sound packt einen und wieder zucken die Knie.
In "Blanket of Fear" lehren komplexe Rhythmen nachspielwillige Gitarrenanfänger das fürchten, alles in allem ist mir dieser Song allerdings zu eintönig, um mehr als diesen einen Satz darüber zu schreiben.
Mit "Tyranny of Normality" folgt noch eine punkige Nummer, bevor die Platte mit "Do or Die" erneut wunderbar hymnenhaft ausklingt.
Also wollen wir die 12 Songs mal kurz als Gesamtheit analysieren: Nach der aalglatten Produktion von "lovehatetragedy" sind Papa Roach wieder frecher geworden, es klingt nicht mehr, als stamme der Gitarrensound zu 75% aus dem Mischpult des Produzenten. Mir persönlich haben die Songs, die auf Gitarrenwände verzichten, zuviel Fokus auf Drums ("Not Listening", "Getting Away with Murder", "Scars"), wobei mir besonders die Überdosis Becken gewaltig auf die Nerven geht. Bei einigen Songs wird – rein objektiv – der Gesamtsound durch übergroße Gitarrenwände etwas verwaschen ("Not Listening", "Stop Looking"), was aber irgendwie typisch für punkige Nu-Metal-Bands ist, und mit diesem Album haben Papa Roach definitiv punkige Songs vorgelegt. Allgemein sind die 4 eingängiger geworden, auf die – zugegeben teilweise lächerlichen – Rapeinlagen von "Infest" und teilweise auch "lovehatetragedy" wurde verzichtet und man hat das Gefühl, dass Coby an seiner Stimme gearbeitet hat.
Fazit: Ein grundsolides Rockalbum mit einigen Höhepunkten, einer Papa Roach untypischen Ballade ("Scars") als Tiefpunkt und auch mit jeder Menge Songs, die durchaus MTViva-Potenzial hätten – soll heißen mainstreamtauglich sind. Wem "Infest" gefiel, der wird auch "Getting Away with Murder" gut finden, ob "lovehatetragedy"-Jünger mit dem neuen-alten Sound allzu glücklich werden, wage ich zu bezweifeln. Praktisch alle Songs sind absolut partytauglich und tanzbar, weshalb ich über die teilweise auftretende Eintönigkeit hinweg sehe und einen Punkt mehr vergebe, als das Album wahrscheinlich verdienen würde: 4 Punkte.
Anspieltipps: Blood, Not Listening, Sometimes
Clemens - myFanbase
Tracks
CD 1 | 1. | Blood | ||
2. | Not Listening | |||
3. | Stop Looking | |||
4. | Take Me | |||
5. | Getting Away with Murder | |||
6. | Be Free | |||
7. | Done with You | |||
8. | Scars | |||
9. | Sometimes | |||
10. | Blanket of Fear | |||
11. | Tyranny of Normality | |||
12. | Do or Die |
Clemens - myFanbase
01.09.2004
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 30.08.2004Veröffentlichungsdatum (DE): 30.08.2004
Genre: Hard n Heavy, Rock
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